Grünsberg

  • Burg
  • Grünsberg 1-5
  • Stadt Altdorf b. Nürnberg
  • Landkreis Nürnberger Land

Die in einer Senke liegende Burg wurde auf einem schluchtartig zur Schwarzach abfallenden Hügelsporn – dem „Berg im Grunde“ – vor 1231 auf altem Reichsgut erbaut. Bauherr war vermutlich das Reich, in dessen Auftrag die Burg nachweisbar seit 1231 von den „Rindesmule de Grundisberc“ verwaltet wurde, die spätestens seit 1259 nach der Burg siegelten.

Die Rindsmaul stammten vermutlich aus dem Hause der Herren von Heng, die schon im 12. Jahrhundert im Reichsdienst nachweisbar sind. Bedeutendster Vertreter der Familie war neben Hermann Rindsmaul dessen Bruder oder Vetter Albert, der in den 1190-er Jahren im Dienst Kaiser Heinrich VI. aufstieg, beim Romzug des Kaisers interimistisch den „gewaltigen“ Markward von Annweiler als Reichstruchsess vertrat und 1197 gemeinsam mit Otnand von Eschenau am Sterbelager des Herrschers weilte.

Obwohl Reichsgut, gelangte das „castrum Grunsperch“ aus dem Erbe des letzten Staufers Konradin an Herzog Ludwig II. von Bayern; sein Zubehör in Rasch, Hockelhof (abgegangen) und Stürzelhof erscheint ca. 1275/80 und 1320 in den bayerischen Salbüchern. Besitzer blieben die Rindsmaul, die weiter nach der Burg siegelten. Diese wurde 1311 den Brüdern Albert, Marquard und Hartmann von Herzog Ludwig IV. als Lehnsherrn um 350 Pfund Heller verpfändet. Von der Darlehnssumme waren 250 Pfund bereits ausgezahlt, weitere 100 Pfund sollten auf Grünsberg verbaut werden. Bei der chronischen Geldknappheit der Herzöge schien damit der dauernde freieigene Besitz der Burg in greifbare Nähe gerückt. Ungeachtet der Rindsmaulschen Ansprüche übertrug Herzog Ludwig aber nur vier Jahre später die Burg an Ritter Seifried Schweppermann, Gemahl seiner Schwester Katharina, wegen dessen Verdiensten in der Schlacht bei Gammelsdorf.

1375 bestätigte Pfalzgraf Ruprecht der Ältere der Familie die Pfandschaft an der Burg Grünsberg, „wann nun die ... Schweppermann ... des Rindsmaul erben sind“. Die Erben sollten anstehende Baumaßnahmen an der Burg nach Rat des Viztums und Landschreibers zu Amberg durchführen. Die Pfandschaft ist Caspar Schweppermann, Schultheiß zu Neumarkt, noch 1404 von König Ruprecht I., schließlich 1411 von dessen Sohn Pfalzgraf Johann von Neunburg-Neumarkt, erneuert worden.

Den Besitz übernahm nach dem Aussterben der Schweppermann 1433 Hermann Freudenberger mit seinen Söhnen Ulrich und Heinrich. Ulrich erscheint wiederholt als Pfleger des pfälzischen Amtes Altdorf, 1469 als Inhaber der Burg Grünsberg. Nach 1440 folgte er seinem Herrn Pfalzgraf Christoph von Neumarkt, als dieser die dänisch-schwedische Königswürde an-nahm, nach Skandinavien und lässt sich bis zum Tod des Königs 1448 in Stockholm und Kopenhagen nachweisen.

Im Ersten Markgrafenkrieg zogen die Nürnberger 1450 vor die Burg „und brennten ab den vorhoff daselbst und waz vor dem Schloß stund“, wagten aber offenbar nicht den Sturm auf die Hauptburg.

Auf Grünsberg sehen wir nach den Freudenbergern 1481 den Kanzler Pfalzgraf Ottos II., Ludwig Truchsess von Pommersfelden, der sich fortan nach der Burg nannte. Noch als Kind einer Tochter des Nürnberger Bürgers Andreas Rech versprochen, heiratete er vor 1480 Dorothea Imhoff. Ihr Sohn Martin Truchsess von Grünsberg blieb im pfälzischen Dienst, ehelichte Ursula Muffel von Ermreuth [vgl. Ermreuth] und trat 1499 nach dem Tod des Vaters den Besitz an. Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 stand Martin Truchsess auf Seiten der Wittelsbacher und hielt sich „zu Neuenmarckt bey des Raths Feinden“ auf. Im Nürnberger Dienst stehende böhmische Söldner besetzten daher Grünsberg „mit Kriegsrecht“ und brannten es auf Befehl des Rats nieder, als der Truchsess die Huldigung verweigerte.

Die Reichsstadt Nürnberg zog die zerstörte Burg ein und verpachtete sie zunächst 1506 mit allem Zubehör, namentlich den Höfen Dürrenhof und Hackenhof sowie sieben Weihern, fünfzig Tagwerk Wiesen und 150 Morgen Äckern, an den Nürnberger Kaufmann Wilhelm Rauscher. In wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, trat Rauscher den Besitz an seinen Gläubiger Hans Durnhöfer ab und musste ihn schließlich, da er „in etlich jaren keinen Erbzinß bezalt“, 1518 wieder an den Rat zurückgeben. 1529 erfolgte um 3.000 Gulden der Verkauf der „gemeiner Statt Burkstat zu Grunsperg ... mit allen gepewen auch dem Vorhof, Weyern, Eckern, Wisen, Gattern, Hölzern, Reutten, Zinsen und Gülten und allen andern Zugehörungen und Gerechtigkeit“ an den Nürnberger Patrizier Friedrich Behaim, Mitglied des Kleineren Rats. Behaim verpflichtete sich, die Burg mit allen Befestigungen und Gebäuden dem Rat zu Nürnberg zu öffnen und ausschließlich an Nürnberger Bürger zu verkaufen oder zu vermachen. Doch auch 25 Jahre nach ihrer Zerstörung war die Burg beim Erwerb durch Behaim allenfalls in Teilen erneuert und galt als Ruine.

Der Zweite Markgrafenkrieg verzögerte ihren Wiederaufbau weiter. Am 29. Mai 1552 wurde die Burg angezündet, sodass ein Schaden von 2.000 Gulden entstand. Nach einem auf der Westseite der neuen Kemenate angebrachten Chronogramm erfolgte ihre Vollendung erst 1561 durch Andreas Oertel, dessen gleichnamiger Vater 1556 den Besitz von den Vormündern der Kinder Friedrich Behaims erworben hatte. Die dreigeschossige Kemenate mit Schopfwalm erhielt dabei ihre heutige Form. Auf Oertel ging wohl auch der (Neu-)Bau von Pächterhaus, Eingangstor und Burgkapelle im Vorhof der Burg zurück.

Andreas Oertel wurde 1579 von seinem Schwiegersohn Siegmund Haller beerbt. Die Wohnverhältnisse stellte Haller im Jahre 1605 als beengt und bescheiden dar, als er beim Waldamt um ein weiteres Feuerrecht für eine Kammer nachsuchte, die er aufteilen und als Kinder- oder Krankenzimmer nutzen wollte. Er begründete seinen Wunsch damit, dass er im „hauß nit alß zwo wohnstuben [habe], an welchen doch kein Kammer ist als daß ich wegen meinen kleinen kindern so wol sonsten auf Zutragende krankheiten, deßelben notdürftig“. Die Kammer befand sich über einem Raum, der als Pferdestall, früher als Schmiede genutzt wurde und direkt an der Schlossmauer angebaut war. Das Gesuch wurde unter der Auflage genehmigt, dass Haller niemals Beständner oder Zinsleute (Mieter) in diesem Raum aufnehmen würde.

Nach dem Tod Johann Sigmund Hallers (1606–1670) fiel Grünsberg 1672 an seinen Schwiegersohn Johann Paul II. Paumgartner, dessen Familie in der Reichsstadt, aber auch im pfälzischen Dienst hohe Ämter bekleidete. Dessen Sohn Johann Paul III. Paumgartner baute die Burg vermutlich nach seiner zweiten Eheschließung mit Sophia Maria Nützel (1722) bis 1726 weiter aus. Um Raum zu gewinnen, verlegte er die Innentreppe aus der Erdgeschosshalle des Hauptbaues in einen angebauten Treppenturm mit einer großartigen einbaumigen Spindeltreppe. Weiter entstanden der Turmbau an der Nordwest-Ecke, die Barockdecken wohl von Donato Polli im zweiten Obergeschoss der Hauptkemenate, der zweigeschossige so genannte „Billardbau“ an der Stelle eines bastionsartigen Verteidigungsbaus und das Verwalterhaus in der Vorburg. Aus seiner Zeit haben sich die Fenster an der Kemenate mit Venezianer Mondglasscheiben erhalten. Sein Wappen und die Jahreszahl 1723 ziert das Torhaus zur Hauptburg. Zu Ehren seiner zweiten Gemahlin Sophie Maria Nützel ließ Paumgartner 1724–26 rund 500 Meter südlich des Schlosses die Sophienquelle in barocker Fassung anlegen. Seine Witwe ließ diese 1728 durch eine Allee als Sichtachse mit dem Schloss verbinden. Vermutlich um dieselbe Zeit entstand ein Barockgarten, der so genannte Himmelgarten, mit sieben Terrassen und Freitreppe.

Nach Johannes Paul III. Tod 1726 vermählte sich die Witwe 1730 mit Johann Sebastian Haller, der 1743 zum General-Feldmarschall-Leutnant des Fränkischen Kreises ernannt wurde.  1746 beantragte die inzwischen wieder verwitwete „Generalin“ Sophia Maria Haller von Hallerstein die Errichtung einer beheizbaren Winterung und den Abbruch des Turms auf der Schlossmauer, der bislang die Schlaguhr getragen hatte.

1766 überließ sie das Schloss ihrem Schwiegersohn Karl Christoph Stromer von Reichenbach, der dafür ihre beträchtlichen Schulden übernahm. Die bis ins 13. Jahrhundert zurück nachweisbare Familie Stromer, die einst zu den ältesten und angesehensten Patriziergeschlechtern der Reichsstadt zählte, blieb bis heute im Besitz.

Das Schloss wurde 1909/12 und 1919/23 aufwändig renoviert, Kriegsschäden im Vorhof des Schlosses bis 1954 notdürftig behoben. Unter dem letzten Besitzer Wolfgang Stromer von Reichenbach folgten nach 1990 umfassende Sanierungsmaßnahmen, die nach seinem Tod von der im Jahre 2000 von ihm gegründeten Stromerschen Kultur-, Denkmal- und Naturstiftung unter Federführung seiner Tochter Rotraud von Stromer-Baumbauer fortgesetzt wird.

Quellen


StAAm Oberpfälzer Registratur Bd. 13, fol. 412 f. Bd. 16, fol. 170.

StAN Rst. Nbg., Losungsamtliche Reverse Nr. 636.  Rst. Nbg., Kirchen- und Ortschaften auf dem Land Nr. 343. Rst. Nbg., Rechnungen des Markgräflichen Krieges Nr. 96. Stromer-Archiv Akten Nr. 784 f, 2620.

Mon. Boica Bd. 30/I, S. 218 f, Nr. 724.

Müllner III, S. 284, 296, 373-375, 434 f, 466.

NUB Nr. 192, 683.

Thiel, Mattias / Adam, Carl: Archiv der Freiherren Stromer von Reichenbach auf Burg Grünsberg (Bayerische Archivinventare, Heft 33/34). Neustadt/Aisch 1972.

Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Anton / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Altdorf und Umgebung (= Adelssitze in Franken Bd. 4). Altdorf 2004, S. 41-47.

Goez, Werner: Über die Rindsmaul von Grünsberg. Studien zur Geschichte einer staufischen Ministerialenfamilie. In: Hochfinanz, Wirtschaftsräume Investitionen. Festschrift für Wolfgang von Stromer. Hg. v. Uwe Bestmann u.a., Bd. 3. Trier 1987, S. 1227-1249.

HAB Nürnberg-Fürth, S. 122.

Horrelt, Jasmin: Der Himmelgarten zu Grünsberg. Ein historischer Schloßpark in Mittelfranken. In: MANL 45 (1996), Heft 2, S. 88-99.

KDM Landkreis Nürnberg, S. 42 ff.

Schönwald, Ina: Die Patrizierfamilie Paumgartner auf Burg Grünsberg. Lauf 2001.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 387 f.

Stromer, Wolfgang von: Die Sophienquelle zu Grünsberg. In: MANL 29 (1980), Sonderheft Nr. 26.

Voit, Pegnitz, S. 145-150 und 204-219.


Abbildung

Ansicht von Nordwesten, kolorierte Ansichtskarte um 1904 (HallerA)

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