Happurg II
- Herrensitz, „Tucherschloss“
- Hauptstraße 9
- Gemeinde Happurg
- Landkreis Nürnberger Land
Der Pfleger des reichsstädtischen Amtes Reicheneck, der 1662 geborene Johann Gottlieb Tucher [vgl. Rückersdorf], erwarb 1700 das so genannte Weihergut mit dem „schloßel“ [vgl. Happurg I] von Johann Georg von Preysing. Der Käufer ließ das alte Weiherhaus vermutlich bald nach dem Kauf abbrechen und im benachbarten Garten 1701/02 ein zweigeschossiges, mit einem Satteldach überspanntes Herrenhaus errichten. Die archivalischen Nachrichten ließen sich durch eine dendrochronologische Analyse der Bauhölzer bestätigen.
Johann Gottlieb Tucher und seine Ehefrau Maria Jakobina, geborene von Hardesheim, haben das Happurger Herrenhaus wohl nur für gelegentliche Aufenthalte genutzt. 1713 hatte das Ehepaar (wohl im Erdgeschoss) eine Mieterin untergebracht, die damals wegen Diebstahls von Wolle angeklagt wurde. Unmittelbar danach vermietete Tucher die Wohnräume an den Pächter der Schlossökonomie, Mattheus Beer, der auch als Voit eingesetzt war.
Der Schlossherr, der lange Jahre als Offizier in der Armee des Fränkischen Kreises gedient und im Spanischen Erbfolgekrieg gekämpft hatte, verstarb in hohem Alter erst 1742. Der Besitz fiel an seinen Sohn Carl Benedikt Tucher, verheiratet mit Maria Katharina Ebner von Eschenbach. Als Carl Benedikt 1750 starb, wurde er von seiner Witwe und der Tochter Maria Jakobina, die Johann Georg Haller von Hallerstein geheiratet hatte, beerbt.
1763 musste die Erbengemeinschaft die Einquartierung von Militär hinnehmen. Im späten 18. Jahrhundert war eine Wohnung an die Witwe des Happurger Gerichtsschreibers vermietet. Nach dem Tod des Johann Sigmund Haller von Hallerstein, der seine Großmutter Maria Katharina Tucher beerbt hatte, wurde der Besitz von der Hallerschen Erbengemeinschaft 1811 in mehreren Teilen an Meistbietende verkauft. Das „Hallerische Schloß“ erwarb damals Georg Fuchs, der es 1831 seiner Pflegetochter Walburga Meier schenkte. 1875 übernahm Johann Georg Fuchs den Besitz, 1919 dessen Tochter und ihr Bräutigam Benedikt Müller. Das Tucherschloss ist noch immer Familienbesitz und wurde 2004/2005 einer preisgekrönten Instandsetzung zugeführt. Dabei zeigte sich, dass die bauzeitliche Putzgestaltung der Fassaden unter einer modernen Zementputzlage weitgehend erhalten war. Die bemerkenswerte Fassung aus getönten Flächen und heller Bänderung wurde wiederhergestellt.
Literatur
Giersch, Robert: Archivalienforschung zur Geschichte des ehemaligen Herrensitzes zu Happurg. Denkmalpflegerische Voruntersuchung 2000. Unveröff. im BLfD.
KDM Hersbruck, S. 96.
Mitteilung von Restaurator Claus Giersch zur dendrochronologischen Datierung und Instandsetzung des bauzeitlichen Fassadenputzes.
Abbildung
Östliche Giebelseite nach der Wiederherstellung der barocken Fassade, 2006 (Rg)
Lageplan
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