Kirchensittenbach I

  • Abgegangener Ministerialensitz, „Glashütte“
  • Schloss 1
  • Gemeinde Kirchensittenbach
  • Landkreis Nürnberger Land


Als im Jahre 1569 Claus Erlbeck an „seinen lieben Freund“ Jobst Tetzel seine Besitzungen zu Kirchensittenbach verkaufte, befand sich unter den Erwerbungen auch „eine öde Hofstatt zu einem Köblersgütlein gehörig Glashütten genannt“. Nach einem Vertrag mit der Stadt Nürnberg vom folgenden Jahr war das Gütlein damals eine unbebaute, öde Hofstelle von lediglich ca. 18 Meter Breite ohne jedes Zubehör, auf dem nur noch vier bis fünf alte Obstbäume standen. Allerdings wiesen Spuren eines Wassergrabens auf „ein vor langen gewesen burckhstatt, darinnen dem Hörensagen nach vor Zeiten ein Asyl für Totschläger gewesen sein soll“.

Ein heute verschollener Plan Kirchensittenbachs aus dem Jahre 1569, der nur noch durch eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert überliefert ist, zeigte „die Glashütte“ unterhalb des Schlossweihers direkt neben dem alten Herrensitz der Erlbeck und etwa an der Stelle des heutigen Schlosses [vgl. Kirchensittenbach III]. Wahrscheinlich handelte es sich bei der bescheidenen, von einem Graben umzogenen rechteckigen Anlage um den ältesten Sitz in Kirchensittenbach, der schon von den Ministerialen von Sittenbach im 13. oder frühen 14. Jahrhundert angelegt und von den Erlbeck nach dem Bau des eigenen Herrensitzes aufgelassen oder vorübergehend als Glashütte (?) genutzt wurde.

Der Burgstall „Glashütte“ war anscheinend der letzte Rest erkennbaren Reichsbesitzes in Kirchensittenbach, den Kaiser Maximilian II. noch 1570 an Jobst Tetzel als Eigentum übertrug, da die Hofstatt „ob ihrer Öde“ die Taxgebühren „nit mehr wert“ war. Dem Reichslehengut Glashütte begegnen wir 1498, als Haug Erlbeck von König Maximilian I. mit dem Gut seines Vaters Cuntz Erlbeck belehnt wurde, das vor vier Jahren an ihn und seine Brüder gefallen war. Weitere Belehnungen durch Kaiser Karl V. erfolgten 1524 für Sebastian und Wolfgang Erlbeck und durch Ferdinand II. 1559 für Sebastian Erlbeck nach dem Tod seines Bruders. Wenig später befand sich das Gut in der Hand von Claus Erlbeck.

1579 wurde die Glashütte nochmals erwähnt, als nach dem Tod Jobst Tetzels dessen Söhne die Güter aufteilten. Jobst Friedrich Tetzel erhielt „den alten Burgstall, die Glaßhütten genannt, samt umgebenden Graben, Hofraite und Garten, wie sie von Claus Erlbeck erkauft wurde“. Auf dem Gelände „an der Stelle des Glas­hüttenhofes“ ließ Jobst Friedrich Tetzel nach 1590 sein „großes Schloss“ erbauen [vgl. Kirchensittenbach III].

Quellen


StadtAN E 22/I Nr. 42, 47, 60, 69, 87.

Literatur


Schwemmer, Wilhelm: Altnürnberger Herrensitze. Schloss und Dorf Kirchensittenbach. In: MANL 23 (1974) Heft 3, S. 38 f, 41-43, 50.


Abbildung

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