Lichtenstein
- Burgruine
- Gemeinde Pommelsbrunn
- Landkreis Nürnberger Land
Über die Anfänge der Burg Lichtenstein liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Ihr Name lässt eine enge Beziehung zur nahen staufischen Reichsburg Lichtenegg annehmen [vgl. Lichtenegg], die, bezeugt durch archäologische Befunde, bereits im frühen 13. Jahrhundert bestand. Der Lichtenstein wurde auf einem weithin sichtbaren Felsblock oberhalb des westlichen Ortes Pommelsbrunn errichtet. Es bestand eine direkte Sichtverbindung zur Burg Lichtenegg. Die Oberburg musste auf einem etwa 300 qm großen Felsriff Platz finden. Die Veränderungen der 1850-er Jahre haben jedoch letzte Hinweise auf den mittelalterlichen Bestand verwischt. Die auf einer Zeichnung von 1874 noch erkennbare Zisterne ist heute verschüttet.
Die Feste erscheint urkundlich erstmals 1270 im Namen des Ministerialen Heinrich von Lichtenstein, der dem Kloster Michelfeld grundherrschaftliche Einkünfte für eine Jahrtagsstiftung abtrat. 1297 findet sich Agnes Lichtensteinerin unter den im Nürnberger Franziskanerkloster Bestatteten. Das sich nach der Burg nennende, vielleicht ursprünglich im Reichsdienst stehende Ministerialengeschlecht unterhielt um 1300 sowohl Beziehungen zu den Schenken von Reicheneck als auch zu den Bayernherzögen. Dass Lichtensteiner in herzoglichem Dienst standen, wird mehrfach bezeugt: Einem jüngeren Heinrich von Lichtenstein verpfändete Herzog Ludwig IV., der spätere Kaiser, 1314 zu Amberg zum Ausgleich für geleistete Dienste die Vogtei über die Heuchlinger Güter der Propstei Hersbruck. 1322 erschien ein Heinrich von Lichtenstein als Urteiler am herzoglichen Gericht zu Amberg.
Eine Notiz des 16. Jahrhunderts (!) überliefert, dass ein Lichtensteiner einst befehdet worden sei. Dabei soll die Burg „zerrissen, verprenntt unnd ganntz verwuestet“ worden sein. Diese Quelle führt jedoch keine Datierung an. Gustav Voit hat diese Zerstörung der Burg ins Jahr 1325 verlegt, als bei der Fehde zwischen den Schenken von Reicheneck und der Reichsstadt Nürnberg der Turm im Weidental [vgl. Hartmannshof] zerstört und die Burg Hartenstein [vgl. Hartenstein] belagert wurden. Ein Zusammenführen beider Ereignisse erscheint jedoch angesichts der Fehdefreudigkeit des Spätmittelalters und der Ereignisse von 1421 äußerst spekulativ. Ein Beleg für die Zerstörung des Lichtensteins durch die Nürnberger 1325 existiert nicht. 1349 war sie landesherrschaftlich, und Ludwig Schenk von Reicheneck amtierte als pfalzgräflicher Pfleger auf der Burg.
Sie zählte schließlich ausdrücklich zu den pfälzischen Burgen, die 1353 von den Pfalzgrafen an König Karl IV. verpfändet wurden. Auf der Burg wurde nun ein neuböhmisches Pflegamt eingerichtet. Nach dem neuböhmischen Salbüchlein von 1366 zählten zur Burgbesatzung der Pfleger mit zwei berittenen Kriegsknechten, vier Wächter, sechs Kriegsknechte zu Fuß, ein Türmer und ein Torwart. Die böhmische Herrschaft über den Lichtenstein hielt nicht lange an: Burg und Amt waren unter den Gütern, die mit dem Vertrag von Fürstenwalde 1373 an die Bayernherzöge fielen. Für die gelegentlich behauptete Zerstörung der wittelsbachischen Burg im Städtekrieg 1388 fehlt ein Nachweis. 1391 wurde dieselbe an Linhard von Henfenfeld verpfändet. Außerdem wird die Burg noch im Teilungsvertrag der Bayernherzöge Stephan und Johann von 1393 genannt. 1412 soll Hans von Wie-senthau Pfleger auf dem Lichtenstein gewesen sein. 1419 trat in einer Urkunde neben Hilpolt Mendorfer zum Hohenstein ein Hans Pawr, entweder als Pfandinhaber oder Pfleger zum Lichtenstein, auf. Wenig später sollte sie in den Besitz der Brüder Hanns, Eberhart und Wilhelm von Mistelbeck übergehen. Die Brüder konnten offenbar Ansprüche gegen Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt erheben.
Zur Übergabe an die Mistelbeck kam es nicht mehr: Nach den Ausführungen Würdingers wurde die Burg 1421 im Krieg des Herzogs Ludwig von Bayern-Ingolstadt gegen seine Vettern, die Bayernherzöge von Landshut und München, und den Markgrafen zerstört. Pfalzgraf Johann von Neumarkt-Neunburg, der sich mit den Gegnern Ludwigs verbündet hatte, vergalt Einfälle Ingolstädter Truppen und eroberte im Juni 1421 Freystadt, Lauf, Betzenstein und die Burg Lichtenstein. Das Landgericht Sulzbach anerkannte im Herbst 1421 und nochmals im Frühjahr 1422 den Anspruch auf Schadensersatz der Brüder Mistelbeck, die ihre Burg nicht mehr in Besitz nehmen konnten. Die 1421 ruinierte Burg wurde anscheinend in Trümmern liegen gelassen. In der bekannten Nürnberger Erhebung strategisch relevanter Orte, durchgeführt vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504, wird der Lichtenstein als „ein alt prochen schloß“ bezeichnet.
Die Ruine verfiel immer mehr, bis sie 1851 vom bayerischen Staat an Paul Wilhelm Freiherr Ebner von Eschenbach verkauft wurde. Der Käufer ließ die Reste im Sinne der gerade erwachten Burgenromantik in Stand setzen, wobei nun auf der Oberburg unter der leider weitgehenden Verwendung aufgehenden Mauerwerks die Pseudoruine mit ihren neugotischen Wandöffnungen entstand. Die Maßnahme erfolgte ganz im Zeichen der damaligen Begeisterung für den Englischen Landschaftsgarten, sodass auch das Gelände entsprechend mit Spazierwegen und Baumpflanzungen gestaltet wurde. Auf der Terrasse unmittelbar nordöstlich der Burgruine erinnert ein Denkmal an den Initiator und Finanzier dieser Maßnahme. Von der Unter- oder Vorburg, die sich eng um das Felsriff der Oberburg gruppiert, haben sich noch ansehnliche Reste erhalten, vor allem eines schmalen mutmaßlichen Ökonomiegebäudes, das sich unmittelbar südlich zu Füßen der Oberburg erstreckt. Gerade der noch mittelalterliche Ruinenbestand der Unterburg erscheint dringend instandsetzungsbedürftig.
Quellen
StAAm OPf. Registraturbücher Nr. 9 fol. 447, Nr. 13 fol. 479.
StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198.
Böhmisches Salbuch, S. 123.
Gelegenhait, Nr. 986.
Mon. Boica Bd. 25, S. 114.
Müllner III, S. 352 mutmaßt wohl irrtümlich die Zerstörung im Städtekrieg 1388.
Reg. Boica Bd. 8, S. 168, 317. Bd. 9, S. 308. Bd. 10, S. 337. Bd. 11, S. 325.
Literatur
Heinz, Walter: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. Eine Auswahl. 3. Teil: Von der Hacburg zum Grünreuther Schlößl (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/3). Schnaittach 1992, S. 150-157.
KDM Hersbruck, S. 215 f, mit Lageplan und Bleistiftzeichnung von J. C. Bankel von 1874.
Kunstmann, Hellmut: Burgenstudien. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S.17-19.
Stadtlexikon Nürnberg, S. 631.
Voit, Gustav: Die Lichtensteiner. In: Heimatbeilage der Hersbrucker Zeitung 31 (1961), Nr. 8.
Ders., Pegnitz, S. 129-133.
Würdinger, J.: Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von 1347 bis 1506.
Abbildung
Felsriff mit den Resten der oberen Burg von Osten, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)
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