Rasch I
- Abgegangene Burg, „Hohenrasch“
- Gemeinde Berg
- Landkreis Neumarkt i. d. OPf. und
- Stadt Altdorf bei Nürnberg
- Landkreis Nürnberger Land
Mit Pertold de Raske scheint erstmals 1138/47 ein Geschlecht auf, das zur höheren Reichsministerialität im Nürnberger Raum zählte. Immerhin nannte er sich nach dem Sitz einer Pfarrei, deren Sprengel einst von Mögeldorf bei Nürnberg bis zur königlichen Hofmark Altdorf reichte. 1154 befand sich Pertoldus de Rasche bei König Friedrich I., als dieser die Abtei Niederaltaich der Herrschaft des Bamberger Bischofs unterstellte. Bertolds Nachfahre Heinrich trägt in einer von König Friedrich II. 1216 ausgestellten Urkunde den Titel eines Marschalls zu Rasch. In den 1230-er Jahren standen ein Heinrich und ein jüngerer Bertold König Heinrich (VII.) nahe und offenbar auch im Dienst der Staufer in Italien. Ein jüngerer Heinrich von Rasch bezeichnete sich 1238 als Pfarrer der großen, nahe der staufischen Pfalz Eger liegenden Pfarrei Wondreb, der als Mutterpfarrei vor 1259 besondere Bedeutung für das Reichsland südöstlich Eger zukam. König Heinrich (VII.) hatte die Pfarrei und Kirche Wondreb bereits 1227 dem Kloster Waldsassen geschenkt. Bemerkenswert erscheint, dass König Albrecht I. 1308 ausgerechnet diesem Kloster das bisher königliche Patronatsrecht der weit entfernten Pfarrei Rasch überließ.
Als letzter des Geschlechts lässt sich Heinrich von Rasch 1242 als Urkundenzeuge für Bischof Siegfried von Regensburg nachweisen. Die offenkundig hohe Position mancher Rascher in der staufischen Administration hatte Karl Bosl dazu verleitet, den erstgenannten Bertold mit dem Reichsministerialen Bertold von Schniegling gleichzusetzen und eine gemeinsame Abstammung von dem 1054 genannten kaiserlichen Ministerialen Bertold anzunehmen. Bereits Gustav Voit hat auf den sehr spekulativen Charakter dieser Hypothese hingewiesen.
Die urkundlichen Nachrichten des 12. und frühen 13. Jahrhunderts lassen annehmen, dass dem Geschlecht eine der bedeutenden Reichsburgen im Königsland südlich Nürnbergs anvertraut war. Der Nürnberger Burgenforscher Hellmut Kunstmann glaubte sie 1955 in der Flur Kaar auf dem Rascher Berg gefunden zu haben. Er stellte eine knapp 120 Meter lange und bis zu 25 Meter breite Burgstelle vor, die auf der Westspitze des Berges mittels eines „doppelten Wall- und Grabensystems“ vom Plateau abgetrennt werde. Am Westende identifizierte er eine etwa 8,5 Meter lange und 6 Meter breite Vertiefung mit den Überresten eines Turms.
Bei einer Überprüfung des Areals traten erhebliche Zweifel an dieser Lokalisierung auf. Das doppelte Graben- und Wallsystem stellte sich als ausgesprochen kleindimensioniert heraus und bedarf der archäologischen Klärung. Es erinnert in keiner Weise an die Grabenanlage einer hochmittelalterlichen Burg von der anzunehmenden Bedeutung. Auf der gesamten Innenfläche des angeblichen Burgstalls fanden sich außer der genannten Vertiefung keinerlei Spuren einer ehemaligen Bebauung.
Hellmut Kunstmann hatte offenbar auf der falschen Flur gesucht. Die Lokalisierung kann einem Schiedsspruch von 1547 entnommen werden, der zur Befriedung eines Holzstreites zwischen dem damaligen Besitzer des Rascher Herrensitzes und den holzberechtigten Bauern verkündet wurde [vgl. Rasch II]. Darin heißt es ausdrücklich, dass die Stelle der alten Burg Hohenrasch eben nicht auf dem Kaar (Rascher Berg) liege, sondern auf dem Berg in der Flur „im Hofbach“, wo noch einige Ruinen zu sehen seien.
Tatsächlich lassen sich in der von 1547 bis heute unverändert bezeichneten, etwa einen Kilometer weiter südwestlich gelegenen Flur Reste einer großen, vermutlich zweiteiligen Burganlage feststellen. Von der Hauptburg hat sich ein annähernd runder, bis zu 60 m im Durchmesser großer Turmhügel erhalten, auf dem sich im Gelände mit Humus überdeckte Grundmauerreste abzeichnen. Dieser vielleicht noch der Zeit des späten 11. oder 12. Jahrhunderts angehörende Turmhügel wird durch einen ringförmig umlaufenden, beeindruckend dimensionierten Halsgraben von der Hochfläche abgetrennt.
Die Burgstelle ist bemerkenswert exponiert platziert und gewährte einst einen weiten Blick nördlich in die Hofmark Altdorf und südlich in das einstige staufische Amt „Baern“ (Berngau). Der Hauptburg vorgelagert ist nördlich eine an drei Seiten durch einen Graben und östlich durch den Steilabfall des Geländes gesicherte Fläche, die vermutlich als Vorburg gedient hat. Der Untergang von Hohenrasch wird nicht überliefert. Es ist aber davon auszugehen, dass die Burg bereits im 14. Jahrhundert ruiniert war.
Quellen
NUB Nr. 65, Anm. 3; Nr. 143.
Reg. Imp. Bd. IV/2 Nr. 208; Bd. V Nr. 875.
Literatur
Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 54 f.
Giersch, Robert: Hohenrasch. Ein bisher falsch lokalisierter Burgstall. Unveröff. Manuskript (erscheint voraussichtlich 2007 in den MANL).
Klöhr, Hans: Aus der Ortsgeschichte von Rasch. Typoskript im Haller-Archiv, ohne Jahr (1962), S. 1-6, 12-15.
Kunstmann, Hellmut: Burgstall Hohenrasch. In: MANL 4 (1955), Heft 2, S. 23.
Voit, Pegnitz, S. 159 f.
Abbildung
Blick in den ringförmigen Graben der abgegangenen Hauptburg, Zustand 2006 (Rg)
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