Eschenbach

  • Herrensitz
  • Eschenbach 41
  • Gemeinde Pommelsbrunn
  • Landkreis Nürnberger Land


Eschenbach war ursprünglich Reichsgut und gehörte vermutlich zu den 1008/1011 von König Heinrich II. dem neu gegründeten Bistum Bamberg übergebenen Gütern. Das Hochstift Bamberg konnte die Lehensrechte daran bis zum Ende des Alten Reiches wahren, während die Nutzung zunehmend von den eigentlich mit dem Schutz der Güter beauftragten Vögten usurpiert wurde.

Die frühe Besitzgeschichte der Burg in Eschenbach wird nur vor dem Hintergrund des komplizierten mehrstufigen mittelalterlichen Vogteisystems verständlich: Auf der ersten Stufe standen die Hochvögte, die Grafen von Sulzbach, seit 1188 die Staufer, nach 1266/69 die Wittelsbacher. Als ihre Untervögte erschienen seit dem 13. Jahrhundert die Reichsministerialen von Hartenstein-Neidstein, nach ihrem Aussterben 1324 die Schenken von Reicheneck. Mit der Wahrung ihrer Rechte am Ort hatten sie von ihnen abhängige Dienstmannen beauftragt, die auf der Burg saßen und sich nach ihr benannten, sich aber ebenfalls zunehmend emanzipierten. In Eschenbach waren dies seit 1230/38 die Eschenbecken oder Eschenbach, nach 1330 die Türriegel.

Ähnlich wie auf Burgthann existierten bei der Wasserburg Eschenbach „Burghuten“, die direkt von den Hochvögten an ihre „Burgmannen“ vergeben wurden und das Vogteisystem durchbrachen. Die Burghuten waren nicht immer an eine dauernde Residenzpflicht oder an ein Wohnrecht auf der Burg gebunden. So wird verständlich, dass die (von den Hochvögten eingesetzten) Inhaber der Burghuten nicht zwingend mit den (von den Untervögten belehnten) Inhabern der Burg personengleich waren und Burghuten selbst dann vergeben werden konnten, wenn die Burgnutzung in anderer Hand lag. In den pfalzgräflichen Registern erschienen schon 1230 ein Markward von Eschenbach, nach langer Pause 1339 die Türriegel, 1341–1360 die Kargel, 1343–67 die Redwitz, 1350 ein Heinrich Lochner, 1357 Heinrich Sittenbeck, 1358–1454 die Schuler und zuletzt 1407–1456 die Brandner.

1367 verkaufte Dietrich Türriegel an Hermann Erlbeck das „Haus Eschenbach mit allen anderen Lehen“ und sagte sie seinem Lehnsherren Walter III. Schenk von Reicheneck auf. Wenig später wohnte 1382 Ulrich von Reicheneck mit seinem Schwager Stephan von Wolfstein auf Schloss Eschenbach. Offensichtlich hatten die Reichenecker zwischenzeitlich das Nutzungsrecht an Eschenbach von den Erlbeck übernommen. Nach dem Tod Ulrichs vor 1389 fiel Eschenbach an seine Witwe Margarethe von Wolfstein. 1403 verkauften die Brüder Hans, Wolf und Wygleis von Wolfstein ihre „Behausung“ zu Eschenbach mit allen Gütern und Rechten an den Nürnberger Bürger und Montanunternehmer Heinrich Harsdörfer und seine Frau Margarethe.

Die Harsdorfer bauten in den folgenden Jahrzehnten durch Erwerb weiterer Güter ihre Position in Eschenbach aus, während Besitzteilungen oder -veräußerungen stets innerhalb der Familie stattfanden. Ihre über hundertjährige Ortsherrschaft endete mit dem Tod Hans Harsdorfers (1511). Er hatte das Schloss wie die zugehörigen Güter unter seinen drei Töchtern aufgeteilt. Hans Ebner, der 1508 Ursula Harsdorfer geheiratet hatte, konnte 1528 das zweite Drittel an Schloss und Herrschaft von Katharina, der älteren Schwester seiner Frau erwerben, während der Anteil der jüngeren Schwester Anna an die Volckamer fiel. Die Ebner – und die mit ihnen vielfach verschwägerten Harsdörfer – zählten zu den bedeutendsten Montanunternehmer ihrer Zeit, in deren Besitz sich auch benachbarte ­Hammerwerke befanden [vgl. Enzendorf, Hirschbach].

Hatte im Ersten Markgrafenkrieg die pfälzische Vogteihoheit Eschenbach noch vor einer Verwüstung durch den Markgrafen bewahrt, traf der Zweite Markgrafenkrieg am 4. Juli 1552 das Schloss um so stärker. Nachdem Hans III. Ebner die geforderte Zahlung einer Brandschatzung an den Markgrafen verweigert hatte, wurden seine Herrensitze in Eschenbach wie im benachbarten Hirschbach, in Artelshofen und in Enzendorf zerstört. Der Gesamtschaden belief sich dabei auf 15.000 Gulden, wovon 3.000 Gulden auf den abgebrannten Sitz in Eschenbach entfielen.

Trotz der immensen Schäden und Verluste konnte Hans IV. Ebner – sein Vater starb 1553 – bereits 1554 den Herrensitz in Eschenbach wieder herstellen, so wie er, von den weiter unten erwähnten Veränderungen abgesehen, noch heute erhalten ist. Da vermutlich die starken Umfassungsmauern des Vorgängerbaus mit einbezogen wurden, reicht das Mauerwerk im Erdgeschoss des Haupttraktes möglicherweise bis ins 13. Jahrhundert zurück. Ganz in Stein wurden das erste und zweite Obergeschoss aufgeführt, ebenso der an der Nordwestseite angefügte, ebenfalls dreigeschossige Flügelbau. Bis 1559 waren auch die Wirtschaftsbauten im Vorhof fertiggestellt, darunter ein Pächterhaus. Ein fünfgeschossiger Torturm schützte die Zugangsseite, eine damals wesentlich höhere Wehrmauer mit Rundtürmen umgab Burg und Vorhof.

In den folgenden Jahrhunderten blieb das Schloss von Zerstörungen verschont, sodass sich die Bauaufwendungen auf den normalen Bauunterhalt beschränkten. Schloss- und Grundherrschaft der Ebner wurden lediglich von 1667–1676 unterbrochen, als Maria Helena Ebner, eine geborene Fürer, und Margarete Ebner den Gesamtbesitz an Johann Friedrich von Wimpfen um 10.000 Gulden und 200 Gulden Leihkauf veräußerten. Mit dem Kauf von Eschenbach (wie der Herrensitze von Grünreuth und Hirschbach) und in Folge unglücklich verlaufener Montangeschäfte übernahm sich Friedrich von Wimpfen finanziell, veruntreute als Losungsamtmann städtische Gelder, wurde 1668 in Haft genommen und verstarb im gleichen Jahr im Gefängnis. Eschenbach wurde der Zwangsverwaltung des Rats unterstellt und konnte 1676 wieder von der Familie Ebner um 12.000 Gulden zurückerworben werden.

Der Zwangsverwaltung des Nürnberger Rates verdanken wir eine Beschreibung des Schlossinnern aus dem Jahre 1675, als der Sitz zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Im Hauptbau lagen „fünf Stuben, eine große Küche ..., sieben Schlafkammern, ein kleines Sällein“, im Erdgeschoss des Flügelbaus „zwei schöne Gewölbe“. Im Vorhof befanden sich neben dem Voitenhaus zwei Mietwohnungen und eine große Scheune, daneben „eine schöne große Viehstallung für 10 Stück Rindvieh“, daran angrenzend „eine Roßstallung für mehr als 14 Pferde, mit Knechtskammern“.

Erst im 18. Jahrhundert kam es zu nennenswerten Baumaßnahmen, die das Aussehen des Schlosses aber nur unwesentlich veränderten und sich zunächst auf die Wirtschaftsgebäude konzentrierten. So wurde 1711 im Vorhof ein Stadel errichtet, 1726 die Schlagbrücke über den Hirschbach erneuert. Von 1736 bis 1740 wurden im Zuge einer Modernisierung die Wohnräume im spätbarocken „Laub- und Bandwerkstil“ stuckiert, der Wassergraben aufgefüllt, der Garten neu angelegt und mit zwei Springbrunnen geschmückt.

Gravierender fielen die Veränderungen im frühen 19. Jahrhundert aus. 1817 wurden der baufällige Treppenturm abgebrochen und die Treppen nach innen verlegt, 1828/29 folgte der Abriss der ebenfalls baufälligen Wirtschaftsgebäude im Vorhof. Noch verwertbares Baumaterial wurde zur Errichtung einer Pferdestallung und einer Wagenremise verwendet. Der äußere Ring mit den vier Rundtürmen wurde nach 1830 bis auf den 1863 restaurierten Westturm („Fuchsen-Turm“), in dem früher das Gefängnis untergebracht war, abgetragen.

In den Jahren nach 1831/32 wurden im Hauptbau des Schlosses, 1837/38 im Seitenflügel und im Turm insgesamt acht neue Zimmer eingerichtet, um der größer gewordenen Familie Unterkünfte zu bieten. Mit der parallel durchgeführten Einrichtung eines Ahnensaales und einer Ahnengalerie waren die Arbeiten im wesentlichen abgeschlossen.

Als einer der wenigen Herrensitze befindet sich Eschenbach seit bald 500 Jahren im ununterbrochenen Besitz ein und derselben Familie, der Ebner von Eschenbach.

 Quellen

StBBa MvO 60, fol. 19.

Lehnbuch 1331, S. 120.

NUB Nr. 37, 288, 434, 455, 514, 1073.

Müllner II, S. 6 f.; III, S. 341.

Literatur

Deliciae II, S. 139.

KDM Hersbruck, S. 79-82.

Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Hersbruck und Umgebung. Oberes Pegnitztal (= Adelssitze in Franken 1). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 57-61.

Schwemmer, Wilhelm: Das Schloss und die Grundherrschaft Eschenbach. In: MANL 25 (1976), Heft 3, S. 53-72.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 255.

Vahl, Rittersiegel, Bd. 2, S. 497 f, 737 f.

Voit, Pegnitz, S. 67 ff, 193, 271.

Voit, Grundherrschaften, S. 37 f.


Abbildung

„Eschenbach, samt dem Schloss, wie solches nachgehends wieder erbauet worden“, Kupferstich von J. A. Delsenbach um 1720 (StadtMN)

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