Kugelhammer

  • Herrensitz, „Schlüsselfeldersches Schloss“
  • Kugelhammer, Haus Nr. 1-3
  • Markt Wendelstein
  • Landkreis Roth


Auch der Sitz Kugelhammer ging aus einem der alten reichslehnbaren Zeidelmuttergüter des Reichswaldes hervor. Nachdem Nürnberger Bürger im Mittelalter regen Anteil am europäischen Montangeschäft nahmen, konnte es nicht ausbleiben, dass sich das Zeidelgut am wasserreichen Gauchsbach zu einer Industriesiedlung entwickelte. Spätestens im frühen 14. Jahrhundert entstand das Hammerwerk mit einem steinernen Haus, das einem Heinrich Kreutzer gehörte. Vielleicht war dieses Gebäude schon mit dem kleinen, wohnturmartigen Herrensitz identisch, der für die Zeit um 1500 bezeugt ist und für den Hammerherrn Repräsentativ- und Schutzfunktionen erfüllte. Die als Annäherungshindernis angelegte Grabenanlage wurde vom Wasser des Baches gespeist. Der Name Kugelhammer kam erst in der Neuzeit auf, nachdem im Werk auch eiserne Kugeln hergestellt wurden.

Für 1463 und 1512 wurde jeweils ein Heinrich Meichsner als Besitzer überliefert, der den Hammer 1463 – angeblich von den Halbwachsen, einer Nürnberger Bürgerfamilie – erworben hatte. Die Meichsner stammten aus der Steiermark und waren 1396 nach Nürnberg eingewandert. 1453 war Heinrich Meichsner erstmals Mitglied des Inneren Rats. 1530 erwarb Heinrich Holzschuher den Kugelhammer und modernisierte das Hammerwerk. Aber schon 1539 wechselte das Gut an die Fürer von Haimendorf. Sigmund Fürer d.Ä. beantragte 1539 und 1540 Eichenholz aus dem Reichswald wohl für größere Wasserbaumaßnahmen.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde das Anwesen am 15. Mai 1552 in Brand gesteckt. Nach dem Krieg wurde zunächst nur die Industrieanlage wiederhergestellt. 1582 war das Werk unter Carl Fürer von Haimendorf in Betrieb und wurde baulich unterhalten. Durch die Heirat der Felizitas Fürer ging der Kugelhammer bald danach an Hans Nützel d. Ä. Dieser ließ 1584 das Voithaus mit einem Obergeschoss, in dem herrschaftliche Räume eingerichtet werden sollten, errichten. Das alte Herrenhaus lag noch immer „in der Asche“ und wurde daher als „Burgstall“ bezeichnet.

Erst 1607 beantragte Hans Nützel beim Waldamt Lorenzi das nötige Bauholz zur „erpauung des allten burgstalls“, das ihm im Dezember 1607 bewilligt wurde. Demnach dürfte frühestens 1608 mit den Bauarbeiten begonnen worden sein. Nach Hans Nützels Tod 1620 waren Sitz und Hammerwerk an den seit 1613 mit dessen Tochter Felicitas Nützel verheirateten Hanns Albrecht Haller von Hallerstein (1569–1654) gelangt. Dieser ließ 1622 an einer Papiermühle und der Schlossbrücke arbeiten. Nach 1662 folgten Hanns Christoph Haller (1620–1671), dann dessen 1692 verstorbener Sohn Hans Jakob Haller. 1692 wurde der Kugelhammer an den 1653 geborenen Johann Carl Schlüsselfelder übergeben, der 1678 eine Tochter Hanns Christoph Hallers geheiratet hatte. Schlüsselfelder investierte gleich 1693 abermals in den Wasserbau und ließ 1704 ein Sägewerk beim Schloss bauen. Er wandelte den Besitz vor seinem Tod 1709 zu einer Familienstiftung um, die nach dem Tod seiner Witwe Maria Helena 1713 von Administratoren aus verwandten Familien verwaltet werden sollte. Dem jeweiligen Administrator war auferlegt, im berühmten Nassauer Haus bei der Nürnberger Lorenzkirche, der Schlüsselfelderschen Stadtwohnung, zu residieren. Es stand und steht ihm bis heute auch die Nutzung des Herrenhauses in Kugelhammer zu.

Als erster Administrator trat 1713 Christoph Michael Kreß von Kressenstein sein Amt an. Er und seine Nachfolger wurden von mehreren Brandunglücken in den Werksanlagen, beispielsweise 1737 und 1786, heimgesucht, bei denen das Herrenhaus glücklicherweise unversehrt blieb. Der Eisenhammer, eine Schmiede und das Sägewerk wurden immer wieder repariert und waren im ausgehenden 18. Jahrhundert noch immer in Betrieb. Der Hammer ging erst nach dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals (1836/45) ein, weil dieser dem Werk die Wasserkräfte entzog.

Das Herrenhaus aus Sandsteinquadern weist zwei Obergeschosse auf einem hohen Sockelgeschoss auf. Der Bau zeigt noch heute sein vom Wiederaufbau 1608 geprägtes Erscheinungsbild, das maßgeblich von den Volutengiebeln und dem mit einem Zwerchhaus gegliederten Satteldach bestimmt wird. Das Schlüsselfelder-Hallersche Allianzwappen über dem Haupteingang erinnert bis heute an die Eheverbindung des Stiftungsgründers. Im Inneren weisen vor allem Stuckierungen auf Modernisierungen des 18. Jahrhunderts hin. Die Raumstruktur entsprach im 17. Jahrhundert einer häufig gebrauchten Lösung: Im Erdgeschoss befand sich eine große Halle, während die Wohnräume im ersten Obergeschoss eingerichtet waren. Das zweite Obergeschoss wird vor allem vom repräsentativen Saal eingenommen. Die Schlossanlage wird bis heute mit großem Aufwand von der  Schlüsselfelderschen Familienstiftung, die zur Zeit die Familie Kreß von Kressenstein verwaltet, unterhalten.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 494 I und II.

Gelegenhait, Nr. 1097.

Müllner I, S. 352.

Literatur


Frank zu Döfering, Karl Friedrich von: Die Kressen. Eine Familiengeschichte. Schloß Senftenegg 1936, Sp. 1600-1640, Schlüsselfelderische Familienstiftung (mit Liste der Administratoren), davon Sp. 1619-1636: Kugelhammer; mit Abbildungen und Hinweisen auf die Planzeichnungen im Stiftungsarchiv.

Giersch, Claus / Giersch, Robert: Baugeschichte Schloss Kugelhammer. Aktenvermerke zu den denkmalpflegerischen Voruntersuchungen 1996. Unveröff. im BLfD.

HAB Schwabach, S. 398.

KDM Schwabach, S. 238-245, mit einer Ansicht und vier Grundrissen von 1613 oder 1617 aus dem Stiftungsarchiv.

Ruthrof, Renaissance, Umschlaggestaltung nach Darstellung von H. Enslin von etwa 1840, S. 29-31, 33 f, mit Kupferstich von J. A. Boener um 1700.


Abbildung

Ansicht des Hammergutes Kugelhammer auf einem Kupferstich um 1707 von J. A. Boener (StadtMN)

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