Ermreuth
- Herrensitz, ehemalige Burganlage
- Marktplatz 14
- Markt Neunkirchen a. Brand
- Landkreis Forchheim
Auch in Ermreuth scheint im Mittelalter ein Ministerialengeschlecht gesessen zu sein, das sich nach dem Ort nannte. Der Nürnberger Chronist Johannes Müllner führte einen Heinz Ermreuther an, der 1392 das Nürnberger Bürgerrecht erwarb. Zu dieser Zeit gehörte den Egloffsteinern bereits ein Sitz zu Ermreuth. 1358 hatten die Brüder Konrad und Hans von Egloffstein zu Ermreuth eine ewige Messe in der dortigen Kapelle gestiftet. Noch im 14. Jahrhundert scheint der Sitz unter den Egloffsteinern zu einer gut befestigten Burg ausgebaut worden zu sein, wo mindestens zwei Wohngebäude zur Verfügung standen.
Im August 1400 kaufte Barbara, die Witwe des Nürnberger Bürgers Niklas I. Muffel, von Albrecht und Elisabeth von Egloffstein zu Wolfsberg ihr freies Eigen an der „Behausung genant Ermrewte“ und den halben Anteil am Dorf und den Zehnt zu Ermreuth. Damit begann eine lange Tradition des Nürnberger Patriziergeschlechts, das seinen Ursprung vermutlich in der staufischen Reichsministerialität im Neumarkter Raum hat. Nachdem die tatkräftige Witwe 1442 verstorben war, erlebten ihre Erben gleich zu Beginn des Ersten Markgrafenkriegs 1449 die Niederbrennung des Dorfes Ermreuth durch markgräfliche Truppen, bei der auch das Rittergut beschädigt worden sein wird.
Ein weiterer Teil der Burg war 1400 zunächst bei Georg von Egloffstein verblieben, der sich noch 1414 zu Ermreuth sitzend nannte. Er und seine Ehefrau Martha veräußerten ihren Besitzanteil erst 1422 an den Nürnberger Bürger Lorenz Pirckheimer. Barbaras Enkel Niklas III. Muffel erwarb dann 1464 diese so genannte andere Hälfte von Hans und Ursula Pirckheimer. Das Ehepaar war als Vormünder der Gebrüder von Watt, der Söhne aus der ersten Ehe der Pirckheimerin, eingesetzt. Schließlich musste der wirtschaftlich in Not geratene Nürnberger Ratsherr 1468 an Hans Mullner und Sebolt Rothan verkaufen. Seinen Söhnen gelang es jedoch aufgrund eines Rückkaufrechts und mit Hilfe ihres Schwagers Heinz Toppler, die Burg wieder zurück zu erwerben. Niklas III. Muffel selbst, lange Jahre in den höchsten Ämtern der Reichsstadt, erlitt nach einem der spektakulärsten Prozesse in der reichsstädtischen Geschichte um eine angebliche Unterschlagung städtischer Gelder ein schmähliches Ende am Galgen [vgl. Eckenhaid, Eschenau].
1469 übernahm nach einer Erbteilung Niklas IV. Muffel Ermreuth. Wohl unter dem Eindruck des Ansehensverlustes zog sich der junge Schlossherr aus Nürnberg zurück und widmete sich ganz dem Rittergut. Er begründete die landadelige Linie der Muffel von Ermreuth, die 1497 von den Söhnen Niklas VI. und Stephan fortgeführt wurde. Sie erlebten 1525 die abermalige Inbrandsetzung des Schlosses im Bauernkrieg. Der Schadensersatz von 2.960 Gulden, den Stephan Muffel vom Hochstift Bamberg erhielt, lässt sehr weitgehende Zerstörungen annehmen.
Die Ermreuther Muffel hatten sich im frühen 16. Jahrhundert von der Reichsstadt abgewendet und wurden von der Reichsritterschaft aufgenommen. 1542 trug Stephan Muffel das Rittergut Ermreuth den Markgrafen zu Lehen auf. 1552 saßen seine Nachfahren Hans und Christoph Muffel zu Ermreuth. Ihr Verwandter Jobst Muffel, Landrichter zu Vohburg an der Donau, verkaufte seinen Erbteil 1556 an Hans Muffel. Die Ära der Muffel zu Ermreuth ging jedoch noch im 16. Jahrhundert zu Ende: 1573 veräußerten Hanns Sigmund Muffel, brandenburg-kulmbachischer Rat, und Hanns Christoph Muffel eine Hälfte an Hanns Joachim Stiebar zu Buttenheim. Der Käufer erwarb die andere Hälfte wenig später von dem verschuldeten Hanns Muffel. 1579 wurde Stiebar bereits mit dem gesamten Schloss und dem Dorf Ermreuth belehnt. Kaiser Rudolf I. bestätigte 1580 die Gerichtsrechte zu Ermreuth, wie sie schon die Muffel innehatten.
Bereits vor 1586 war das Schloss mit der Herrschaft an Hanns Philipp Stiebar gefallen. 1587 wurde Georg Sebastian Stiebar ebenfalls als Lehnsinhaber bestätigt. In den 1590-er Jahren scheint auch ein Albrecht Stiebar, vermutlich als Vormund, zu Ermreuth auf. Er ließ auf dem Schlossgut ein Brauhaus bauen, was ihm Ärger mit dem Magistrat zu Gräfenberg, der sich um das kommunale Brauwesen sorgte, einbrachte. Der Anspruch der Reichsstadt Nürnberg auf die Landeshoheit wurde 1606 nach jahrzehntelangen Streitigkeiten endgültig an das Hochstift Bamberg abgetreten.
1607 hatte der Sohn Hanns Philipps, Wolf Endres Stiebar, bereits das Erbe übernommen. Er starb aber schon um 1619, sodass eine Vormundschaftsverwaltung für seinen kleinen Sohn Philipp Alfons in Kraft trat. Die Vormünder veräußerten vor 1622 Burg und Dorf Ermreuth mit allem Zubehör an Albrecht von Wildenstein, der auch im Namen seiner Neffen handelte. 1630 übernahm dann Wolf Wilhelm von Wildenstein Ermreuth, verstarb aber um 1632 ohne Erben. Das Rittergut fiel zunächst an den Lehnsherrn heim und wurde dann an Valentin Georg von Künsberg, zeitweise Burggraf auf dem Rothenberg, verliehen. Das Künsbergsche Wappen am so genannten Amtshaus neben dem Schloss erinnert an eine Bautätigkeit des ersten Künsbergers auf Ermreuth. Nach dem Tod des Valentin Georg 1667 und einer Vormundschaft folgte der 1653 geborene Georg Friedrich Freiherr von Künsberg der Ältere nach, der 1712 verstarb. Sein gleichnamiger Sohn dürfte Ermreuth nur gelegentlich gesehen haben, da er in brandenburg-ansbachischen Diensten war, zeitweise dem Oberamt Cadolzburg vorstand und als Oberhofmarschall amtierte. Georg Friedrichs Linie erlosch 1763 mit Karl Wilhelm Friedrich von Künsberg. Das Rittergut fiel an die Freiherren von Künsberg zu Thurnau, die den Besitz bis 1858 verwalteten. Seinerzeit verkauften sie das Schloss an den Erlanger Hammerwerksmeister Andreas Schäff.
Im 20. Jahrhundert erregte es als Domizil rechtsextremer Gruppierungen Aufsehen. 1926 richtete der nationalsozialistische Wanderverein Ermreuth e. V. hier ein „Ludendorff-Heim“ mit 25 bis 30 Betten ein, die NSDAP 1935 eine Kreisführerschule. Einige Jahrzehnte später diente es einer berüchtigten Wehrsportgruppe als Unterkunft.
Die komplexe Baugeschichte des Ermreuther Schlosses scheint noch nicht profund geklärt. Aufgrund der Besitzteilungen bestand es zeitweise aus mehreren Wohngebäuden und glich wohl bis zur Brandlegung 1525 einer kleinen Ganerbenburg. Um 1600 entstand das heute noch bestehende Schlossgebäude, ein dreigeschossiger Walmdachbau, vermutlich durch einen weitgehenden Umbau. Dabei soll der sechseckige Treppenturm, der in die Südumfassung eingebunden wurde, entstanden sein. Unter Valentin Georg von Künsberg wurde 1664 das oberste Geschoss ausgebaut und der Treppenturm erhöht.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Urk. des 7-farbigen Alphabets Nr. 3352. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Urk. und Akten der Muffelschen Familie Nr. 222, 301, 302, 303, 305. Ft. An., Ansbacher Lehensurkunden Nr. 1-78.
Literatur
Elstner, Albert: Die von Künsberg. Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechts (= Jubiläumsgabe des Frankenwaldvereins 1972). In: Heimat und Geschichte. Kronach 1972, S. 247-334.
Greif, Thomas: Der Aufstieg der NSDAP im Bezirk Forchheim (1918–1933). In: MANL 55 (2006), Heft 2, S. 19, 39.
HAB Forchheim, S. 47-64.
Hirschmann, Gerhard: Die Familie Muffel im Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte des Patriziats, seiner Entstehung und seines Besitzes. In: MVGN 41 (1950), S. 257-393.
KDM Forchheim, S. 107.
Looshorn, Bd. 3, S. 299 f.
Mitteilung von Herrn Georg Schäff †, Hammermühle bei Keidenzell.
Voit, Wildensteiner, S. 28, 39.
Abbildung
Ansicht des Schlosses aus westlicher Richtung, Fotografie: F. A. Nagel 1909 (StadtMN)
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