Eschenau II

  • Schloss, „Muffelschloss“ oder „Großes Schloss“
  • Von-Muffel-Platz 1
  • Markt Eckental
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


1512 begann Jakob Muffel mit dem Neuaufbau des seit dem Ersten Markgrafenkrieg 1449 in Ruinen liegenden Schlosses, der im wesentlichen bis 1518 abgeschlossen werden konnte. Jakob hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Anteile der Haller am Schloss erworben (1502/04), sodass sich erstmals die gesamte Anlage in der Hand seiner Familie befand, wenn auch weiterhin geteilt zwischen seiner Linie und derjenigen seines Vetters Claus. Der Alleinbesitz der Muffel sollte – mit kurzfristigen Unterbrechungen im Zeitraum 1563/86 – bis 1751 andauern.

Nur vierzig Jahre nach dem Wiederaufbau wurde das „Schlos sampt seinen beypeuen“ im Zweiten Markgrafenkrieg am 26. Juli 1553 zerstört und ein Schaden von 5.000 Gulden verursacht.

1563 bis 1565 sehen wir die Furtenbach und 1585 bis 1586 die Plöd im Besitz eines halben Teils an der (zerstörten) Veste und den zugehörigen Besitzungen. Lukas Plöd errichtete 1585 im kleinen Schlosshof ein Haus, verkaufte jedoch schon im Folgejahr seinen Anteil um 12.500 Gulden an Hans Jakob Muffel, der Eschenau wieder in seiner Hand vereinen konnte. Der Betrag spiegelt den hohen Wert der zugehörigen Besitzungen wider, nicht den des weiterhin zerstörten Schlosses.

1603 begann Hans Jakob Muffel das Schloss zum dritten Mal neu zu erbauen. Mehrere Entwürfe dafür sind ebenso erhalten wie die Rechnungen aus den Jahren 1603 bis 1611, die sich zusammen auf knapp 8.000 Gulden addieren. Nach den Baurissen sollten sich auf drei Geschossen links und rechts eines breiten mittleren Erschließungsflures große Kammern und Stuben anschließen. Im dritten Obergeschoss nahm die „Herrenstube“ die gesamte linke Seite ein, im zweiten Geschoss waren Küche, „Weißkämmerlein“ und „Privet“ vom Flur abgeteilt. Im Erdgeschoss lagen links vom „Hausthennen“ Kammer, Stube und Küche, rechts Gewölberäume. Ein an der Rückseite angebauter Treppenturm erschloss die oberen Geschosse.

Einquartierungen führten im 30-jährigen Krieg zu erneuten Schäden, die 1622 und 1631 Instandsetzungs­maßnahmen erforderten. Nach dem Tod Hans Jakobs 1632 verwalteten seine Söhne zunächst gemeinsam den Besitz. Als Christoph und Johann Jakob Eschenau 1639 teilten, wurde neben dem neuerbauten großen Schloss erstmals ein „unteres Schloß“ außerhalb des Schlossgrabens erwähnt. Die Besitzzersplitterung setzte sich 1673 fort, als nach dem Tod Johann Jakobs seine Söhne Wilhelm Heinrich und Johann Christoph jeweils die Hälfte ihres väterlichen Anteils, damit ein Viertel an Eschenau übernahmen. Die Lage verkomplizierte sich 1699 weiter, als der kinderlose Johann Christoph Muffel sein Viertel im Schätzwert von 10.000 Gulden dem Katharinenamt zu Nürnberg vermachte, seinen Anteil aber nicht abtrat, sondern als Hypothek auf Eschenau eintragen ließ.

Die schwierigen Besitzverhältnisse veranlassten 1708 die drei Eigentümer, Eschenau gemeinsam zu verwalten. Jeder bewohnte ein eigenes „Schloss“ in Eschenau – das „Große Schloß“, ein daran anschließendes „Nebenschlösschen“ [vgl. Eschenau III] und das „kleine Schloß“ beim ehemaligen Burggraben [vgl. Eschenau IV]. Da weiterhin jede Partei eine eigene Verwaltung mit Angestellten und Dienern unterhielt, wurde die Leistungsfähigkeit des Gutes schnell überfordert und das Klima zwischen den Teilhabern (und gegenüber den über Gebühr belasteten Untertanen) verdorben. Der Höhepunkt der Auseinandersetzungen war 1724 erreicht, als Johann Wilhelm Muffel erschossen wurde und seine Witwe Klara Regina, eine geborene Imhoff, die beiden erbberechtigten Mitbesitzer an Eschenau, die Brüder Christoph Jakob und Georg Tobias Muffel, des Mordes bezichtigte. Der Prozess endete erst 1751 mit dem Verkauf Eschenaus um insgesamt 90.000 Gulden an die Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth durch die Erben Friedrich Jakob Muffel (Sohn des Christoph Jakob) und Christian Friedrich von Grone (Schwiegersohn der Klara Regina; er hattte die Tochter Maria Ursula Regina geheiratet). Diese erhielten in ihren Schlössern ein lebenslanges Wohnrecht; Friedrich Jakob Muffel wurde zudem zum ersten Oberamtmann im neu eingerichteten Oberamt Eschenau bestellt.

Der Verkauf des im Nürnberger Territorium gelegenen Ortes an die Markgrafen stieß auf entschiedenen Widerstand der Reichsstadt, die jahrzehntelang vergeblich gegen die Veräußerung opponierte und immerhin eine förmliche Belehnung der Markgrafen mit Eschenau verhindern konnte. Mit der Übertragung der Markgraftümer Ansbach und Bayreuth an das Königreich Preußen änderte sich 1791 die Lage auch in Eschenau grundlegend. Der preußische Minister von Hardenberg ließ 1798 die Schlossgüter an Privatleute verkaufen.

Diese hatten wenig Glück mit dem Erwerb; entsprechend schnell wechselte das Schloss die Besitzer. Der erste war Ernst Jacobi, der eine Poststelle im Schloss einrichtete und die gewölbten Räume des Erdgeschosses in Pferdeställe umwandelte. Auch der nächste, Heinrich von Bünau aus dem benachbarten Büg, behielt die Nutzung als Poststation bei und richtete zusätzlich eine Gaststätte ein, stieß das Schloss aber schon nach einem Jahr wegen Erfolglosigkeit seiner Geschäftsidee ab. Von 1802 bis 1806 war Dr. Möller aus Nürnberg Schlossherr auf Eschenau, der das Schloss mit der Poststelle und der Gaststätte verpachtete. Während er noch 11.000 Gulden für das Anwesen bezahlte, musste er es vier Jahre später an August Weidlich mit einem Verlust von 4000 Gulden veräußern. Weidlich führte den Poststellen- und Gaststättenbetrieb zunächst erfolgreich fort und zählte so prominente Gäste wie den späteren bayerischen General Deroy zu seinen Gästen. Dennoch ging er in Konkurs; 1810 wurde das Schloss – in Eschenau als „Rumpelburg“ verspottet – an Georg Peter Rohrmann als Meistbietenden für gerade noch 3000 Gulden versteigert. Rohrmann baute den alten Ritter- oder Herrensaal zu einem Tanzsaal um. 1819 wurde ein neuer Tiefpunkt erreicht, als das Schloss von einer Bietergemeinschaft aus fünf Eschenauer Wirten gekauft wurde, welche seine Räume vermieteten. 1835 wurde schließlich der mächtige Bau aufgeteilt und an zwei Parteien verkauft, den Schuhmacher Georg Friedrich Langenberger und den Maurermeister Johann Rauh, die den Bau teils selbst nutzten, teils vermieteten. Nach einem Brand im Jahre 1843 ließen sie das Gebäude auch förmlich durch eine Feuermauer trennen, das durch den Brand offensichtlich besonders stark in Mitleidenschaft gezogene dritte Geschoss abtragen und in einfacher Form ohne Ecktürmchen und Ziergiebel wieder aufbauen. Den damit verbundenen Verlust zeigt eindringlich ein Vergleich mit einem Kupferstich von Christoph Melchior Roth aus der Zeit um 1759, der den sich auf einem Hügel erhebenden dreigeschossigen Schlossbau abbildete. Besonders imposant wirkte der dreigeschossige Turmbau mit seinen zwei Ecktürmchen und dem hohen Satteldach.

Der Wassergraben wurde anschließend aufgefüllt, die zugehörigen Hofräume verkauft, sodass das Anwesen „nicht einmal mehr die Dachtraufe besitzt“ (Held). Neben- und Wirtschaftsgebäude sowie ein Eckturm sind noch erhalten. Insgesamt erinnert an dem Bau nichts mehr an seine großartige Vergangenheit.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Muffel-Archiv, Urk. Nr. 196 ab, 200, 215, 216, Akten und Bände Nr. 81.

Müllner I, S. 333 f.

Literatur


Endres, Rudolf: Zum Problem der Landeshoheit in Franken. In: MVGN 61 (1974), S. 161-187.

Gräf, Friedrich: Geschichte des Marktes Eschenau. Ansbach 1910.

Held, Wilhelm: Aus der Geschichte des Marktes Eschenau. Eckental 1981, S. 27 f, mit historischen Ansichten und Plänen.

KDM Erlangen, S. 109 f.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 255.

Ruthrof, Renaissance, S. 78.


Abbildung

Das 1612/19 neu erbaute Muffelschloss auf einer Karte des Hans Bien von 1628 (StAN)

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