Almoshof II
- Abgegangener Herrensitz, „Praunscher Sitz“ (Abbruch ca. 1870)
- Irrhainstraße 19-25
- Stadt Nürnberg
Nach den Annalen des Johannes Müllner von 1623 wurde der später Praunsche Herrensitz zu Almoshof um das Jahr 1524 von der Familie Starck neu erbaut. Zwei Jahre später beschwerte sich Markgraf Kasimir im so genannten „Neugebäu-Prozess“ vor dem Reichskammergericht, diese „neue Kemenate“ sei aus Quadersteinen 30 Schuh (ca. 9 m) hoch auf einem Grundriss von 45 Schuh (ca. 13,5 m) im Quadrat erbaut und von einer 10 Schuh (ca. 3 m) hohen Mauer umgeben worden.
Dass es einen Vorgängerbau gegeben hatte, legt das durch Ulrich Starck 1521 erneuerte Öffnungsrecht der Reichsstadt Nürnberg nahe. Vermutlich war er einer der drei Herrensitze, die in der Erkundung der Landschaft aufgezählt werden, die 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges unternommen wurde. König Sigmund hatte bereits 1428 Ulrich und Hans Starck mit einem Reichslehen zu Almoshof belehnt.
Am 2. Januar 1537 veräußerte Ulrich Starck den Herrensitz „zum Malmeshoff“ mit allen Gebäuden, Mauern, dem Zwinger, Garten und Zubehör an Nicklas Praun. Dessen Nachfahre Hans Praun erlebte 1552 die Zerstörung des Sitzes durch markgräfliche Truppen. In den Jahren danach wurden zunächst nur Nebengebäude wieder aufgebaut, in denen eher provisorische Räume für zeitweilige Aufenthalte der Herrschaft eingerichtet wurden. Der 1578 verstorbene Stephan II. Praun führte den Sitz der Praunschen Familienstiftung zu. 1607 nutzten daher die drei Brüder Paulus, Hans und Jacob Praun den Sitz gemeinsam. Da sie alle Familien mit Kindern hatten, klagten sie über beengte Verhältnisse. Der Sommersitz verfügte angeblich nur noch über zwei kleine Stuben und im Obergeschoss über nur eine Kammer für jede Familie. Die Herren wünschten eine Erweiterung, auch weil sie damit rechneten, irgendwann einmal vor einer Seuche aus der Stadt fliehen zu müssen. Die Brüder beantragten zunächst die Überbauung eines offenen, mit Zinnen bekrönten Wehrgangs, der das kleine Herrenhaus mit dem benachbarten Voithaus verband. 1608 änderten die Brüder ihren Plan und wollten nun im Hofraum ein größeres Herrenhaus errichten, das im Erdgeschoss auch einen Saal beherbergen sollte.
Nach weiteren Änderungen wurde schließlich 1611 dem Bau an der Stelle eines abzubrechenden Gartenhauses zugestimmt. Es sollte ein zweigeschossiges Satteldachgebäude mit Turmerkern an den vier Hausecken werden. Es ist nicht zu belegen, ob der Neubau unmittelbar nach diesen Vorgängen oder erst nach weiteren Verhandlungen ausgeführt wurde. Die baulichen Anstrengungen der Familie Praun wurden jedoch 1632 durch die kaiserliche Soldateska zunichte gemacht. 1633 wollten Friedrich und Christoph Praun im abermals vom Krieg gezeichneten Herrensitz zumindest das Kellerhäuslein, dessen Obergeschoss bisher als „Sommersalettl“ genutzt worden war, für eine Voitwohnung in Stand setzen.
Der bis zum Ende des 30-jährigen Krieges wiederhergestellte Herrensitz blieb schließlich bis zum Aussterben der älteren Linie der Familie Praun 1867 im Besitz des Geschlechts. Um 1870 wurde das Herrenhaus vom an der Nürnberger Kunstgewerbeanstalt lehrenden Professor Bergau erworben und abgebrochen. Der Käufer ließ mit dem Abbruchmaterial ein Haus auf dem Nürnberger Anwesen Pilotystraße 27 rekonstruierend aufbauen, wobei sich Bergau weniger vom historischen Bestand leiten ließ, sondern, wie es heißt, eher etwas Historisierendes schuf, „was der damals modernen Baukunst entsprach“. Die Rekonstruktion erhielt u.a. einen Treppenturm, der beim Praunschen Herrenhaus gefehlt hatte. Auch die Ecktürmchen, die beim zweiten Wiederaufbau vor 1648 weggelassen worden waren, und der gesamte Werksteinschmuck wurden von Bergau völlig neu entworfen. Der Neubau in der Pilotystraße wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört. Die historischen Werksteine sollen danach noch einige Zeit im Garten Pilotystraße 31 gelegen haben. In Almoshof blieben vom Praunschen Herrensitz noch ein Stück Zinnenmauer (Irrhainstr. 19), das so genannte Kellerhäuschen von 1768 (Irrhainstr. 23) und das barocke Voithaus (Irrhainstr. 25) erhalten.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 260.
StadtAN E 10/21 Nr. 55.
Gelegenhait, Nr. 720, 1940 f.
Literatur
Achilles-Syndram, Katrin: Die Kunstsammlung des Paulus Praun (= QGKN Bd. 25). Nürnberg 1994, S. 234 f mit Abb. 29-32, vier Ölbilder mit Ansichten des Schlosses Almoshof (3 vor, 1 nach dem Umbau von 1611) im GNM.
Lehner-Burgstall, S. 193 f, erwähnt den Abbruch durch Bergau und den veränderten Wiederaufbau.
Neukam, Wilhelm G.: Ein Einbruch in das burggräfliche Geleite in der Nähe Egers durch den Landgrafen von Leuchtenberg und seine Helfer 1413. In: MVGN 42 (1951), S. 111.
Pfeiffer, Gerhard: Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg. In: JffL 14 (1954), S. 171.
Ruthrof, Renaissance, S. 45, mit Abbildung des im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrten Aufrisses.
Stromer, Wolfgang von: Ein Lehrwerk der Urbanistik aus der Spätrenaissance. Die Baumeisterbücher des Wolf Jacob Stromer 1561–1614 (= Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft, Jahresgabe 2/1984). Nürnberg 1984, S. 84, Hinweis auf das zerlegbare Holzmodell im Stadtmuseum, das dem Praunschen Herrensitz entsprechen soll.
Abbildung
Ansicht des Praunschen Herrensitzes zu Almoshof aus der Vogelschau von 1607, Darstellung des nach 1553 wiederaufgebauten Bestandes (StAN)
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