Gleißhammer II
- Abgegangener Herrensitz, „Güntherschlößchen“ (Abbruch 1930)
- Schlossstraße 62-64
- Stadt Nürnberg
Im frühen 17. Jahrhundert entstand in der Nachbarschaft des Gleißhammers ein zweiter Herrensitz. Der Nürnberger Bürger und Händler Jörg Jonabach hatte 1602 einen kleinen Bauernhof erworben, den er 1610/11 mit einem Herrenhaus bebaute. Es handelte sich um ein Gebäude mit Fachwerkobergeschossen auf massivem Sockel, vier Ecktürmchen und einem Krüppelwalmdach. Auf dem Anwesen lastete ein Eigenrecht der Nützel von Sündersbühl, das den Bauherrn und seine Nachfolger zu jährlichen Zinszahlungen verpflichtete.
1688 war das Anwesen im Besitz des wohlhabenden Kaufmanns Johann Nikolaus Vargeth, der es jedoch nicht selbst nutzte, sondern dem Offizier Georg Wolfgang Wuttich vermietete. Gleichwohl kam die Bezeichnung „Vargethenschlößchen“ auf, was zu Ver-wechslungen führen kann [vgl. Vargethschloss am Kontumazgarten].
1707 lehnte das Waldamt Lorenzi einen Bauantrag Vargeths zum Bau eines Stadels ab, genehmigte jedoch die Erneuerung einer Remise neben seinem Herrenhaus. Wenig später, vor 1710, erwarb der Besitzer des Hammer- und Glaspolierwerks, Dr. Johann Friedrich Schober, den kleinen Herrensitz. Ihm folgten vor 1741 Johann Veit Kessel, vor 1766 Johann Erdmann als Mitbesitzer und vor 1795 Heinrich Paul Wolfgang von Günther. Seitdem wurde der Sitz „Güntherschlößchen“ genannt.
Im frühen 19. Jahrhundert kam die Liegenschaft an den Rotgießer Johann Ernst Körnlein, der sie noch 1835 besaß. 1916 war der Fabrikant Karl Loos Eigentümer. Er richtete hier eine Eisfabrik ein, die im Sommer Stangeneis für die Brauereien, Wirtschaften und andere Abnehmer herstellte. Schon 1919 zog die Fernsprech- und Rundfunkapparatefabrik der Firma Bruckner & Stark ein. Für den Neubau der Rundfunkfabrik wurde das Herrenhaus 1930, das im 18. oder 19. Jahrhundert durch einen Umbau seine Ecktürmchen verloren hatte, abgebrochen.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 439 I.
StadtAN E 10/21 Nr. 69.
Literatur
Rusam, Hermann: 650 Jahre Gleißhammer. In: Mitteilungsblatt des Vorstadtvereins Gleißhammer – St. Peter 1899 e.V., Juli 1986, S. 42-65.
Abbildung
Ansicht des Herrenhauses nach Beginn der Abbrucharbeiten, Fotografie: F. A. Nagel 1930 (StadtMN)
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