Breitenthal
- Burgruine, „Bergfried bei Weigendorf“
- Gemeinde Weigendorf
- Landkreis Amberg-Sulzbach
Nördlich von Weigendorf und südöstlich von Öd, hoch über dem unteren Lehental, ragt ein Felsriff auf. Auf ihm stand eine bemerkenswert feste Turmburg, von der 1955 noch ansehnliche Reste zu sehen waren. Die Burg war im Norden, Westen und Süden durch den Steilabfall des Geländes natürlich geschützt. Im Osten wurde die Anlage durch ein tiefes, doppeltes Grabensystem gesichert. Zu Zeiten von Hellmut Kunstmann stand der Rest des angeblich einst annähernd quadratischen, mutmaßlichen Wohnturmes noch bis zu einer Höhe von 2,2 Metern an. Der Nürnberger Burgenforscher schätzte eine Mauerstärke von immerhin 3 bis 4 Metern und eine imposante äußere Seitenlänge von etwa 15 Metern. An der Nordseite stellte er noch eine kleinere rechteckige Vertiefung fest, die auf ein weiteres Gebäude hinweisen soll.
Hellmut Kunstmann, Gustav Voit und jüngere Autoren haben in ihren Veröffentlichungen die Burgruine mit dem 1325 von Nürnberger Truppen zerstörten „Turm im Weidental“ [vgl. Hartmannshof] identifiziert, obwohl schon der Lagehinweis „im Weidental“ deutlich dagegen spricht. Auch wurde eine Urkunde des Archivs der Nürnberger Tetzelstiftung vom 6. Mai 1416 übersehen. Mit ihr beurkundete Altman Kemnater, pfalzgräflicher Landrichter zu Sulzbach, nebenbei auch Hofmeister des Pfalzgrafen und damals Besitzer der Burg Lichtenegg, ein Urteil im Streit zwischen dem Nürnberger Patrizier Hanns Tetzel und einem Conrad Hartmann um den „perfried“ [Bergfried] mit dem Lehen (dem Hof Breitenthal) bei Weigendorf. Dem Tetzel wurden die Besitzrechte über die Turmburg eingeräumt, die Ansprüche des Hartmann zurückgewiesen, obwohl Albrecht von Lichtenstein als Zeuge die Rechte des Nürnbergers in Frage gestellt hatte. Weitere Nachrichten über die Burg sind auch im Tetzel-Archiv nicht zu finden, vermutlich wurde die Anlage noch im 15. Jahrhundert zerstört [vgl. Lichtenegg, Lichtenstein]. Dafür spricht auch, dass der Nürnberger Patrizier Jakob Muffel – ein Verwandter des Hanns Tetzel – 1442 den Hof zu „Praittental“, über den Pfalzgraf Johann von Neumarkt-Neunburg die Lehnherrschaft behauptete, an die Nürnberger Familie Deichsler verkaufte. Bei dieser Gelegenheit wird der Bergfried nicht mehr erwähnt.
Das mittelalterliche Baudenkmal hat in unseren Tagen ein trauriges Schicksal genommen: Von dem noch in den 1950-er Jahren ansehnlichen Rest des burgengeschichtlich bedeutsamen Bergfrieds sind nur noch geringe Spuren zu beobachten. Die imposante doppelte Grabenanlage wurde erst in den letzten Jahren mit Schutt und Abraum verfüllt.
Quellen
StAAm Oberpfälzer Registraturbücher Nr. 19, fol. 66.
StadtAN E 22/I Nr. 15.
Reg. Boica Bd. VIII, S. 338.
Literatur
Giersch, Robert/Sörgel, Werner: Der Bergfried bei Breitenthal und der Turm im Weidental: Zwei Burgstellen bei Hartmannshof. In: MANL 55 (2006), Heft 1, S. 56-60.
Heinz, Walter: Der „Turm im Weidental“. In: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. 3. Teil (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/3). Schnaittach 1992, S. 168-171.
Kunstmann Hellmut: Burgenstudien. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S. 17-19.
Voit, Pegnitz, S. 167.
Abbildung
Rest der „Bergfrieds“ von Breitenthal, Zustand 2005 (Rg)
Lageplan
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