Erlenstegen VII

  • Abgegangener Herrensitz, „Dietherrscher oder Pömerscher Sitz“
  • Bereich Erlenstegenstraße 118-120
  • Stadt Nürnberg   


Dieser Herrensitz ist in Veröffentlichungen schon mehrfach mit dem benachbarten Förrenbergschen Sitz [vgl. Erlenstegen VIII] verwechselt worden. Dass Friedrich Carl Scheurl im ausgehenden 18. Jahrhundert drei Ansitze in Erlenstegen besaß [vgl. auch Erlenstegen I], macht die Lokalisierung nicht leichter. Im ausgehenden 15. Jahrhundert soll er im Besitz des Nicolaus Imhoff gewesen sein. Dessen Witwe verkaufte 1497 an einen Niclaus Sachsen. Nach dessen Tod veräußerten die drei Töchter das Gut 1513 an Georg Dietherr, der den Sitz 1517 der Reichsstadt öffnete und 1528 verstarb.

Der Käufer begründete einen langen Familienbesitz: Der gleichnamige Sohn wurde 1547 von seinen Söhnen Christoph und Paulus Dietherr beerbt. Letzterer kaufte „den bey Erlenstegen gegen den Thumenberg über gelegenen ... Garten“ und machte ihn 1596 „frey lauter eigen“. Nach seinem Tod (1604) gelangte der Sitz an den Sohn Peter Engelhardt und später an dessen Neffen Johann Georg (1625–1700), der 1661 als Besitzer genannt wird, und schließlich an Johann Christoph Dietherr von Anwanden, den letzten seiner Linie. Nach dessen Tod 1709 erbten die Töchter Sabina Dorothea (1695–1738) und Maria Salome (1703–1740) bzw. die Schwiegersöhne Christoph Jakob Waldstromer (1701–1766) und Carl Sigmund Kreß von Kressenstein (1698–1750) [vgl. Schwaig]. Die Erbengemeinschaft war noch 1731 und 1741 im Besitz, als zweimal Bauanträge zur Errichtung von Nebengebäuden gestellt wurden. Der 1741 geplante Neubau des Gärtnerhauses wurde offensichtlich nicht ausgeführt, weil das Gesuch im Jahr 1796 wiederholt wurde.

Seit 1748 und noch um 1780 wurde das Anwesen als „Pömerscher Sitz“ bezeichnet; wie die Nürnberger Patrizierfamilie Pömer in den Besitz gelangte, ist nicht bekannt. Danach brachte Friedrich Carl Scheurl von Defersdorf (1723–1794) den Sitz an sich. Er hatte bereits 1768 auch den benachbarten Förrenbergerschen Herrensitz [vgl. Erlenstegen VIII] erworben. Mit seinem Tod fielen die Erlenstegener Liegenschaften an seine Tochter Maria Hedwig, verwitwete Löffelholz (1749–1814).

Nach dem Tod der Erbin veräußerte die Erbengemeinschaft das nun „Löffelholtzsche Schlößlein“ im Februar 1815 für 600 Gulden an den Tagelöhner Konrad Kupfer. 1874 geriet das Anwesen an den Maurer Konrad Thürner aus Unterbürg, dessen Nachfahren es noch zur Zeit des Zweiten Weltkriegs besaßen. Nach einem Bombenangriff brannte das ehemalige Herrenhaus 1944 völlig aus.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 292. Kataster Erlenstegen Nr. 1, 4, 18.

StadtAN E 10/21 Nr. 60.

Literatur


Biedermann Tab. 17-20.

Pfeiffer, Gerhard: Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg. In: JffL 14 (1954), S. 168 ff., 173.

Rusam, Hermann: Erlenstegen. Ein altes nürnbergisches Dorf im Sog großstädtischer Entwicklung. In: MANL 35 (1986), Heft 1, S. 153.

Ruthrof, Renaissance, S. 23.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 251.


Abbildung

Ansicht des Sitzes in der Zeit um 1780, statt des Wohnturms ist ein bescheidenes zweigeschossiges Wohnhaus, wohl das Voit- und Gärtnerhaus, zu sehen, Stich von C. D. Henning (StadtA Lauf)

Lageplan

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