Hüttenbach

  • Schloss
  • Am Schloss 1
  • Gemeinde Simmelsdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Bereits 1140 erscheint mit Engelhard und Eschwin urkundlich ein Ministerialengeschlecht, das sich nach Hüttenbach nannte. Über 100 Jahre später, 1254, finden wir einen jüngeren Engelhard von Hüttenbach unter den Zeugen für den Reichsministerialen Hiltpolt von Lauf-Rothenberg-Hiltpoltstein. Im 14. Jahrhundert zählten Hüttenbacher zu den Burghütern der mittlerweile böhmischen Feste Rothenberg [vgl. Alter Rothenberg, Lauf, Hiltpoltstein, Rothenberg]. Für 1369 wird mit Wolflein Herdegen wohl noch ein Mitglied dieses Geschlechts zu Hüttenbach genannt. Spätestens um 1400 war der Sitz in den Händen eines Philipp Hiltpoltsteiner, ebenfalls ein Nachfahre aus der Hiltpoltstein-Rothenberger Dienstmannschaft. 1408 nannte er sich ausdrücklich zu Hüttenbach [vgl. Utzmannsbach]. Wann die Burg, befestigt mit Turm, Wehrmauern und Graben, entstanden war, überliefern diese Nachrichten allerdings nicht.

Der Hüttenbacher Burgherr, Philipp Hiltpoltsteiner, betätigte sich auch als Montanunternehmer. 1420 mutete er zusammen mit dem Verwandten Hans Hiltpoltsteiner und dem Ritter Albrecht von Freudenberg das Bergwerk auf dem Berg „Huzpühel“ bei Hüttenbach. 1426 nannte sich neben Philipp auch ein Heinz Hiltpoltsteiner zu Hüttenbach sitzend. Spätestens gegen Ende der 1440-er Jahre verstarb Philipp Hiltpoltsteiner. Mit der Heirat seiner Witwe Elsbet fiel das Rittergut zumindest vormundschaftlich 1449 an Jörg von Rabenstein. Die von Philipp hinterlassenen zahlreichen Schulden – offenbar waren die Montangeschäfte nicht sehr erfolgreich gewesen – führten jedoch bis 1468 zu einem Übergang an den Verwandten Caspar Hiltpoltsteiner, der „die behausung oder den sitz zu Hyttenbach“ mit allem Zubehör 1487 an Heinrich Türriegel von Riegelstein, damals Pfleger von Betzenstein und Stierberg, veräußerte. Der Käufer trat den Besitz jedoch schon 1491 an den Nürnberger Patrizier Anton Tucher ab, der ihn 1503 an Fritz von Seckendorff, der zu den Ganerben des Rothenbergs zählte, verkaufte. Dieser Kaufbrief nennt weitere bauliche Details: So umfasste der Sitz zwei Kemenaten, demnach zwei beheizbare Wohngebäude, einen Turm, einen Wassergraben und die Zugbrücke darüber. Im Vorhof verfügte der Sitz über ein Voithaus, einen Stadel, ein Brauhaus und zwei Nebenhäuser.

Anfang 1528 verkaufte Caspar von Seckendorff das Rittergut an Pankraz Lochner von Winterstein [vgl. Winterstein]. Damit konnte das oberfränkische Geschlecht der Lochner seinen Besitz im Bereich des oberen Schnaittachtales weiter ausbauen. 1498 saß Pankraz noch zu Weiher bei Hollfeld, war aber schon 1512 Amtmann auf der Burg Leienfels, nicht weit von Betzenstein. Nach dem Tod des Pankraz Lochner 1546 verfügten erst Vormünder über die Burgen Hüttenbach und Winterstein. Nach ihrem Besitzantritt teilten die Söhne Andreas und Georg das Erbe, wobei Georg Lochner den Sitz Hüttenbach übernahm. Er erweiterte ihn um ein noch im Burghof erhaltenes „Steinhaus“, das als künftiger Witwensitz für seine Gemahlin gedacht war. Das alte Herrenhaus selbst war zu dieser Zeit ausdrücklich noch ein Wohnturm, der aus vier Geschossen „ubereinanther“ bestand, die im 16. Jahrhundert über einen wohl nachträglich angebauten Treppenturm erschlossen wurden. Unmittelbar benachbart fand man den „großen viereckhichten thurn“.

Ein Familienvertrag von 1592 schrieb dem Sohn Georgs, Hans Georg Lochner, die Burg zu. Der Nachfolger verstarb aber schon 1606 unter Hinterlassung etlicher Schulden und noch kleiner Kinder. Erst nach einer vormundschaftlichen Verwaltung durch den Onkel Wolf Pankraz Lochner von Winterstein übernahm Rochus Lochner kurz vor 1624 das Erbe; er hat Hüttenbach lange verwaltet. Bei seinem Tod 1674 im Alter von 73 Jahren hatte er das Rittergut jedoch schon seinem Sohn Liborius übergeben, dessen Ehefrau großen Besitz an der oberen Wiesent mit in die Ehe brachte. Nach dem frühen Tod des Liborius 1683 stand das Erbe mehreren Söhnen zu. Erst 1704 kam es zu einem Erbteilungsvertrag unter den Brüdern zugunsten des ältesten, Christoph Heinrich Lochner. Der nunmehrige Alleinbesitzer war in bambergischen Militärdiensten, später als Pfleger des Bamberger Amtes Vilseck eingesetzt. In Vilseck starb Christoph Heinrich 1743 als 80-jähriger Pensionär. Die Besitzungen vermachte er den Söhnen Christoph Ludwig, Joseph Christian und Carl Dietrich, der schließlich nach einer Erbeinigung das Rittergut Hüttenbach übernahm. Der jüngere Lochner war wie sein Vater Offizier, seit 1764 Oberstleutnant und bischöflicher Hofkriegsrat. Im Todesjahr 1770 amtierte er als Kommandant der Bamberger Festung Rosenberg oberhalb von Kronach, des nördlichen Bollwerks des Hochstifts.

Unter Carl Dietrich Lochner kam es zum Abbruch eines großen Teils der alten Burg und zum Bau des neuen Schlosses, der bis etwa 1766 abgeschlossen wurde. Allerdings übergab der Bauherr noch im Fertigstellungsjahr das Rittergut seinem Bruder Joseph Christian. Möglicherweise spielte die nicht unerhebliche Verschuldung Carl Dietrichs dabei eine entscheidende Rolle. Daher nahm Joseph Christian Lochner den barocken Neubau mit seinem massigen, fünf- und sechsachsigen Baukörper in Besitz. Der  dreigeschossige Massivbau verfügt über ein Mansardzeltdach und beeindruckende Fassaden mit breiten Ecklisenen und Mittelrisaliten im Westen und Süden. Wenigstens eine Inschriftentafel aus Kalkstein über dem Westportal erinnert an den Bauherrn. Von der alten Burg hat sich nur nördlich ein kleinerer Flügel unbestimmten Alters erhalten. Ihm ist nordwestlich ein Treppenturm mit einer Spindeltreppe angefügt. Die Räume des Erdgeschosses, darunter auch die Küche, wurden weitgehend mit Kreuzgewölben und Korbbogentonnen versehen. Die Schlosskapelle wurde in der Südostecke platziert. Die Obergeschosse  zeichnen sich noch heute durch stuckierte Rokokodekorationen an den Decken und Wänden aus. Bemerkenswert sind auch erhaltene Ausstattungsteile aus der Bauzeit wie barocke Türen, diverse Schlosserarbeiten und Öfen.

Im ausgehenden 18. Jahrhundert kam das Schloss an Friedrich Ferdinand Lochner. Er vererbte das Rittergut vor 1805 dem Sohn Franz Ludwig, der wieder einmal mit sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen zurechtkommen musste und schon 1809 verstarb. Das Erbe ging an die Vettern Christian Adam und Adam Friedrich Lochner. Nach deren Tod 1825 und 1828 folgten die Söhne Adam Friedrich, Christian Philipp und Adam Joseph. Die anhaltende Verschuldung des Gutes konnte jedoch trotz mehrfacher Güterverkäufe nicht beseitigt werden. 1829 wurden sogar die Einkünfte des Gutes von den Gläubigern beschlagnahmt. Trotzdem konnte das Geschlecht den Besitz noch einige Zeit halten. Adam Joseph Lochner starb 1866 auf Schloss Hüttenbach. Der letzte Lochner zu Hüttenbach, Josef Simon, ein bayerischer Offizier, blieb ohne Erben und verkaufte das Schloss 1906 dem Frankfurter Bankier Rudolf Plochmann. Die Ländereien des einstigen Ritterguts waren  zuvor an die Tucher von Simmelsdorf veräußert worden. 1934 wurde das Schloss dann an den Verein „Schloß Hüttenbach e.V. 1920“ verkauft, der sich seither um die Erhaltung des Baudenkmals bemüht. Dem Verein und einigen Sponsoren gelang von 1979/80 bis 1990 die Sanierung, die vor allem mit der starken Schädigung der Pfahlrostgründung, ausgehend von einem gesunkenen Grundwasserspiegel, zu kämpfen hatte und eine Unterfangung des Schlosses mit einem Betonsockel notwendig machte. Mit der statischen Instandsetzung wurde auch eine Fassadenrenovierung durchgeführt, die sich weitgehend an Befunden aus der Bauzeit 1766 orientierte.

Quellen


StAAm OPf. Registraturbücher Nr. 26, fol 112.

StAN SchlossA Hüttenbach Urk. Nr. 2, 3, 5, 6, 7, 8, 12, 20, 21, 23, 26; Akten Nr. 39.

Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Toni: Herrensitz Hüttenbach. In: MANL 40 (1991), Sonderheft Nr. 37, S. 46 mit Zeichnung Mitte 19. Jahrhundert.

Ders. et al.: Hüttenbach. Geschichte eines Dorfes 1140-1990. Hüttenbach 1989.

KDM Lauf, S. 123-130, mit Lithografie von Duxsios von 1839, Grundriss des Erdgeschosses und mehreren Fotografien.

Janz, Heinrich: Carl Dietrich Lochner von Hüttenbach, der Erbauer des neuen Schlosses. In: MANL 25 (1976), Heft 1/2, S. 28-31.

Rühl, Pegnitz, S. 125 f.

Voit, Pegnitz, S. 115-118.

Voit, Gustav: Die Rabensteiner. Werdegang, Schicksale und Ende eines bedeutenden Rittergeschlechtes der Fränkischen Schweiz. In: MANL 47 (1998), Sonderheft Nr. 46, S. 21 f, 71.


Abbildung

Blick auf Dorf und Schloss aus südöstlicher Richtung, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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