Lichtenegg

  • Burgruine
  • Gemeinde Birgland
  • Landkreis Amberg-Sulzbach


Die Burg Lichtenegg wird erstmals im Nürnberger Reichssalbüchlein von etwa 1300 genannt. Dieses Güterverzeichnis wurde im Zuge der seit König Rudolf I. betriebenen Revindikation, des wenig erfolgreichen Versuchs, von Kirche und Adel ursurpiertes Reichsgut wieder für die Krone zurückzugewinnen, angelegt. Hier wurde rekonstruiert, was vor dem Untergang der Staufer zur Reichsvogtei mit dem Sitz auf der „purk ze Nuremberch“ gehört hatte. Dass die an die Reichsfeste Nürnberg gebundene Burg Lichtenegg nicht zur Vogtei Hersbruck, demnach nicht zu den Kirchenlehen der Staufer zählte, lässt vermuten, dass sie unmittelbar auf Veranlassung des Königs einige Zeit nach 1188 „auf des reiches aigen“ errichtet wurde. Diese Datierung wird durch zahlreiche Keramikfunde und einen spektakulären Münzfund, der ins frühe 13. Jahrhundert weist, untermauert. Zweifellos stand die Funktion der Reichsburg in engem Zusammenhang mit der wichtigen Verbindung von Nürnberg nach Sulzbach und Amberg, den Zentren des Erzbergbaus.

Die Bayernherzöge hatten die Burg mit dem Erbe Konradins an sich gezogen und vor 1300 an einen Ministerialen, Konrad Truchsess von Sulzbach, als Lehen vergeben. Im frühen 14. Jahrhundert ging das Lehen dann an die Steinlinger: 1344 wird ein Friedrich Steinlinger, dann für 1349 Hans I. Steinlinger zu Lichtenegg überliefert. Die Lehnsherrschaft selbst war mit der Entstehung der oberen Pfalz nach dem Vertrag von Pavia 1329 an die pfälzische Linie der Wittelsbacher gefallen.

Schließlich befand sich auch die Burg Lichtenegg unter den Burgen, die 1353 von den Pfalzgrafen an König Karl IV. verpfändet wurden. Die Feste wurde Teil Neuböhmens und Sitz eines Pflegamts, um 1366 besetzt mit einem Pfleger, einem Torwart, zwei Wächtern, fünf Kriegsknechten, davon zwei zu Pferd, und einem Koch. Damit war Lichtenegg das Schlusslicht unter den neuböhmischen Burgen: Die Sulzbacher Burg war beispielsweise mit 36 Mann, der nahe Lichtenstein mit 15 Mann ausgestattet.

In Lichtenegg hielt die böhmische Administration nur bis 1373. Mit dem Vertrag von Fürstenwalde trat der Kaiser einige Ämter, darunter Lichtenegg, an die Bayernherzöge im Tausch gegen die Mark Brandenburg ab. Das Pflegamt wurde nun bayerisch: Nach 1374 saß Heinrich III. von Thann als Pfleger auf der Burg. Einige Zeit später muss das Amt aufgelöst und die Burg verpfändet worden sein, und zwar an den Landrichter von Sulzbach, Heinrich Kemnather. Er räumte dem Münchner Herzog 1393 das militärische Öffnungsrecht über die Burg Lichtenegg ob dem Weidental ein. 1395 verpfändete der Herzog die Burg seinem Vetter, dem Pfalzgrafen Ruprecht III., dem späteren König.

Der Besitz ging nun als pfälzisches Lehen an Altman Kemnather, der ebenfalls einige Zeit das Sulzbacher Landrichteramt innehatte und auch sonst ein wichtiger Funktionär der pfalzgräflichen Administration war. Nach dem Tod König Ruprechts 1410 und der Landesteilung unter seinen Söhnen erbte Pfalzgraf Johann von Neumarkt das Pfand. Der Fürst erneuerte 1411 die Belehnung an Altman, der damals als sein Hofmeister amtierte.

Altman Kemnather starb vor dem Sommer 1419 und vererbte das Lehen Lichtenegg seinem Sohn Friedrich. Wenig später kam das Ende der einstigen Reichsburg. Noch 1424 bezeichnete Linhard von Hag sich als Pfleger des Kemnathers auf der Burg. Im Winter 1428/29 ist Friedrich Kemnather verstorben. Ob er im Kampf gegen die Hussiten gefallen ist, wird nicht überliefert. Als die Erben 1432 Lichtenegg an den Gläubiger des Verstorbenen, den Montanunternehmer Ulrich Hegner, verkauften, könnte die Burg bereits ruiniert gewesen sein. Möglicherweise erfolgte die Zerstörung durch die Hussiten, zumal bezeugt ist, dass sie 1427 die von Lichtenegg nicht allzu weit entfernte Burg Hohenburg erstürmten, wo Friedrich Kemnather als Pfleger saß. Bemerkenswert ist, dass Ulrich Hegner im Jahr des Kaufes, 1432, von Sulzbach nach Nürnberg zog und dort das Bürgerrecht annahm. Schon 1441 wurde er in den Rat gewählt und 1449 zu einem der Nürnberger Kriegsräte im Ersten Markgrafenkrieg ernannt.

Gegen die Annahme einer Zerstörung der Burg 1449 spricht, dass schon in der Urkunde von 1443, mit der die Verpfändung der Münchner Güter an die Pfalzgrafen erneuert wurde, die Burg nicht mehr aufscheint. Auch bei den folgenden Verhandlungen zwischen den Pfalzgrafen und Herzog Ludwig IX. wird die Feste Lichtenegg nicht mehr genannt. In dem Bericht über die Erkundung der Landschaft, die der Nürnberger Rat vor dem Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 in Auftrag gegeben hatte, wurde für Lichtenegg nicht einmal mehr eine Ruine vermerkt. In einer pfälzischen Quelle dieser Zeit scheint Lichtenegg nur noch als „öd haus“ auf.

Die offensichtlich abgeräumte Burgstelle war im frühen 16. Jahrhundert als Lehen an den Hammerherrn zu Haunritz, Jörg Pfinzing, verliehen. Nach seinem Tod folgte sein Sohn Bertold. Um 1551 verkaufte dieser das Lehngut aufgrund diverser Schulden je zur Hälfte seinem Schwiegervater Hanns Bernklau und dem Montanunternehmer Ott Rauch, bei dem Pfinzing ebenfalls Schulden hatte. Nach dem Tod des Ott Rauch 1559 zog der Landes- und Lehnsherr, Pfalzgraf Ott­heinrich, dessen Hälfte ein. Pfalzgraf Wolfgang, Administrator der Jungen Pfalz, schenkte diese Hälfte 1560 dem Sulzbacher Landschreiber und pfalzgräflichen Regierungsrat Sebastian Sedlmayer. 1562 konnte Sedl­mayer schließlich auch die andere Hälfte erwerben. Die pfalzgräfliche Schenkung an den Beamten war jedoch an eine Bedingung geknüpft: Aufgrund der seit dem Landshuter Erbfolgekrieg unmittelbar westlich Lichteneggs verlaufenden Grenze zum reichsstädtisch-nürnbergischen Territorium wünschte sich der Fürst von Sedlmayer den Bau einer „Grenzfeste“ auf dem „öd verwüst burckhstall“.

Auf diese Weise kam es um 1562 zum Bau einer zweiten Burg Lichtenegg, deren Kubatur und bauliche Qualität jedoch weit hinter der abgegangenen staufischen Burg zurückblieb. Für Sedlmayer, der nie an einer Bewohnung des unwirtlichen Baus, sondern nur an den grundherrschaftlichen Renten des Lehens interessiert war, bedeuteten die baulichen Anstrengungen nur lästige Kosten, die man möglichst niedrig halten musste. Der Bau brachte ihm auch kein Glück: Schon um 1575 brach in dem neuen Gebäude, vermutlich durch Blitzschlag, ein Brand aus, der einen größeren Schaden bewirkte. Der mittlerweile nach Neuburg versetzte Beamte hatte jedes Interesse an der Grundherrschaft Lichtenegg verloren und suchte einen Käufer. Die Meldung an seinen Landesherrn, er habe die Burg wieder repariert, stellte sich später als arg übertrieben heraus.

Mit dem zwielichtigen und enorm reichen Nürnberger Kaufmann Hans IV. von Furtenbach fand Sedlmayer 1576 einen Käufer, der bereits die Hofmark Haunritz gekauft hatte und wohl nur seinen Besitz arrondieren wollte [vgl. Reichenschwand]. Der Käufer musste sich zwar gegenüber dem Lehnsherrn zur Instandhaltung der Burg verpflichten, löste sein Versprechen jedoch nie ein. Er weigerte sich auch, den größten Teil des Kaufpreises an Sedlmayer auszubezahlen, weil er sich von dem Beamten getäuscht sah. Anscheinend war Furtenbach mit der Rendite seiner neuen Güter unzufrieden, vielleicht drückte zusätzlich die Baulast sehr, denn schon 1580 veräußerte er Lichtenegg und Haunritz an Hans Sigmund von Preising, einen bayerischen Adeligen, der sich wegen seines evangelisch-lutherischen Bekenntnisses in der oberen Pfalz niedergelassen hatte.

Unter diesem setzte sich der Zank um die Burg fort: Auch er blieb den größten Teil des Kaufpreises schuldig und tat nichts zur Erhaltung des mittlerweile sehr herabgekommenen Sedlmayerschen Baus.

Über 10 Jahre sorgten die unterlassenen Zahlungs- und Bauverpflichtungen für gerichtliche Auseinandersetzungen, deren Ende der 1584 verstorbene Hans Sigmund von Preising nicht erlebte. Seine Nachfahren und Erben kamen auch weiterhin nicht der Instandhaltungs­pflicht nach, sodass die Sedlmayersche Burg schon zur Zeit des 30-jährigen Krieges nur noch als Ruine bezeichnet werden konnte. 1662 wurde der Burgberg mit der Ruine vom Landsassengut abgetrennt und von der Familie von Preising an den Landesherrn, an Pfalzgraf Christian August von Pfalz-Sulzbach verkauft. Der weitere Verfall wurde jedoch nicht gestoppt. Erst am Ende der 1990-er Jahre wollten sich der Lichtenegger Hans Seitz und weitere Freunde der Burgruine nicht mehr damit abfinden und gründeten 1998 den Förderverein Burgruine Lichtenegg e.V., der nun seit 2001 in mehreren Bauabschnitten eine Instandsetzung der Ruine durchführt und der Nachwelt ein landesgeschichtlich sehr bedeutendes Baudenkmal erhält.

Literatur


Giersch, Robert: Burg Lichtenegg. Quellen zur Geschichte der Burg und ihrer Besitzer. In: MANL 53 (2004), Sonderheft Nr. 50.

Leja, Ferdinand: Die Burgruine Lichtenegg. Gde. Birgland, Lkr. Amberg-Sulzbach/OPf. Sanierung und Ergebnis der archäologischen Untersuchungen. In: MANL 52 (2003), Heft 2, S. 751-763.

Frdl. Mitteilungen von Werner Sörgel, Kreisheimatpfleger für Archäologie, zum Münz- und Keramikfund.


Abbildung

Blick auf die Ruine aus südlicher Richtung, nach der Instandsetzung aufgenommen 2004 (Rg)

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