Neunhof bei Kaftshof II
- Vermeintlicher Sitz
- Stadt Nürnberg
Auf drei Karten des Nürnberger Landgebiets aus der Mitte des 16. Jahrhunderts werden zwei Herrensitze in Neunhof dargestellt: auf dem bisher ältesten bekannten Exemplar der „großen Wald- und Fraischkarte“ von 1541 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien), auf der weitgehend übereinstimmenden, ebenfalls handgezeichneten Karte der Nürnberger Wälder in der Stadtbibliothek Nürnberg (um 1552/55) sowie auf dem nach diesen Vorlagen entstandenen, mit „HW“ signierten Holzschnitt von 1559. Alle drei zeigen Neunhof übereinstimmend als ein nördlich der Gründlach liegendes, zweigeteiltes Dorf mit je einem turmartigen Sitz.
Die Erklärung schien einfach, denn in der Beschreibung der Nürnberger Landschaft von 1504 heißt es: „Von der capeln Sandt Felitzen an den wald ligt fornen am wald ein wasserheuslein, ist Karl Hallers hinter dem Neuenhoff, und man nenntz auch zum Newenhoff. Item Newenhoff am wald, ein sitzlein und ein dorflein“. Dieser zweite Sitz sollte also zwischen der Reutleser Kapelle und Neunhof liegen.
Tatsächlich besaß Karl Haller bei Neunhof seit 1493 ein dem Kloster Himmelthron [vgl. Großgründlach II] lehnbares Fischwasser an der Gründlach mit zwei Tagwerk Wiesen. 1509 vermachte er das Fischwasser testamentarisch seiner Frau Anna, doch belehnte das Kloster seinen Bruder Wilhelm IV. Haller damit. Nachdem Anna in zweiter Ehe Anton Tetzel geheiratet hatte, gelang es diesem bis 1517, die testamentarische Verfügung durchzusetzen und sich mit dem Fischwasser belehnen zu lassen. Bereits 1524 verkaufte er es an Christoph Kreß, der zehn Jahre später auch die Lehensherrschaft erwarb. Die entsprechenden Urkunden erwähnen allerdings keine Gebäude, geschweige einen Herrensitz oder Weiherhaus. Das lässt vermuten, dass es bei sich dem „Wasserheuslein“ tatsächlich nur um ein einfaches unbefestigtes Bauwerk gehandelt haben dürfte, das Karl Haller zur besseren Nutzung des Fischwassers errichtet hatte. Ein 1985 aufgenommenes Luftbild ließ Bodenverfärbungen in den Sooswiesen an der Gründlach erkennen, die aber keinen sicheren Hinweis auf einstige Baulichkeiten ergaben. Die Darstellung auf den drei Karten ist dagegen offenbar unzuverlässig, denn Neunhof liegt südlich der Gründlach. Erst die Große Wald- und Fraischkarte des Jörg Nöttelein von 1563 korrigiert diesen Fehler, und auf ihr ist auch nur ein Herrensitz eingezeichnet.
Quellen
Gelegenhait, Nr. 1934, 1935.
HallerA Gründlacher Archiv, Urk. und Akten betr. Fischwasser bei Neunhof; Korrespondenz mit Dr. Hermann Rusam vom 28.9. bis 26.12.1985.
Literatur
Beyerstedt, Horst-Dieter: Neunhof. Geschichte eines Dorfes im Knoblauchsland (= Schriftenreihe der ANL Bd. 43). Simmelsdorf 1996, S. 10 f, 15, 20, 34.
Fleischmann, Peter: Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg bis 1806 (= Bayerische Archivinventare Bd. 49). Nürnberg 1998, S. 84.
Mende, Matthias: Albrecht Dürer – ein Künstler in seiner Stadt. Nürnberg 2000, S. 19, 136 f.
Abbildung
Ansicht von Neunhof mit irrtümlich zwei Herrensitzen und auf der falschen Seite der Gründlach auf einem mit „HW“ (vermutlich Hans Weigel) signierten Holzschnitt von 1559 (StadtMN)
Lageplan
Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.