Gostenhof I

  • Abgegangener Herrensitz, „Löffelholz-Schlösslein“ (Abbruch vor 1900)
  • Bauerngasse 17-27
  • Stadt Nürnberg

Der Nürnberger Vorort Gostenhof siedelte einst in zwei Teilen. Im westlichen, eher bäuerlich geprägten Dorf fand sich noch im 19. Jahrhundert ein Herrensitz, der wohl nicht aus dem Sitz hervorgegangen war, auf dem vor 1344 der Ministeriale Berthold von Schweinau saß und der von seiner Witwe an die Waldstromer verkauft wurde.

Dieses Anwesen dürfte noch im Mittelalter abgegangen sein, denn um 1500 lässt sich in Gostenhof kein Sitz mehr nachweisen. Auch in den Schadenslisten für den Zweiten  Markgrafenkrieg, als Gostenhof am 12. Mai von den markgräflichen Truppen überfallen und am 4. Juni 1552 von der Reichsstadt selbst, um dem Feind alle Deckung zu nehmen, niedergebrannt wurde, ist kein Sitz verzeichnet.

Erst ein Cuntz Pezold scheint in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Gostenhof ein kleines Herrenhaus errichtet zu haben. Um 1590 geriet das Pezoldsche Anwesen an die reiche Kaufmannsfamilie Lanzinger [vgl. Schniegling I], dann 1597 an den Kaufmann und Zuckermacher Hans Eißner. Im Jahr 1626 ließ Eißner das Herrenhaus abbrechen und ein neues erbauen. Nach dem Tod des Bauherrn in den verheerenden Pestjahren 1635/36 erbte die Witwe Anna Maria, eine geborene Dilherr und verwitwete Heugel, den Besitz. 1636 heiratete Johann Jobst Schmidtmeier die Witwe. Nachdem Anna Maria auch den dritten Ehemann überlebt hatte, vermählte sie sich 1657 mit Burkhart V. Löffelholz. Von nun an blieb das „Schlösslein“ bis nach 1786 im Besitz des Patriziergeschlechts, das in Gostenhof auch ein Gartenanwesen besaß.

1736, als Georg Friedrich und Georg Wilhelm II. Löffelholz den Sitz gemeinsam verwalteten, befanden sich beim Herrenhaus mehrere Nebenhäuser, in denen Zinswohnungen eingerichtet waren. Das Herrenhaus selbst stand jedoch leer. Damals wurde es als etwa 15 Meter langer und fast 13 Meter breiter Massivbau beschrieben, der auf einer Seite zweigeschossig, auf der anderen, dem Dorf zu, dreigeschossig war. Das Gebäude wurde mit einer Spindeltreppe in einem Treppenturm aus Fachwerk erschlossen und wies im Erdgeschoss einen Saal und eine Winterung auf. Überliefert wird auch, dass über dem Hauptportal in der Einfriedung an der Bauerngasse das Allianzwappen Schmidtmeier-Heugel in Stein gehauen war, über der Haustüre dagegen das Allianzwappen Löffelholz-Heugel.

Um 1800 gelangte Martin Karl Wilhelm von Wölckern an den Besitz. Er ließ sich 1819 die Zertrümmerung des großen Anwesens genehmigen, besaß jedoch eine Restfläche mit dem Herrenhaus bis 1832. Nun wurde das stark verkleinerte Anwesen an den Müllermeister Johann Christoph Schlee verkauft. Der Herrensitz soll dann noch im 19. Jahrhundert dem Bauboom der Gründerzeit zum Opfer gefallen sein. 1930 war nach den Beobachtungen von Friedrich August Nagel nichts mehr von der historischen Bebauung erhalten.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 426 II, III, 427 II, III.

StadtAN E 10/21 Nr. 2, 57.

Gelegenhait, Nr. 776, 1890.

Literatur


Stadtlexikon Nürnberg, S. 372 f (mit Ansicht Gostenhofs aus der Vogelschau von J. A. Boener, 1708).


Abbildung

Ansicht des Löffelholzschen Herrenhauses, Reproduktion F.A. Nagel  nach einer Federzeichnung von Johann Andreas Graff 1682 (StadtMN)

Lageplan

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