Eckenhaid
- Herrensitz
- Am Eckenhaider Schloss 1
- Markt Eckental
- Landkreis Erlangen-Höchstadt
Das Eckenhaider Schloss ist ein massiger, symmetriebetonter Walmdachbau, der um 1790 unter Verwendung älterer Mauern in eine heute nur noch in geringen Resten erhaltene Burganlage platziert wurde.
Als „Eckinhaide“ erscheint der Ort erstmals 1278. Als Reichsgut wurde er von König Rudolf I. dem „strenuo viro“ Brandario (Ruger von Brand) für 100 Pfund Nürnberger Heller verpfändet. Daher findet sich ein Brander auch als Inhaber des Reichsdorfes Eckenhaid im so genannten Nürnberger Reichssalbüchlein von etwa 1300. Ein Hinweis auf eine Burg findet sich hier jedoch nicht. Die Verpfändung hielt noch lange an: 1304 übernahm mit Zustimmung König Albrechts der Nürnberger Reichsschultheiß Konrad Eseler das Pfand, nachdem er es auf eigene Rechnung ausgelöst hatte. Erst 1339 konnte Kaiser Ludwig der Bayer wieder über den Besitz verfügen und verpfändete ihn an Friedrich und Johann Fischbecken [vgl. Fischbach] für ihre Dienste, die sie ihm in Italien und Deutschland geleistet hatten. 1376 hatte Niklas von Wendelstein, Küchenmeister König Wenzels, das Pfand übernommen. Ulrich von Wolfsberg löste es 1383 für den König wieder aus und nahm es seinerseits in Pfandbesitz. 1387 erwarb dann der Nürnberger Patrizier Ulrich Muffel die Reichspfandschaft und begründete erstmals eine länger anhaltende Besitztradition. 1414 wurde Niklas II. Muffel vom König mit dem Reichslehen Eckenhaid belehnt, 1426 folgte sein Sohn Niklas III. Muffel als Lehnsmann nach.
Hatte das Geschlecht der Muffel seit dem 13. Jahrhundert maßgeblich die Geschicke der Reichsstadt mitbestimmt, so geriet sein Ansehen 1469 auf einen Tiefpunkt, als der Besitzer Eckenhaids, Niklas III., der Unterschlagung von städtischen Geldern angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Das Gut Eckenhaid fiel nach diesen dramatischen Ereignissen an die Söhne Gabriel, Hieronymus und Heinrich, die sich 1475 auf einen Übergang Eckenhaids an Gabriel einigten [vgl. Eschenau]. Von ihm erbte es 1498 Jakob Muffel, dessen Porträt so meisterlich von Albrecht Dürer der Nachwelt erhalten blieb.
Wann auf dem Reichslehen ein befestigter Ansitz entstand, ist bis heute ungeklärt. Etwas rätselhaft und ohne weitere Beschreibung blieb ein Bericht des Landrichteramtes Schnaittach an die bayerische Landesdirektion Amberg von 1806. Damals wurde den Vorgesetzten mitgeteilt, dass in Eckenhaid nicht nur das von den Muffeln hinterlassene „Castrum im Orte“ zu finden sei, sondern auch außerhalb des Ortes die geringen Überreste einer Burg, die hier „alte Burg oder Marienburg genannt“ würden. Weitere Nachrichten zu dieser zweiten, älteren Burg fanden sich bisher jedoch nicht.
Das Schloss der Muffel fand sein Ende im Zweiten Markgrafenkrieg, als es am 2. Juni 1553 von den markgräflichen Truppen niedergebrannt wurde. Gustav Voit und andere Autoren berichten, dass der Sitz nicht mehr in Stand gesetzt worden sei. Die Burgstelle soll nach Wilhelm Schwemmer bzw. Gustav Voit erst 1711 wieder bebaut worden sein. Hier sind Zweifel angebracht. Als nämlich Carl Sigmund Muffel um 1710 verstarb, vermachte er die Administration von Schloss und Gut, mittlerweile Teil der Familienstiftung, seinen Vettern Georg Tobias und Christoph Jacob Muffel. Die Erben gaben 1711 lediglich an, der Erblasser hätte an den Eckenhaider Gebäuden viel vernachlässigt und vor allem das Voithaus zur Ruine werden lassen. Schließlich beantragten die Brüder den Neubau ausdrücklich eines Personalwohnhauses. Georg Tobias Muffel stritt sich noch Jahre später mit dem Waldamt Sebaldi um die Genehmigung zum Neubau des zweigeschossigen Verwalterhauses. Er verwies dabei ausdrücklich auf die „Engigkeit des Schloßes zu Eckenhait“, demnach eines damals bewohnbaren Schlosses, das aber zur Unterbringung der Dienerschaft zu klein war.
Schon vor dem absehbaren Aussterben der Muffel von Eschenau 1784 und dem dann unausweichlichen Heimfall des Lehens setzte offenbar ein heftiges Gerangel zwischen der Reichsstadt und Kurbayern, das die Landeshoheit behauptete, um das Lehengut ein. Die kurfürstliche Regierung war der Auffassung, dass Eckenhaid und die Marquardsburg [vgl. Marquardsburg] Landsassengüter im Herzogtum Oberpfalz seien, daher müsse der Kaiser unbedingt einen „hiesigen Edelmann“ belehnen und nicht einen Muffelschen Erbinteressenten. Kurbayern setzte sich letztlich durch und präsentierte 1789/90 den kurfürstlichen Lehenpropst und Sulzbacher Regierungsbeamten Karl Theodor Graf von Bettschart, dessen Vater noch bürgerlich geboren war und eine glänzende Beamtenkarriere durchlaufen hatte. Gegen spätere Anwürfe hat sich der Graf mit einem Hinweis auf den schlechten Zustand des Gutes und die zahlreichen Schulden, die er von der Witwe Muffel übernommen hatte, gewehrt.
Das Schlossgebäude war 1790 derart schadhaft, dass der neue Besitzer nach eigener Aussage große Teile des weitgehend aus Fachwerkwänden bestehenden Gebäudes abbrechen ließ, weil „die Reparationen doch vor keiner langen Dauer gewesen seyn würden“. Ausdrücklich wurde das Schlossgebäude unter Verwendung älterer massiver Teile „beinahe ganz neu und zwar massiv aufgebaut“. Das neue Schloss wurde dreigeschossig angelegt, die zwei neuen Wohngeschosse ruhen auf dem „großen Keller“, einem hohen Untergeschoss, das in mehrere Tonnengewölbe gegliedert ist. Um 1790 wurden im Obergeschoss fünf Zimmer und ein Saal für die Aufenthalte der Herrschaft eingerichtet. Im Erdgeschoss folgten je drei Stuben und Kammern und ein Gefängnis für das Bettschartsche Niedergericht. Eine große gewölbte Küche mit einer benachbarten Speisekammer dürfte damals in einem eingeschossigen Anbau untergebracht worden sein.
1806 wurde das Schloss von französischen Truppen besetzt und an der Ausstattung arg beschädigt. Dabei sollen die in den Zimmern aufgehängten wertvollen Tapeten herabgerissen worden sein. Mit dem Tod des Grafen von Bettschart am 4. Februar 1820 zu München fiel das Lehen an den bayerischen Staat, der das Rittergut in eigene Verwaltung nahm. Der gräfliche Verwalter Karl Alois Münzer wurde vom Staat übernommen und durfte sein Amt und seine Dienstwohnung im Obergeschoss des Schlosses behalten. Durch jahrelang unterlassenen Bauunterhalt, den der Verwalter dem Grafen persönlich anlastete, war das Schlossgebäude 1820 jedoch erheblich baufällig. 1823 ließ der bayerische Staat daher umfangreiche Reparaturen ausführen.
Das Eckenhaider Schloss wurde nur wenige Jahre staatlich verwaltet und bald wieder verkauft. Unter privaten Eigentümern wurde im Schloss eine Gastwirtschaft eingerichtet, wodurch das untere Wohngeschoss einige Änderungen an dem Innenwandgefüge erfuhr. Die übrigen Schlossanlagen wurden seit dem 19. Jahrhundert nach und nach reduziert; erhalten blieben wenige Reste der Befestigung, ein quadratischer kleiner Turm und ein Rest eines aus großen Werksteinen erstellten Rondells. Es dürfte im späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert als Bastei an einer Ecke der Wehrmauer errichtet worden sein.
Quellen
StAAm Regierung Amberg, Landsassen Nr. 268, 272, 359.
StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 298, 342. Rst. Nbg., Eckenhaider Urkunden und Akten Nr. 1-12. Reg. v. Mfr., K. d. Fin., Abgabe 1937, Nr. 3337/1 und 2.
Gelegenhait, Nr. 595.
NUB Nr. 576, 1073(17).
Literatur
Hirschmann, Gerhard: Die Familie Muffel im Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte des Patriziats, seiner Entstehung und seines Besitzes. In: MVGN 41 (1950), S. 257-393.
KDM Lauf, S. 101-104 mit Grundriss und zwei Fotografien.
Rühl, Pegnitz, S. 156 f.
Stadtlexikon Nürnberg, S. 232.
Abbildung
Ansicht des Schlosses von Süden, Fotografie: F. A. Nagel 1932 (StadtMN)
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