Diepoltsdorf II


  •  Herrenhaus, „vordere Behausung“
  • Naifer Straße 7
  • Gemeinde Simmelsdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Seit wann auf dem heute von Loefenschen Sitz zwei Herrenhäuser standen, ist nicht bekannt; bei der Belehnung 1398 wurde nur eines erwähnt [vgl. Diepoltsdorf I], ebenso noch 1549. Auch in den Schadenslisten des Zweiten Markgrafenkrieges erscheint nur „der herrensytz“, der im Mai 1553 niedergebrannt wurde. Ob sich das auf die „alte“ oder auf die „vordere“ Behausung bezieht, muss offen bleiben. Der letztgenannte Wohnturm wurde jedenfalls, wie eine bauseitig eingeschlagene Inschrift überliefert, bereits relativ früh nach Kriegsende, 1555, erbaut oder wiederhergestellt.

Nach dem Tod Christoph Grolands 1561 übernahm sein jüngerer Bruder Sebastian das Gut. Mit dessen Ableben 1582 erbten Tochter Clara und der Schwiegersohn Georg Coburger den vorderen Sitz. Deren Tochter Maria brachte mit ihrer Heirat das vordere Haus 1627 an den Nürnberger Patrizier Christoph Gottfried Gugel. Dieser erwarb 1660 auch das hintere Herrenhaus und vereinigte das Gut wieder in einer Hand. Dass im 30-jährigen Krieg auch im vorderen Haus erhebliche Schäden zu beklagen waren, überlieferte der mittlerweile 81-jährige Besitzer im Jahr 1674.

Die Familie Gugel blieb nach Christoph Gottfried fast zweieinhalb Jahrhunderte im Besitz. Zu den Diepoltsdorfer Liegenschaften des Geschlechts zählten auch ein Hammerwerk, eine Spiegelglasschleife und eine Mühle. Der letzte der Diepoltsdorfer Linie, Joseph Maria Ludwig Christoph (1764–1843), verkaufte das Gut 1816 an seinen Neffen Franz Wilhelm Christoph von Gugel (1771–1848); an ihn und seine zweite Gemahlin Adelheid erinnert das Allianzwappen Gugel/Muffel über dem Eingang. Nach einer Erbeinigung unter seinen Töchtern ging die Liegenschaft 1872 an die Tochter Luise und ihren Ehemann, den aus einem alten oberpfälzischen Hammerherrengeschlecht stammenden Wilhelm Johann von Loefen, über. Die Familie von Loefen besitzt den Herrensitz noch heute.

Der vordere Sitz steht im südöstlichen Bereich der wohl künstlich aufgeschütteten Burgstelle. Es handelt sich um einen dreigeschossigen Wohnturm mit Krüppelwalmdach und verputzten Fassaden. Von einer Instandsetzung in den Jahren nach 1648 ist angesichts der gründlichen Demolierung der festen Ausstattungen im 30-jährigen Krieg auszugehen. Größere Umbauten folgten um 1775, 1820 und schließlich 1953/54.

Quellen


StAAm Landsassen Nr. 359.  

Deliciae II, S. 132.

Literatur


Alberti, Volker: Das Wasserschloß in Diepoltsdorf. In: MANL 47 (1998), Heft 1, S. 241-247.

Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser im Schnaittachtal (= Fränkische Adelssitze Bd. 1). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 71-77.

Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1861. Gotha 1860, S. 248-252.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 57 f.

Harsdorf, Karl Frhr. von: Die Herrensitze von Diepoltsdorf. In: MANL 2 (1953), Heft 1, S. 1-11.

KDM Lauf, S. 95-100 mit Grundriss des Erdgeschosses.

Rühl, Pegnitz, S. 114 ff.

Ruthrof, Renaissance, S. 34 f, 90.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 213.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses aus westlicher Richtung, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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