Mögeldorf II
- Herrensitz, „Baderschloss“
- Mögeldorfer Hauptstraße 55
- Stadt Nürnberg
Der Herrensitz soll aus zwei ursprünglich den Reichsministerialen von Laufamholz lehnbaren Bauernhöfen hervorgegangen sein, die seit 1394 im Besitz der Ebner gewesen seien. 1516 öffnete Hieronymus Ebner seine Behausung zu Mögeldorf dem Nürnberger Rat, 1545 wird sein Sohn Erasmus Ebner als Besitzer genannt. Dieser Sitz war angeblich der einzige, der von den markgräflichen Truppen am 3. Mai 1553 in Mögeldorf verbrannt wurde. Ob es sich bei dem Ebnerschen Sitz tatsächlich um das spätere „Baderschloss“ handelte, erscheint aber keineswegs gesichert, denn Erasmus Ebner saß 1546 auf dem Hof an der Stelle des „Doktorschlosses“ [vgl. Mögeldorf VI].
Zuverlässigere Nachrichten über diesen Herrensitz beginnen erst nach dem Zweiten Markgrafenkrieg. Zu diesem Zeitpunkt war die Lehnsherrschaft von den Laufamholzern längst an die Markgrafen übergegangen, die den Besitz an die Rieter und diese wiederum als Afterlehen an Nürnberger Bürger weitergaben. 1568 verkaufte ein Hans Dietz seine Rechte an Jakob Pömer. Um 1579 soll ein Hans Kemplein einen zweigeschossigen Neubau, eine Fachwerkkonstruktion auf massivem Sockelgeschoss, errichtet haben.
Schon 1582 kaufte Hieronymus Gwandtschneider das Afterlehen, um es nach 1600 seinem Schwiegersohn Georg Pfinzing (1568–1631) zu vererben. Diesem offenbarten sich unmittelbar nach dem Erwerb arge Bauschäden, die als Folge längerer Durchfeuchtung erkannt wurden. Im Frühjahr 1612 beantragte Pfinzing, das Herrenhaus durch eine massive, größere Konstruktion zu ersetzen und „solche von Steinen wider aufzubawen“. Dabei sollte eine angebaute Altane, auch als ein auf Säulen stehender Erker bezeichnet, deren Konstruktionsweise an den Feuchtigkeitsschäden nicht ganz unschuldig war, wiederum mit Werksteinen erneuert werden.
1627 scheint der niederländische Kaufmann Abraham de Brahe als Lehnsmann der Rieter auf. 1637 folgte ihm Johann Georg Heher. Der Kauf durch den Nürnberger Rechtskonsulenten Dr. Christoph Carl Wölckern im Jahr 1673 wurde storniert, nachdem sich der Jurist geweigert hatte, den von den Rietern geforderten Handlohn, eine bei Besitzwechsel fällige Abgabe, zu zahlen. 1685 war dann Georg Andreas Imhoff, der Besitzer des Hallerschlosses [vgl. Mögeldorf I], Lehnsmann, der sich vor allem durch größere Baumaßnahmen an den Ökonomiegebäuden hervortat.
Die Rieter von Kornburg veräußerten den Sitz noch vor 1750 an den Nürnberger Stadtuhrmacher Zacharias Landeck, der sich in einem Nebengebäude eine Schmiede- und Uhrmacherwerkstatt einrichtete. Sein Sohn Wolfgang Jacob Matthäus Landeck, nach dem Aussterben der Rieter nun markgräflicher Lehnsmann, nahm in den 1770-er Jahren den Leinwanddrucker Johann Conrad Keller als Pächter auf. Keller baute in der Schmiede 1776 Farbkessel für eine Leinwanddruckerei ein.
Auf die Familie Landeck folgten wieder die Imhoff: Hans Christoph Wilhelm von Imhoff beantragte 1795 einen größeren Umbau. Am etwa 13,5 Meter langen Herrenhaus musste die zum Hof zeigende Traufseite, deren Fachwerk schadhaft war, durch eine Konstruktion aus Sandsteinquadern ersetzt werden. Außerdem wollte der Schlossherr das Innere des Hauses umgestalten, wozu auch das Versetzen von Innenwänden gehörte. Die Uhrmacherwerkstatt und spätere Leinwanddruckerei sollte abgebrochen werden. Dafür war geplant, das Herrenhaus mit einem knapp 10 Meter langen Anbau zu erweitern.
Der 1795 begonnene Umbau prägt das heutige Erscheinungsbild. Das nördlich den Innenhof begrenzende Herrenhaus ist seither ein mit einem Mansarddach überspannter, gestreckter Bau aus Sandsteinquadern. Ein profiliertes Korbbogenportal führt in eine Erdgeschosshalle mit dem Treppenhaus aus der Umbauzeit. In den Stuben findet sich einfacher Rahmenstuck, im repräsentativen Saal im 1. Obergeschoss eine auch mit floralen Dekorationen versehene Stuckdecke. Westlich und südlich begrenzen zwei Flügelbauten den Hof; sie waren einst mit Ökonomiezonen und wohl auch mit Zinswohnungen belegt.
1805 erwarb der Maurermeister Wölfel das Anwesen, um es sofort an den Kaufmann Christoph Andreas Burka zu verkaufen. Nach dessen Konkurs kam es 1810 an den Bader Eberhard Leopold. Auch Leopold kam in wirtschaftliche Schwierigkeiten, sodass das nun „Baderschloss“ genannte Gut 1836 an Andreas Saalwirth versteigert wurde. 1842 erwarb es dann der Mögeldorfer Bauunternehmer Johann Michael Gößel, 1861 der Zimmermeister Johann Maurer, dessen Erben es noch im frühen 20. Jahrhundert besaßen. Seit 1962 gehört das „Baderschloss“ mit seiner Dreiflügelanlage der Familie Herzog und ihren Nachfahren. Gegen Ende der 1970-er Jahre wurde eine Renovierung durchgeführt.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Rechnungen des markgräflichen Krieges Nr. 95, 96. Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 462 I, 462 II. Waldamt Lorenzi II Nr. 368. Kataster Mögeldorf Nr. 4, Bd. 1.
StadtAN E 10/21 Nr. 88, 89.
Müllner I, S. 362.
Literatur
Beyer, Leo: Der Nürnberger Stadtteil Mögeldorf. Eine Häusergeschichte. Nürnberg 1964, S. 71, 74-80.
KDM Stadt Nürnberg, S. 383 f.
Kindler, Gerhard: Mögeldorf einst und jetzt. Mögeldorf 1978, Abb. 32, 33.
Mulzer, Vorstädte, S. 98.
Nagel, Friedrich August: Führung durch die Mögeldorfer Schlößchen und Bauernhäuser. In: Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 63 (1940), S. 17-19.
Ruthrof, Renaissance, S. 73 f mit Abb. der Baupläne 1612, S. 84 f.
Abbildung
Ansicht des Baderschlosses von Nordwesten, Fotografie: F. A. Nagel 1936 (StadtMN)
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