Heroldsberg I

  • Herrensitz, „Grünes Schloss“ oder „Rabensteiner Schloss“
  • Kirchenweg 5
  • Markt Heroldsberg
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Als ältestes „Schloss“ gilt das so genannte „Grüne Schloss“ gegenüber der Kirche in Spornlage über dem Gründlachtal, wo die Forschung auch den ehemaligen königlichen Verwaltungs- bzw. Gerichtssitz sucht. Der erste urkundliche Nachweis eines Schlosses stammt allerdings erst aus dem Jahre 1471, als Endres I. Geuder berichtet, er habe „zu volzihung eins edelmans stants einen edelmanssitz zum Heroltzperg gepaut“. Das dürfte sich nicht auf das „Weiße Schloss“ [vgl. Heroldsberg II], sondern das „Grüne Schloss“ beziehen. Dessen Aussehen ist durch eine Silberstiftzeichnung Albrecht Dürers aus dem Jahr 1510 überliefert, die den Ausblick vom Roten Schloss zur Kirche zeigt. Danach handelte es sich um einen erdgeschossigen Steinbau mit einem hohen Steildach, in das zwei große, ebenfalls massive Zwerchhäuser mit Fachwerkgiebeln, Krüppelwalmen und First in Nord-Süd-Richtung geschickt einbinden [vgl. auch Neunhof bei Kraftshof und Ziegelstein I]. 1519 wurde der Herrensitz mit einer Wehrmauer umgeben, die am Südgiebel angebrachte Jahreszahl 1545 (?) dürfte auf bauliche Veränderungen hindeuten. Kurz darauf wurde das Grüne Schloss im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 zerstört.

Beim Wiederaufbau um 1560 entstand unter Einbezug bestehender Mauerteile ein dreigeschossiger Sandsteinbau mit Satteldach und Schopfwalm. Die Traufseiten zeigen Mittelrisalite mit Zwerchhäusern, die Giebelseiten dreigeschossige Erker, am Nordgiebel findet sich das Geuderwappen. Im Keller haben sich angeblich aus dem „Mittelalter“ stammende „Lochgefängnisse“ erhalten. Die kleinen Lichtschlitze und Fenster des Erdgeschosses unterstreichen den wehrhaften Charakter des Sitzes. Süd- und südöstlich des Schlosses befanden sich eingeschossige Wirtschaftsgebäude, östlich davon eine Gartenanlage.

Die für das „Grüne Schloss“ ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Rabensteiner Schloss“ geht auf die 1649 geschlossene zweite Ehe Johann Philipp Geuders mit Anna Elisabeth Rabensteinerin von Döhlau zurück. Johann Philipp Geuder (1597–1650) zählte zu den herausragenden Persönlichkeiten der Familie, diente als anhaltinischer und brandenburgischer Rat und amtierte zuletzt als Direktor der drei Ritterkreise in Franken, Schwaben und am Rhein. Seine Nachkommen gehörten dem Reichsritterstand an und nahmen den Beinamen „Rabensteiner“ an, etwa Johann Georg Geuder genannt Rabensteiner zu Heroldsberg, Stein und Lichtenfels (1677–1747), der es als Ordenskanzler des Johanniterordens zu großem Einfluss brachte.

Wohl um 1760 fertigte der Maler Magnus Brasch aus Nürnberg (1731–1787) für das Grüne Schloss großformatige Wandbilder mit Abbildungen der damaligen Geuderbesitzungen, die 1969 ins Rote Schloss transferiert wurden.

Kriegsschäden von 1945 wurden bald renoviert. Das Schloss war bis 1963 im Besitz Friedrich Karl Sigmunds Freiherrn von Geuder-Rabensteiner, ihm folgte bis zu ihrem Tod 1977 seine Schwester Emilie. Anschließend erwarb es der Nürnberger Zahnarzt Dr. Hans Much und ließ das Gebäude renovieren. In den letzten Jahren erfolgten  Sanierungsmaßnahmen an den Umfassungsmauern durch die Schlossherren Karola und Hans Much.

Quellen


Biedermann, Tab. 53, 56.

Literatur


Brunel-Geuder, Eberhard: Heroldsberg. Geschichte einer Marktgemeinde. Heroldsberg 1990, S. 32, 34, 55.

Brunel-Geuder, Eberhard / Alberti, Volker: Die Geuder-Rabensteiner und das Weiße Schloss zu Heroldsberg. Heroldsberg 2002, S. 57.

KDM Erlangen, S. 122 f.

Mitius, Otto: Mit Albrecht Dürer nach Heroldsberg und Kalchreuth. Erlangen 1924.

Ruthrof, Renaissance, S. 81 f.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses von Nordwesten, Fotografie 2006 (As)

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