Nuschelberg II

  • Herrensitz, „Hallerschlösschen“
  • Nuschelberger Hauptstraße 1
  • Stadt Lauf an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


Von den drei Nuschelberger Höfen, die 1275 und 1326 erwähnt werden, besaßen einen 1398 die Breitensteiner als Reichslehen [vgl. Nuschelberg I]. Sie brachten aber auch die beiden anderen an sich, diese jedoch anscheinend als freies Eigen, und vergaben sie selbst als Lehen. 1530 verzichteten Christoph, Joachim und Hans von Breitenstein auf ihre Lehenrechte und verkauften die beiden Höfe an die Witwe Anna Gartner. Nur wenige Monate später veräußerte Anna die beiden Güter an den Nürnberger Bürger Endres Pegnitzer, der sie 1534 um 1.010 Gulden an Sebastian Cammerer weiter ver­kaufte. In den folgenden Jahren bis 1541 hat Cammerer „an des einen Hofstatt einen Sitz baut“, der jedoch nur wenige Jahre später im Zweiten Markgrafenkrieg 1553 beschädigt wurde. Bislang ist ungeklärt, ob sich von dem alten Bau der Cammerer im quadratischen Sandsteinturm des „Hallerschlösschens“ ein Überrest erhalten hat. Der 1553 entstandene Schaden war offensichtlich behoben, als Wolf Cammerer 1587 den Sitz an Caspar Benninger und Georg Beer verkaufte. Die beiden Laufer Bürger nutzten das Herrenhaus zunächst gemeinsam, teilten den Sitz dann aber auf. Möglicherweise entstand in diesen Jahren der Fachwerkanbau an den Turm und damit sein heutiges charakteristisches Aussehen.

1607 erwarb Seyfried Pfinzing – er besaß bereits mehrere Herrensitze [vgl. Günthersbühl, Heuchling, Weigelshof] – einen Halbteil, 1617 konnte er den Besitz in seiner Hand ganz vereinen. Noch im gleichen Jahr verstarb er als letzter seines Familienzweiges, nicht ohne zuvor den Nuschelberger Besitz zum Kern einer Wohltätigkeitsstiftung für bedürftige Männer umgewandelt zu haben.

Stiftungsadministratoren waren bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1764/66 die Pfinzing [vgl. Henfenfeld, Großgründlach II], danach bis zur Aufhebung der Stiftung im Jahre 1811 ihre Universalerben, die Haller von Hallerstein, weshalb das Schlösschen noch heute ihren Namen trägt. Die bescheidene Ausstattung des Sitzes geht aus einer Beschreibung von 1815 hervor und macht einen längeren Aufenthalt der Haller auf dem Schlösschen eher unwahrscheinlich: Das Erdgeschoss wie das zweite Obergeschoss waren nicht ausgebaut, das erste Obergeschoss an eine Tagelöhnerfamilie vermietet. Die Verwaltung vor Ort war schon seit dem 17. Jahrhundert einem Vogt übertragen, der im gegenüber liegenden Voitenhaus (Nuschelberger Hauptstraße 4) wohnte. Das jetzige eingeschossige Gebäude mit Mansardendach und Gauben stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Das Gut wurde zerschlagen, der Herrensitz 1815 um die bescheidene Summe von 600 Gulden an Johann Kießkalt verkauft. Der neue Besitzer richtete im Schloss eine Gaststube ein, die sich unter den folgenden Familien zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelte und 1934 grundlegend renoviert wurde. Der durch einen Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte Anbau mit Fachwerk und Steinsockel war bereits 1948 annähernd im alten Zustand wieder aufgebaut. Das Schloss dient auch heute noch als Gastwirtschaft.

Quellen


Müllner I, S. 329; III, S. 311.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 48-53.

Andrian-Werburg, Klaus Frhr. von: Nuschelberg und das „Hallerschlößchen“. Typoskript 1954.

Dannenbauer, S. 239.

Glückert, Burgen, S. 72-77.

HAB Lauf-Hersbruck, S. 86.

KDM Lauf, S. 335-337.

Rebmann, August: Die drei Urhöfe in Nuschelberg und sein Burgstall. In: Fundgrube 29 (1959), Heft Nr. 1/2, S. 3-10.


Abbildung

Das „Hallerschlösschen“, Schmalseite mit Sonnenuhr. Fotografie: F. A. Nagel 1931 (StadtMN)

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