Kleingeschaidt

  • Herrensitz, heute „Schlossbauernhof“
  • Kleingeschaidt 25
  • Markt Heroldsberg
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Kleingeschaidt war Teil des Reichsgutes um Heroldsberg und gelangte im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts geschlossen in die Hand Nürnberger Bürger. Am Ort befand sich eine Erbforsthube, als deren Besitzer die Holzschuher, Reich, Harsdörfer und Pfinzing genannt werden, zuletzt (um 1700) die Oelhafen.

Auf dem Boden der Erbforsthube wurde angeblich schon 1417 an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus ein Sitz errichtet. Er wird aber bei der Erkundung der Nürnberger Landschaft vor dem Landshuter Erbfolgekrieg 1504 nicht erwähnt. Im Verlauf der Kampfhandlungen wurden Klein- und Großgeschaidt geplündert, aber nicht niedergebrannt. Von Schäden in Folge des Zweiten Markgrafenkrieges lesen wir dagegen nichts, was umso mehr erstaunt, als die meisten benachbarten Sitze [vgl. z.B. Heroldsberg, Nuschelberg, Oedenberg] verbrannt wurden.

Sichere Nachricht von einem Herrensitz erhalten wir erst aus dem Jahre 1614, als Christoph Pfinzing die „alte Behausung“ abtragen ließ und bis 1618 neu errichtete. Nach seiner Beschreibung war der Vorgängerbau quadratisch mit Seitenlängen von knapp 16 Meter, was an den bekannten Weiherhaustypus erinnert [vgl. z.B. Fischbach IV]. Das Herrenhaus war  nur teilweise zweistöckig, das Erdgeschoss an einen Pachtbauern vermietet, das Obergeschoss barg die Wohnung für den Inhaber der Forsthube. Christoph Pfinzing verlängerte den Bau auf rund 18 Meter und führte ihn „von neuen mit Steinen bis unter Dach“ auf. Der zweigeschossige Sandstein-Quaderbau mit Spitzgiebel, Rundbogenportal und Satteldach zeigt noch die Bauinschrift SOLI DEO GLORIA 1618.

Der Herrensitz kam über die Oelhafen an die Welser und wurde 1747 an Bauern verkauft. Die größeren Teile der einstigen Kassettendecke mit reich geschnitztem Rankenwerk und das Decken-Hauptgemälde sowie der wertvolle Barockofen (der sogenannte „Löwenofen“) befinden sich heute im Gelben Schloss in Heroldsberg [vgl. Heroldsberg IV]. Der Giebel wurde vor 1963 nach einem Dachstuhlbrand erneuert; dieser Maßnahme fielen leider die Zierobelisken zum Opfer, die bis dahin die Geschossteilung angedeutet hatten.

Quellen


StadtAN E 13/III Nr. A 107 ff.

StBBa MvO, Bd. 60 fol. 25.

Gelegenhait, Nr. 658.

Müllner I, S. 331; III, S. 311, 331.

Literatur


KDM Erlangen, S. 132.

Ruthrof, Renaissance, S. 78 f, 85.

Voit, Gustav: Zwei Schadenslisten aus dem Baierischen Erbfolgekrieg 1504/1505. In: MVGN 65 (1978), S. 177, 205.


Abbildung

Herrenhaus in Nord-Ostansicht. Fotografie: F. A. Nagel 1933 (StadtMN)

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