Hammerschrott

  • Abgegangener Hammerherrensitz (Abbruch 1956)
  • Markt Neuhaus an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


Hammerschrott, einst nur Schrott genannt, soll wie Rothenbruck zum Lehnsbesitz der ehemaligen Reichsministerialen von Neidstein-Hartenstein gehört haben, der nach dem Tod des Heinrich von Hartenstein mit der Burg Hartenstein um 1326 an König Ludwig den Bayern fiel [vgl. Hartenstein, Rothenbruck]. Der Ortsname weist schon für diese Zeit einen Eisen produzierenden Betrieb nach. 1407 bestand das Bamberger Lehen aus einem Hammerwerk mit Zerrennherd für die Eisenschmelze. Vor 1468 saß Hanns Per (Bär) als namentlich überlieferter Hammermeister zu Hammerschrott, er hatte zur Veldener Pfarrkirche einen Jahrtag gestiftet. Bei der Erkundung der Landschaft um Nürnberg, vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 vom reichsstädtischen Rat befohlen, wurden zu Schrott ein Herrensitz und ein Hammer im Besitz eines nicht namentlich genannten Nürnberger Bürgers festgestellt.

Noch im 16. Jahrhundert kam das Hammergut an das Sulzbacher Hammerherrengeschlecht Zerreis(en). 1595 prozessierte Sebastian Zerreis mit Nachbarn wegen eines neuen Mühlwerks. 1614 war ihm längst Lorenz Zerreis gefolgt, der sich, ausdrücklich zum Hammer Schrott sitzend, 1615 um ein Darlehn bemühte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wird eine Familie Albrecht, vielleicht als Pächter, zu Hammerschrott überliefert, ihr ertrank 1757 ein Kind. Im späten 18. Jahrhundert kaufte Johann Baptist Hausmann den Hammer. Er war wirtschaftlich so erfolgreich, dass er das oberpfälzische Landsassengut Sinnleithen erwerben konnte und daraufhin 1789 in den Adelsstand aufgenommen wurde. 1807 ersteigerte Johann Baptist von Hausmann die vom bayerischen Staat zum Verkauf ausgeschriebene Burg Veldenstein [vgl. Neuhaus-Veldenstein].

Um 1824 vererbte Hausmann das Hammergut an die Tochter und den Schwiegersohn Maximilian Falkner von Sonnenburg. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgte Johann Sturm; dessen Erben  ließen 1858/59 den Hammer eingehen. Daraufhin kam es zum Einbau einer Bronzefabrik. Im ausgehenden  19. Jahrhundert erwarb Eberhard Weith das Anwesen, baute die Fabrik wieder zum Hammerwerk um und produzierte wie früher schon Stabeisen, das an Nürnberger Industriebetriebe geliefert wurde. Schon kurz nach 1900 ließ er mit einem seiner Wasserräder einen Generator antreiben, um seine Fabrikräume mit Strom versorgen zu können. 1909/11 wurde aus diesen Anfängen ein kleines Kraftwerk, das dann auch Neuhaus und Krottensee mit elektrischem Strom versorgte.

1912 verpachtete Weith das Hammerwerk schließlich dem Händler Leonhard Praß aus Neuhaus, der das Schmiedehandwerk gelernt hatte. Praß stellte den Hammerbetrieb ein und richtete ein Dampfsägewerk ein, produzierte aber weiterhin auch Strom. 1915 wurde in Hammerschrott zusätzlich eine Holzwollefabrik aufgebaut. Nachdem die Firma Praß die Holzindustrie nach Neuhaus verlagert hatte, wurden in Hammerschrott Erdfarben hergestellt. Nach dem Tod von Leonhard Praß 1937 erbten seine Söhne Georg und Hans die ­Liegenschaften. Zu ihrer Zeit wurde im Jahr 1956 das Herrenhaus abgebrochen. Von den historischen Gebäuden hat sich nur ein Fachwerkstadel des 17. Jahrhunderts erhalten. Das Herrenhaus wurde 1688 einmal als länglicher Satteldachbau dargestellt, der über massive Umfassungen und Fachwerkgiebel verfügte.


Quellen


StAAm Plansammlung Nr. 3173.

StAN Rst. Nbg., Landpflegamt, Pflegamt Velden,  S I, L 451, Nr. 1; Rep. 39a, fol. 89 r, Nr. 13; fol. 144, Nr. 14; Rep. 39c, fol. 41 r, Nr. 7. SchlossA Hüttenbach Urk. Nr. 8.

Gelegenhait, Nr. 861.

Literatur


Dimler, Andreas: Marktgemeinde Neuhaus – Gestern und Heute (= Veldensteiner Mosaik Bd. 2). Neuhaus 1989.

Heller, Ehrenfried: In memoriam: Elektrizitätswerk Hammerschrott. In:  MANL 44 (1995), Heft 1, S. 281-309.

KDM Landkreis Pegnitz, S. 271.

Schwemmer, Wilhelm: Burg und Amt Veldenstein (= Schriftenreihe der ANL Bd. 8). Nürnberg 1961.


Abbildung

Ansicht des Hammergutes Hammerschrott aus der Vogelschau, vorne rechts das Herrenhaus, Ausschnitt aus einer Karte von 1688 (StAAm)

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