Oedenberg
- Ehemaliger Herrensitz
- Schlossweg 1
- Stadt Lauf an der Pegnitz
- Landkreis Nürnberger Land
In einer durch Bischof Konrad von Eichstätt besiegelten Urkunde wird 1166 unter den zahlreichen Zeugen auch ein Ministerialer „Chonrad de Ödenburc“ genannt. Ob ein Zusammenhang mit Oedenberg besteht, ist ungewiss. Erst ab 1312 erscheint das Geschlecht der Oedenberger, die aber zu diesem Zeitpunkt den namengebenden Ort bereits verloren hatten. Denn 1304 ließ sich Konrad Pfinzing die bisherigen Lehen zu Unterdeutenbach (bei Stein) vom Eichstätter Bischof eignen und trug dafür seine „freieigenen“ Güter zu Oedenberg an das Hochstift Eichstätt zu Lehen auf, das dann bis zum Ende des Alten Reiches seine Lehnsrechte behauptete.
Als weitere Besitzer nach den Pfinzing sind um 1384 bis 1446 die Vorchtel nachweisbar und vor 1449 die Paumgartner. Diese verkauften Oedenberg um 1489/90 für 600 Gulden an die Groland, die das Gut bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1720 innehatten. Schon 1489 ist von geplanten Baumaßnahmen an der „Behausung“ der Groland die Rede, welche sie 1518 der Stadt Nürnberg für den Kriegsfall zur Verfügung stellten. Nach der Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg 1553 blieb das Schloss, dessen Wert (samt den zugehörigen Gütern) auf 2.000 Gulden geschätzt wurde, als Ruine liegen. Einer Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert zufolge verfügte das alte Groland-Schloss über einen Keller und einen steinernen Sockel, die „sich in den Ruinen noch ziemlich conserviert“ hatten.
Für ihren Verwalter, möglicherweise auch für den eigenen Aufenthalt in Oedenberg, errichteten die Groland auf der erhalten gebliebenen steinernen Ringmauer des Schlosses gegen das Dorf zu einen kleinen, zweigeschossigen Fachwerkbau in den Maßen 9,15 x 4,5 Meter. Der schlichte Bau bestand aus Schlafkammer und Stube im Erdgeschoss, Stube, „Söllerlein“ (Flur) und Küche im Obergeschoss. Er diente später als Beständnerhaus, wurde 1769 abgebrochen und in Stein neu aufgeführt.
Mit dem Erlöschen der Groland im Jahre 1720 fiel der Weiler mit dem Sitz dem Hochstift Eichstätt heim, dessen Bischof Johann Anton I. Knebel von Katzenellnbogen das Lehen zunächst seiner eigenen Familie übertrug. 1730 folgte Jobst Wilhelm Ebner, der umgehend den Nürnberger Rat ersuchte, „das alte in den kriegerischen Zeiten ruinierte Herrenhaus ... wiederum ... in einen wohnbaren Zustand stellen“ zu dürfen. Noch 1731 entstand das heutige Herrenhaus, wohl weitgehend auf den Fundamenten des Vorgängerbaus. Das mit Seitenlängen von 9,90 auf 11,10 Metern annähernd quadratische, dreigeschossige Gebäude wurde ganz in Stein aufgeführt und hat je drei Fensterachsen. An der Vorder- und Rückseite des Walmdachs steht jeweils ein Zwerchhaus mit Giebeln. Ein großzügiges Treppenhaus erschließt die beiden oberen Stockwerke. Im ersten Obergeschoss befanden sich eine Stube, Küche und Kammern, im zweiten ein kleiner repräsentativer Saal. Über dem Portal an der Südseite ließ der Erbauer neben der Jahreszahl 1731 das Wappen seiner Familie und das der Familie seiner Ehefrau Maria Sophia Nützel anbringen.
1790/92 wurden ein Voitenhaus, fünf Güter, ein Wirtshaus, zwei Tropfhäuser sowie ein Hirtenhaus als Zubehör des Ebnerschen Herrensitzes aufgezählt. 1853 veräußerte Regina Ebner von Eschenbach, Witwe des Paul Sigmund Wilhelm Ebner, das Schlossgut an Sigmund Häffner, Spezereihändler aus Rückersdorf. Der Besitz wechselte im folgenden Jahrzehnt rasch und gelangte schließlich 1865 an die Familie Fensel aus Kalchreuth, die im Erdgeschoss eine Schmiede betrieb und 1892 im ersten Obergeschoss eine Wirtsstube einrichtete. Nach dem Tod des Schmiedemeisters Georg Fensel 1945 wurde das Handwerk aufgegeben, die Gaststätte ins Erdgeschoss verlegt und diese 1968 durch einen Neubau erweitert. Das Gasthaus mit angeschlossener Metzgerei im ehemaligen Herrensitz befindet sich heute in der sechsten Generation im Besitz der Familie Fensel.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 337. Hochstift Eichstätt Lehenbücher Nr. 1-7.
Heidingsfelder, Franz: Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt. Erlangen 1938, Nr. 442, 1282.
Mon. Boica Bd. 49, Nr. 340.
Müllner I, S. 329 f, 503.
Literatur
Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 54-57.
Dannenbauer, S. 239.
Glückert, Burgen, S. 63-68.
HAB Lauf-Hersbruck, S. 42, 87.
KDM Lauf, S. 339-342.
Sprung, Werner: Aus der Ortsgeschichte von Deutenbach. In: MANL 18 (1969), Heft 3, S. 46, 50 f.
Stadtlexikon Nürnberg, S. 775 f.
Voit, Pegnitz, S. 140.
Abbildung
Das Herrenhaus nach dem Umbau von 1731 auf einem Kupferstich von J. A. Delsenbach aus dieser Zeit (StadtA Lauf)
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