Pommelsbrunn I



  • Abgegangene Burg, „Altes Haus“

  • Landkreis Nürnberger Land

Südöstlich der Burg Lichtenstein liegt beherrschend über dem Högenbachtal die Stelle einer abgegangenen Burg, deren ausgedehnte Wall- und Grabenreste einige Forscher an eine frühgeschichtliche (Vorgänger-)Anlage denken ließen: Mit einer Länge von etwa 100 Metern übertraf sie selbst die benachbarte Burg Reicheneck, den Stammsitz der Schenken. Steilhänge im Westen, Norden und Osten gewährten natürlichen Schutz, im südlich zum Hochplateau flacher abfallenden Gelände deckte eine Graben- und Toranlage den Zugang zur Hauptburg, die nur über einen vorgelagerten „Brückenkopf“ und eine (Zug-?)Brücke zu erreichen war. Die Hauptburg lag etwa 3 Meter höher, war nach den Beobachtungen von Walter Heinz rund 50 Meter lang und 20 Meter breit und durch eine weitere Mauer geschützt, von der sich an der Südostecke ein letzter Rest er­-halten hat.


Noch im späten 16. Jahrhundert zeichnete der Kartograph Paulus Pfinzing auf einem Blatt seines berühmten Atlasses eine Ruine mit zwei Türmen ein, die er als „alt schlos“ bezeichnete. Bei aller Vorsicht gegenüber den schematisierenden Darstellungen Pfinzings wird zumindest sichtbar, dass damals wohl noch umfangreiche Mauerreste vorhanden waren. Im Bericht über strategisch bedeutsame Orte, 1504 vor Beginn des Landshuter Erbfolgekrieges vom Nürnberger Rat angeordnet, wurde die Burgstelle im Gegensatz zur nahen Ruine Lichtenstein allerdings nicht mehr erwähnt [vgl. Lichtenstein].


Die Anlage erscheint als Altes Haus, bei dem sich lehnbare Äcker der Schenken von Reicheneck befanden, erstmals in deren Lehnbuch von 1331. Ob die Burg zu dieser Zeit noch genutzt wurde, wird nicht deutlich. Die wenigen eher zufällig entdeckten Fundkeramiken sollen auf das späte 13. oder frühe 14. Jahrhundert verweisen. Jüngere Befunde liegen bislang nicht vor. Eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung fand noch nicht statt.


Obwohl im 14. Jahrhundert nachweislich nur Äcker beim Alten Haus von den Schenken von Reicheneck als Lehen vergeben wurden, nimmt Eckard Lullies an, dass die vielleicht schon ruinierte Burg zu dieser Zeit Besitz der konradinischen Linie des regional mächtigen Geschlechts war. Über ihre Beziehung zu den nahen Burgen Lichtenegg und Lichtenstein wird nichts überliefert, auch nicht die denkbare Vorgängerfunktion des „alten Hauses“. Vermutlich verdankt die Anlage ihre Entstehung der unmittelbar passierenden wichtigen Altstraße, deren Verlauf Werner Sörgel mit Hilfe zahlreicher frühgeschichtlicher bis mittelalterlicher Funde dokumentiert hat und die auch den Aufenthalt des späteren Kaisers Friedrich I. Barbarossas um den 1. November 1152 im benachbarten Stallbaum erklärt.


Quellen


StAN Rst. Nbg., Nürnberger Salbücher Nr. 99b, fol. 118.

Lehnbuch von 1331, S. LVIII, 52, 86, 104, 210.

Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. 10. Bd. 1. Teil: Die Urkunden Friedrichs I. 1152–1158. Bearb. v. Heinrich Appelt. Hannover 1975, S. 116 f.


Literatur


Frdl. Mitteilung des Kreisheimatpflegers Werner Sörgel aus laufendem Forschungsprojekt „Altstraßen im Raum Hartmannshof“.

Heinz, Walter: Der Burgstall „Altes Haus“. In: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs. 3. Teil (= Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/3). Schnaittach 1992, S. 162-164.

KDM Hersbruck, S. 244 f.

Kunstmann, Hellmut: Burgstall „Altes Haus“. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S. 19 f.

Voit, Reicheneck, S. 40 f., 56, 58, 98, 138 Anm. 834.


Abbildung

Blick von Westen auf den Graben zwischen Vor- und Hauptburg im Jahr 2006 (As)

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