Kalchreuth II

  • Herrensitz, „Imhoff-“ oder „Wölckern-Schlösschen“
  • Dorfplatz 14
  • Gemeinde Kalchreuth
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Der Nürnberger Bürger Matthäus Sauermann verfügte im späten 15. Jahrhundert in Kalchreuth über mehrere, vom Reich und von den Markgrafen zu Lehen gehende Güter, teilweise wohl aus zuvor Hallerschem Besitz. Im Jahre 1492 soll er einen eigenen Sitz errichtet haben, der 1504 als zweiter Sitz neben dem Herrenhaus der Haller erscheint und 1517 dem Nürnberger Rat geöffnet wurde. Mit den anderen Dorfherren erließ Matthäus Sauermann 1527 eine Gemeindeordnung. Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 wurde sein „Herrensitzle verprennt ... in die 600 Gulden wert“. Das Schlösschen ist von den Sauermann zumindest notdürftig wiederhergestellt worden. Nachdem die Familie die zugehörigen Güter schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts abge­stoßen hatte, verkaufte sie auch den Sitz im Jahre 1683 an Friedrich Waldstromer, der aber bald darauf starb.

Von dessen Erben erwarb der Nürnberger Rat 1684 das Schlösschen und ließ auf dem offensichtlich weitgehend intakten Erdgeschoss aus Sandstein ein Fachwerk­obergeschoss setzen, um hier eine Försterwohnung einzurichten. Da die Reichsstadt aber die notwendige kaiserliche Belehnung nicht erhielt, veräußerte sie den Sitz an den Nürnberger Ratskonsulenten Dr. Christian Leonhard Leucht weiter, der ihn 1716 an Georg Karl Imhoff verkaufte. Dieser hielt sich häufig in Kalchreuth auf, wo er 1719 starb. Sein Sohn Philipp Ernst Imhoff bat 1759 um Bauholz zur Erneuerung seines „baufälligen Wohnhauses“; der beigelegte Plan zeigt Ansicht und Grundrisse des bestehenden wie des geplanten Baus. Das Waldamt entsprach dem Gesuch, das Wohnhaus „weil es sich nicht wol mehr repariren lässt ... nach und nach durchaus zweigädig und von Steinen ... aufzubauen“. Die Pläne lassen erkennen, dass das massive Erdgeschoss wohl aus dem 16. Jahrhundert übernommen und nur die Fenster verändert wurden. Das Obergeschoss aus Fachwerk sollte dagegen ganz abgetragen und durch Stein ersetzt werden. Obwohl Größe und Raumaufteilung des 13,8 auf 8,4 Meter  großen Gebäudes weitgehend unverändert blieben, entstand nun ein zeitgemäßer barocker Quaderbau mit Walmdach, profiliertem Traufgesims und Dachgauben in den bis heute erhaltenen Formen.

Kaum war der Umbau abgeschlossen, verkaufte Imhoff den Besitz 1763 an die Familie Wölckern. 1845 erwarb das Königreich Bayern den Sitz und richtete in ihm eine Forstdienststelle ein. Heute befindet sich in dem von der Familie Meisel umfassend restaurierten Gebäude ein Hotel.

Quellen


StAN Rst. Nbg., E-Laden Akten Nr. 456. Rst. Nbg., Landpflegamt Gemeinakten S I, L 571, Nr. 37. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 325 II. Rentamt Erlangen II Nr. 1953, 2351.

HallerA Urkunden und Akten Kalchreuth.

Gelegenhait, Nr. 611.

Literatur


700 Jahre Kalchreuth 1298-1998. Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Konzeption: Bertold Frhr. von Haller. Rödental 1998, S. 31, 33, 42 f, 67, 141.


Abbildung

Planung für den Neubau des Imhoffschen Herrensitzes, 1759 (StAN)

Lageplan

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