Marquardsburg

  • Ehemaliger Herrensitz
  • Marquardsburg 1, 2
  • Markt Eckental
  • Landkreis Erlangen-Höchstadt


Im Ortsteil Marquardsburg liegt am Rande einer Anhöhe unmittelbar über dem Eckenbach und oberhalb der Eckenmühle ein Herrensitz. Der zweigeschossige Werksteinbau mit fünfachsiger Fassade und Walmdach wird erstmals 1716 erwähnt. Das Herrenhaus war von Georg Tobias Muffel [vgl. Eckenhaid] nahe der Fraischgrenze des Landrichteramtes Schnaittach auf dem Boden des Pflegamtes Lauf als bescheidenes „Sommerhaus oder Lustschlößlein“ erbaut und nach seinem einjährigen Sohn Marquard benannt worden. Der evangelische Gutsherr umging damit das 1661 zwischen der Reichsstadt Nürnberg und Kurbayern vereinbarte und ab 1700 geltende Verbot einer dauernden Niederlassung protestantischer Bürger im bayerisch gewordenen Rothenberger Fraischbezirk, zu dem Eckenhaid gehörte.

Schon vor dem Tod des letzten Muffel auf Eckenhaid, Georg Marquard (er starb 1784), kam es zwischen der Reichsstadt Nürnberg und der kurbayerischen Regierung zu Auseinandersetzungen um die Nachfolge der demnächst heimfallenden Reichslehen Eckenhaid und Marquardsburg. Dabei konnte sich Kurbayern mit seinem Kandidaten, dem hohen Regierungsbeamten Karl Theodor Graf von Bettschart, durchsetzen, der ab 1790 den Besitz der Güter antrat, auch wenn die Belehnung bis zum Ende des Alten Reiches umstritten blieb.

Nach dem Tod des Grafen im Jahre 1820 fielen die Lehen ans Königreich Bayern zurück, das die Güter in eigene Verwaltung nahm. Die in diesem Zusammenhang aufgestellten Inventare beschreiben das Schloss als dreigeschossigen, Massivbau (einschließlich des Kellers) mit angebautem Turm. Das ganze Gebäude – wie ein Stadel, eine Viehstallung und eine Holzremise – sei „im hohen Grade baufällig“. Ein Tagelöhnerhaus befinde sich gar in einem so schlechten Zustand, dass „dessen Einsturz täglich zu befürchten ist“. Nachdem der Bauunterhalt die Überschüsse aufzehrte, wurde die Marquardsburg im Sommer 1830 durch das zuständige Rentamt Hersbruck zur Versteigerung ausgeschrieben und beim 2. Termin am 31. Oktober 1830 an Abraham Hirsch Gerngroß aus Fürth (oder Forth?) verkauft. Der auf 2.607 Gulden geschätzte Komplex bestand zu diesem Zeitpunkt aus dem Schloss mit Hofraum, einem Nebenhaus, der Scheune, zwei Mauertürmen, einem Ziehbrunnen und den Umfassungsmauern mit einem Torbogen.

In der Folgezeit wurde das Gut an zwei Bauern ver­kauft und tiefgreifend umgestaltet, wobei der ehedem in der Mitte der Hofseite stehende, vermutlich polygonale Treppenturm beseitigt wurde.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Landpflegamt, Gemeinakten S I L 590 Nr. 6. Reg. v. Mfr., K. d. Fin., Abgabe 1937, Nr. 3337/1 und 4.

Literatur


Endres, Rudolf: Zum Problem der Landeshoheit in Franken. In: MVGN 61 (1974), S. 183-187.

HAB Forchheim, S. 83, 141.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 83.

KDM Lauf, S. 282.

Schnelbögl, Lauf-Schnaittach, S. 143 f, 259.


Abbildung

Blick vom Tal aus über die Mühle zum ehemaligen Herrensitz Marquardsburg. Fotografie: F. A. Nagel 1910 (StadtMN)

Lageplan

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