Kalchreuth III

  • Abgegangener Herrensitz, „Neues Haus“ oder „Drachenschloss“
  • Weißgasse 14
  • Gemeinde Kalchreuth
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt

In der Weißgasse von Kalchreuth erinnert heute nur noch eine Gartenmauer an den dritten Herrensitz in Kalchreuth, der wegen seiner markanten Wasserspeier seit dem 18. Jahrhundert als „Drachenschloss“ bezeichnet wurde und dessen Geschichte bis ins frühe 16. Jahrhundert zurückführt.

Um 1526/30 verkaufte Wolf Hallers ältester Sohn Martin das ererbte Schloss [vgl. Kalchreuth I] an seinen Vetter Jobst III. Haller, behielt aber die Grundherrschaft über mehrere Höfe in Kalchreuth zurück. Martin und Carl Haller (dieser wohnte damals auf dem „Birnhof“ in Kalchreuth) begannen 1592 mit dem Bau eines eigenen Herrensitzes, der zunächst als „Neues Haus“ in den Quellen erscheint. Ihr Vorhaben mussten sie gegen den Widerstand des Waldamtes (das erst im Jahr 1600 nachträglich die Baugenehmigung erteilte) wie der Kalchreuther Bauern, zuletzt ihrer Vettern durchsetzen, sodass sich die Fertigstellung bis nach 1600 hinzog.

Nach Carl Hallers Tod 1609 fiel das „Neue Haus“ an seinen Schwiegersohn Hans Egidius Ayrer und ging 1671 an Anton Heinrich Murus über. Dann wechselten die teils bürgerlichen, teils adeligen Besitzer häufig. 1709 wird das „Schlößlein“ beschrieben als „von lauter Quater Stücken“. Im Erdgeschoss waren „zwey mit Brettern verschlagene Cammern, ein hübscher großer Dennen, darunter ein mit Quatern gemachter Keller“, im 1. Stock zwei Wohnstuben, eine Kammer und eine Küche. Im 2. Obergeschoss gab es „eine schöne große Stuben mit neuen christallenen Fenstern, darinnen ein neugesetzter grüner Kachelofen, daran eine Cammer und Nebenstüblein, welches à parte geheitzet werden kann“. Im Dach waren u.a. zwei große „Getraydtböden“ eingerichtet.

1726 ließ der damalige Besitzer Johann Leonhard Knorrenschild den zweiten Stock des „Schlößleins“ abbrechen, nachdem das Bauwerk durch Salpetergraber beschädigt worden war. Ein Plan von 1761 zeigt den Grundriss des jetzt nur noch zweigeschossigen „Neuen Hauses“ sowie den Hof mit allen Gebäuden: Stadel, Nebenhaus, Stallung, Backofen und Schweinestall. Im Erdgeschoss des Herrenhauses waren jetzt zwei Wohnungen mit je einer Stube, Küche und Kammer eingebaut, im 1. Stock befanden sich eine weitere Stube, drei Kammern und eine Küche.

Seit dem Umbau von 1726 präsentierte sich das Herrenhaus in schlichten Formen und mit einem steilen Walmdach. Es war massiv aus Sandstein errichtet und besaß im Obergeschoss nach Westen und Norden je vier Fenster. Seit 1761 wurde das „Neue Haus“ als Bauernhaus genutzt. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung entschloss man sich 1937 zum Abbruch. Heute steht an seiner Stelle das Gasthaus zum Roten Ochsen.


Quellen


StAN Rst. Nbg., E-Laden Akten, Nr. 359.

HallerA Urkunden und Akten Kalchreuth.


Literatur


700 Jahre Kalchreuth 1298–1998. Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Konzeption: Bertold Frhr. von Haller. Rödental 1998, S. 36, 67, 141.

Held, Wilhelm: Chronik der Gemeinde Kalchreuth. Unveröff. Manuskript 1953/56 (Kopie im Hallerarchiv), S. 540 ff.


Abbildung

(Kein Bild vorhanden)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.