Henfenfeld

  • Burg, „Pfinzingschloss“
  • Am Schloss 10, 12
  • Gemeinde Henfenfeld
  • Landkreis Nürnberger Land


Im Jahr 1119 stattete der Bamberger Bischof Otto I. das Gründungsgut des Klosters Michelfeld mit dem Gut „Henphenvelt“ mitsamt der Pfarrei und allen Zugehörungen aus. Von einer Burg ist damals nicht die Rede. Eine jüngere Quelle berichtet jedoch, dass Henfenfeld zu den sechs „Munitiones“ (Befestigungen) gezählt haben soll, die der Bischof zu Lebzeiten erworben hatte. Das Auftreten des Bamberger Geistlichen Kaezelinus von Henfenfeld als „prolocutor“ (Fürsprecher) des Hochstifts bereits im Jahr 1059 hat Gustav Voit als Beweis für ein Edelfreiengeschlecht angeführt, das in Henfenfeld eine Burg unterhielt. Ein sich 1147 nach Henfenfeld nennender Edelfreier, Wirnt von Henfenfeld, wird mittlerweile von Eckard Lullies den Herren von Ebermannsdorf, zeitweise führenden Gefolgsleuten der Grafen von Sulzbach, zugerechnet. Zu dieser Zeit war Henfenfeld in der Hand der Grafen, da sie als Vögte des Hochstifts auf dem Nordgau und des Klosters Michelfeld die weltliche Macht ausübten. Mit dem Aussterben der Grafen von Sulzbach fielen Burg und Herrschaft Henfenfeld als Kirchenlehen 1188 an die Staufer.

Noch erkennbare großformatige Buckelquaderwände des hochmittelalterlichen Baubestandes lassen annehmen, dass die Burg um 1200 umgebaut und/oder erweitert wurde. Das auf der Burg als Niedervögte eingesetzte Reichsministerialengeschlecht reklamierte die Burg nach dem Zusammenbruch des Stauferreiches erfolgreich für sich, geriet jedoch noch im ausgehenden 13. Jahrhundert in wirtschaftliche und machtpolitische Bedrängnis. Anfang der 1290-er Jahre kam es im Rahmen des Hirschberger Krieges zu einer erbitterten Fehde zwischen Gebhard von Henfenfeld und den Herren von Wildenstein [vgl. Rothenberg, Strahlenfels, Wildenfels], die weitere Ressourcen gekostet haben mag. Dass Heinrich V. von Wildenstein 1312/1323 als Gemahl einer von Henfenfeld und als Mitbesitzer der Burg aufscheint, lässt ahnen, mit welchen Opfern die Fehde befriedet wurde.

Im 14. Jahrhundert mussten die Herren von Henfenfeld viele Güter vor allem an das Kloster Engelthal und an Nürnberger Bürger verkaufen, bis schließlich Ulrich von Henfenfeld 1372 sogar die Stammburg aufgeben musste und sie an Hermann von Breitenstein veräußerte. Hermanns Sohn Erasmus reichte die Burg 1395 an Günther Lisberger weiter, der dem Nürnberger Montanunternehmer Herdegen Valzner [vgl. Altdorf, Gleißhammer I], einem der reichsten und einflussreichsten Männer seiner Zeit, Mitbesitz einräumte. Doch fand die Burg im Mai 1400 mit Wolfhart von Hüttenbach bereits einen neuen Eigentümer. 1405 war die Zeit des schnellen Besitzwechsels vorüber, als Hartung IV. von Egloffstein sie erwarb.

Die Herren von Egloffstein begannen zielstrebig von ihrer neuen Burg aus, ihre Herrschaftsrechte auszubauen. Das Privileg der Hochgerichtsbarkeit von 1420 verloren sie jedoch 1429 wieder, als sich ihre Politik gegen König Sigmund selbst wandte. Im weiteren 15. Jahrhundert fielen die Henfenfelder Burgherren nicht selten durch harte Fehdemaßnahmen auf, die von den Städten als Straßenraub ausgelegt wurden. Mit dem für Nürnberg siegreichen Ausgang des Landshuter Erbfolgekrieges 1504/05 und der Eingliederung des Amtes Hersbruck ins reichsstädtische Territorium war auch Henfenfeld der neuen Landeshoheit und Hochgerichtsbarkeit unterworfen. Die Egloffsteiner versuchten einige Zeit lang vergeblich mit juristischen Mitteln, das Nürnberger „Joch“ abzustreifen, entschlossen sich aber spätestens 1524 doch zum Verkauf von Burg und Herrschaft. Mit dem Nürnberger Patriziergeschlecht der Pfinzing traten sie in Verhandlungen, die sich bis 1529 hinzogen. Nachdem endlich auch das Bamberger Hochstift als Lehnsherr zugestimmt hatte, konnte der Verkauf an Martin I. Pfinzing 1530 besiegelt werden. Damit ging die einstige Reichsburg an eines der ältesten und vornehmsten Nürnberger Geschlechter, das sich bis zu seinem Erlöschen 1764 auch nach der Burg Pfinzing von Henfenfeld nannte.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde die Burg vom Feind bereits im Mai 1552 besetzt und dem markgräflichen Parteigänger Hans von Egloffstein übergeben, der behauptete, er sei beim Verkauf 1530 von den Pfinzing übervorteilt worden. Während der Auseinandersetzungen starb der erkrankte Martin I. Pfinzing, und erst sein Sohn Martin II. erreichte die Rückgabe Henfenfelds. Der folgende Einfall markgräflicher Truppen am 4. Mai 1553 verlief weniger glimpflich: Die Burg wurde in Brand gesetzt und brannte vollständig aus.

In den Jahren nach 1557, vermutet wird die Bauleitung des Nürnberger Steinmetz- und Baumeisters Paulus Beheim, wurde die Burg für die Familie Pfinzing in Stand gesetzt. Herrschaft und Burg, die bei ihrem Wiederaufbau ihr wehrhaftes Erscheinungsbild weitgehend verlor, waren mittlerweile Teil einer Vorschickung (Familienstiftung) und wurden daher vom jeweiligen Geschlechtsältesten verwaltet. 1587  bis 1599 oblag diese Aufgabe Paulus II. Pfinzing, dem berühmten Kartographen und Schöpfer des Pfinzing-Atlasses. Nachdem Johann Sigmund Pfinzing, der letzte des Geschlechts, das über ein halbes Jahrtausend die Geschicke Nürnbergs maßgeblich mitgelenkt hatte, zu Grabe getragen war, fiel die Administration der Familienstiftung 1764 an die Brüder der Witwe, einer geborenen Haller von Hallerstein. Johann Sigmund III. Haller, Obrist der Fränkischen Kreistruppen und von 1794 bis 1804 Nürnberger Reichsschultheiß, verwaltete das Familienvermögen bis zu seinem Tod 1805.

Nach der gesetzlichen Aufhebung der Familienstiftungen im Jahr 1808 war den Erben die Aufrechterhaltung des umfangreichen Pfinzing-Hallerschen Grundbesitzes nicht mehr möglich. 1817 wurde das Schloss an den wohlhabenden Kaufmann und Handelsgerichtsassessor Karl Benedikt Schwarz veräußert, der schon die Güter Artelshofen und Hirschbach erworben hatte. Damit der Käufer die patrimonialen Gerichtsbarkeiten wahrnehmen konnte, wurde er von König Maximilian I. Joseph geadelt. Unter Karl Benedikt von Schwarz und nach seinem Tod 1832 unter dem Sohn Georg Christoph Benedikt wurde vor allem von 1826 bis 1838 viel renoviert; u.a. wurden in verschiedenen Räumen Stuckdecken eingebaut. Der Barockgarten wandelte sich zu einem Landschaftsgarten. Nach 1920 eröffnete die Familie von Schwarz in Teilen des Obergeschosses einen Gastronomiebetrieb. 1939 etablierte man in den Räumen ein Lager für den weiblichen Reichsarbeitsdienst, auch der NS-Lehrerbund unterhielt hier zeitweise eine Schulungsstätte.

1952 veräußerte die Erbin Erika von Schwarz das Schloss an die Deutsche Bundesbahn, die hier ein Schulungsheim einrichtete. Seither kam es zu mehreren Eingriffen in den historischen Baubestand. Gleichwohl hat die Burg bis heute weitgehend ihr Erscheinungsbild des späten 16. Jahrhunderts bewahrt. Im Nordosten wird sie durch einen gefütterten Graben geschützt. Über eine massive Brücke, die 1959 erneuert wurde, erreicht man das innere Tor und den Burghof, um den sich die an die Ringmauer angefügten Gebäude gruppieren. Unmittelbar südlich der im 16. Jahrhundert erneuerten Toreinfahrt hat sich der einstige Bergfried erhalten. Im untersten Geschoss birgt er noch das Verlies des Patrimonialgerichts mit einer erhaltenen Haspel über dem Angstloch zum Herablassen von Lasten oder Personen. Der einst freistehende Bergfried wurde wahrscheinlich in Folge der Brandkatastrophe 1553 seiner oberen Geschosse beraubt und beim Wiederaufbau in die Wohnbebauung integriert. Während sich an den damals überbauten Fassaden die Buckelquader teilweise erhalten haben, wurden sie an den hofseitigen Fassaden abgearbeitet. Beim Wiederaufbau wurde auch der Torraum nördlich des Bergfrieds überbaut. Hier wurde die neue große Stube, heute roter Saal genannt, eingerichtet.

Südlich des Bergfrieds schließt das dreigeschossige Hauptgebäude an, das in der frühen Neuzeit „Neuer Bau“ hieß. Diese Bezeichnung könnte auf einen Neu- oder Umbau im Spätmittelalter hinweisen. Zu seiner Erschließung wurde 1624 der Treppenturm angebaut, der seine ursprünglich sehr repräsentative Turmhaube durch einen Umbau 1795 verlor. Eine zweite Kemenate entstand in den 1560-er Jahren an der westlichen Ringmauer mit Wohnräumen im Obergeschoss, während die Erdgeschosse einst Pferdestallungen, Remisen und Wirtschaftsräume bargen.

Die Vorburg ist zumindest in Teilen erhalten, die jedoch in den Jahren nach 1952 weitgehend den Zwecken der Bundesbahn angepasst wurden. So schließt sich nördlich der Auffahrt vom vorderen Tor der gestreckte Baukörper mit der Voit- und Amtsknechtswohnung, den Stallungen und dem ehemaligen Zehntstadel an. Am hinteren Tor hat sich ein allerdings erheblich modernisiertes Personalwohnhaus und das 1832/33 neu erbaute Ökonomiegebäude erhalten. Es wurde schon bauzeitlich mit Personalwohnungen im Obergeschoss ausgebaut und birgt heute im Erdgeschoss einen Gastronomiebetrieb.

Der weitläufige Schlossgarten ist aus gartendenkmalpflegerischer Sicht von großer überregionaler Bedeutung und hat sich, trotz der Eingriffe nach 1952 durch Parkplatzbau und landwirtschaftlicher Nutzung im Osten, weitgehend als im frühen 19. Jahrhundert gestalteter Landschaftsgarten erhalten. Bemerkenswert ist die angeblich einzige Steinbuchen-Allee Deutschlands und ein Monumentensockel, der als Basis einer 1833 von Jacob Daniel Burgschmiet angefertigten Büste des Karl Benedikt von Schwarz diente. Die Büste wurde 1968 entfernt und ist seither verschollen. Nach Auflösung der Bundesbahnschule 1983 wurde die Liegenschaft wieder privatisiert und wird seither überwiegend zur Unterbringung von Geschäftsräumen genutzt.

Quellen


HallerA Henfenfelder Archiv.

Lehnbuch von 1331, S. XLVI, 222.

Literatur


Giersch, Robert: Archivalien zur Baugeschichte des Schlosses Henfenfeld vom 16.–19. Jahrhundert. Dokumentation zu den denkmalpflegerischen Voruntersuchungen 2004/2005. Unveröff. im BLfD.

Haller von Hallerstein, Helmut Frhr. von: Schloß und Dorf Henfenfeld (= Schriftenreihe der ANL Bd. 35). Nürnberg 1986.

Voit, Pegnitz, S. 104-113.


Abbildung

Ansicht von Süden, Fotografie: F. A. Nagel 1910 (StadtMN)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.