Kraftshof II
- Abgegangener Herrensitz
- Kraftshofer Hauptstraße 185
- Stadt Nürnberg
Nach der Zerstörung des Kressensteins 1449 [vgl. Kraftshof I] ließ Hieronymus Kreß etwa 1457 in dessen unmittelbarer Nachbarschaft einen neuen Herrensitz erbauen. Dies erfahren wir aus einer Erklärung seines Enkels Jörg Kreß aus dem Jahre 1537. Er verteidigte sich damit gegen den 1526 erhobenen Vorwurf des Markgrafen, erst er als derzeitiger Inhaber hätte „einen sitz oder behausung zum Crafftshofe ... mit ainem stainin fus von quaderstucken gemacht und aufgericht und ain wassergraben gefüttert“. Im übrigen tauge der neue Sitz nicht als befestigte Anlage – der Weiher sei bloß knietief, die Obergeschosse nur aus Fachwerk.
Tatsächlich wurde jedoch Kraftshof im Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 mit einer kleinen Zahl von Hakenbüchsenschützen belegt. Der Sitz, den Anton Kreß 1517 der Reichsstadt Nürnberg öffnen musste, überstand diesen wie auch den Zweiten Markgrafenkrieg von 1552/53 unbeschadet. 1530 erhielten Georg und Christoph Kreß von Kaiser Karl V. das Privileg, auch den neuen Sitz als Kressenstein zu bezeichnen und sich danach zu nennen. Gleichzeitig wurde ihnen ein freies Verfügungs- und Vererbungsrecht auf die Reichslehen zugestanden, was es Christoph Kreß ermöglichte, eigenständig über die Güter zu bestimmen und sie in eine „Vorschickung“ umzuwandeln, die jeweils vom ältesten Kreß verwaltet werden sollte.
Kaum verändert findet sich der neue Herrensitz noch auf den beiden Zeichnungen von Hans Bien aus den Jahren um 1629. Im ummauerten Vorhof, von dem eine Zugbrücke in das Schloss (es war in den östlichen Ausläufer des Weihers gebaut) und eine über den Wassergraben zu dem unmittelbar westlich gelegenen alten Burgstall [vgl. Kraftshof I] führte, stand eine große Linde und daneben das so genannte Fischerhaus. Nach Osten schlossen sich in einem umzäunten Grundstück die 1583 erwähnten Gebäude an („Stadel samt Haus daran“ sowie eine Schupf). Im Süden erstreckte sich ein großer Garten mit einem überdachten Ziehbrunnen.
Über Raumaufteilung und Nutzung des neuen Herrensitzes sind wir dank einer Beschreibung aus dem Jahre 1600 gut unterrichtet. Demnach hatte „das Herren Hauß oder Schloß zu Crafftshoff ... unten in eingang auf der rechten Hand gehabt ein Reuterstüblein (Reiterstube), ein Küchelein, ein badt, zwei gewölb, unter der stiegen ein gefängnüß und ein Knecht Kammern. Im ersten gaden (Stockwerk) ein Cammer, Stuben, Kuchen, Sohler (Flur) und speiß Kämmerlein, die Stiegen hinauff in andern gaden ein Sohler, daran ein Kammer, Kuchen, stuben, drey Cammern, und daß Privet neban der Stiegen. Im dritten gaden ein Sohler daran ein langer Saal mit zweyen großen Erckern und an der Stiegen ein Cammern. Dann unter den Dach zween große beeden (Böden), so lang daß Hauß gewest ist“. Über zwei Türen standen Sinnsprüche, wie sie etwa auf Burg Grünsberg noch erhalten sind.
Nach dieser Beschreibung ist nicht recht ersichtlich, wie Hieronymus Kreß 1585 behaupten konnte, dass er im neuen Herrensitz „keine rechte Wohnung daselbst gehabt“. Vermutlich fiel ihm nichts anderes ein, um den Bau des Sommerhauses auf dem alten Burgstall zu begründen.
Bei einem Einfall kaiserlicher Truppen wurden 1634 das Schloss und der größte Teil des Dorfs zerstört, nur die Kirche und das Sommerhaus auf dem Burgstall blieben verschont. Noch 1676 lag das abgebrannte Schloss „in der Asche“, erst 1712/13 ließ Georg Adolf Kreß nebenan ein schlichtes zweigeschossiges Barockschloss errichten [vgl. Kraftshof III]. Das Baumaterial gewann er z.T. durch den Abbruch der Ruine, an deren Stelle das „Weihergärtlein“ angelegt wurde.
Quellen
Gelegenhait, Nr. 707, 1937.
Müllner III, S. 277.
Literatur
siehe Kraftshof I.
Abbildung
Der neue Herrensitz auf einer Zeichnung im so genannten Cnopfschen Skizzenbuch aus den Jahren 1612/14 (HallerA)
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