Renzenhof

  • Herrensitz
  • Hartmann-Schedel-Straße 1
  • Stadt Röthenbach an der Pegnitz
  • Landkreis Nürnberger Land


In Renzenhof lässt sich seit dem 14. Jahrhundert eine reichslehnbare Forsthube nachweisen. Als Besitzer von Renzenhof werden 1362 Konrad Peßler und anschließend Konrad Hutt, Richter zu Lauf, genannt, der es 1374 für 300 Gulden an den Nürnberger Bürger Hans Maier verkaufte. Dieser wurde 1401 von König Ruprecht mit dem Renzenhof („ein Vorsthub“) belehnt und erhielt die Erlaubnis, an seiner Stelle einen anderen darauf zu setzen (d.h. den Forstdienst versehen zu lassen). 1402 traten der bedeutende Großkaufmann und Montanunternehmer Herdegen Valzner und Hans Maier gemeinsam auf, um die Forsthube Haimendorf von Ulrich Strobel zu kaufen, wobei vereinbart wurde, dass dieses Gut mit der Forsthube Renzenhof verbunden werden sollte. Im selben Jahr verlieh König Ruprecht die Forsthube Haimendorf dem Hans Maier und bestätigte, dass sie „in den Renzenhof“ gehöre. Später gelangten die Güter an Albrecht von Egloffstein, der 1416 Renzenhof angeblich dem Nürnberger Rat öffnete, d.h. die Besetzung mit Soldaten im Kriegsfall erlaubte. Ein Beleg hierfür fand sich bislang nicht; zudem verkaufte Egloffstein mit seinem Sohn Wolfram die beiden Forsthuben schon 1415/16 an den Nürnberger Bürger Peter Eyttenholzer. 1417 belehnte ihn König Sigmund mit den Reichsforstlehen zu Renzenhof und Haimendorf.

1426 veräußerte Eyttenholzer die Forsthube Renzenhof an Hans Hallertauer, von dem sie 1453 an Kunz Wagner ging. Der auffallend niedrige Kaufpreis von 25 Gulden lässt einen gravierenden Kriegsschaden vermuten, zumal gerade die Landschaft um den Moritzberg im Ersten Markgrafenkrieg 1449 schwer zu leiden hatte. Später gelangte die Forsthube an Nikolaus Paum-gartner, der sie 1480 an Thomas Zingel veräußerte. Die Familie Zingel war Ende des 14. Jahrhunderts von Nördlingen nach Nürnberg eingewandert und durch Fernhandel und Eisenproduktion reich geworden. Thomas Zingel starb 1482 und vermachte Renzenhof seinen Neffen, den Brüdern Dr. Johann und Paul Zingel. Diese verkauften den Besitz 1484 für nun 440 Gulden an Jörg Schedel, was für eine mittlerweile erfolgte Erneuerung spricht.

Im Spionagebericht, der 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs erstellt wurde, ist der „Sitz“ zu Renzenhof erstmals ausdrücklich bezeugt. Dieser fiel nach Jörg Schedels Tod im Jahr darauf an dessen Bruder Dr. Hartmann Schedel, den berühmten Arzt und Humanisten, der vor allem durch die 1493 bei Koberger gedruckte Schedelsche Weltchronik bekannt wurde. Nach seinem Tod im Jahre 1514 räumte der gleichnamige Sohn 1517 der Reichsstadt das Öffnungsrecht ein. Die Erben des berühmten Gelehrten verkauften am 20. Juli 1544 den Sitz an Christoph II. Fürer von Haimendorf, der damit eine jahrhundertelange Besitztradition begründete.

Das wohnturmartige, massive Herrenhaus überstand offenbar den Landshuter Erbfolgekrieg ebenso wie den Zweiten Markgrafenkrieg ohne größere Schäden. Die Datierung August Gebesslers („bestehender Bau Ende 15./Anf. 16. Jh. über vermutlich älteren Grundmauern“) unter Hinweis auf eine früher angeblich über dem Portal vorhandene Bauinschrift von 1485 erscheint dennoch überprüfungsbedürftig. Auf Baumaßnahmen um 1600 dürfte der Anbau eines inzwischen abgebrochenen Treppenturms an die nordwestliche Traufseite (die vermauerten Durchgänge sind heute noch zu erkennen) sowie die Herstellung des Renaissanceportals hindeuten, das seither mit toskanischen Säulen und flachem Dreiecksgiebel umrahmt wird. Vielleicht gingen auch das verwitterte Fürer-Wappen über dem Portal und vier ebenfalls wieder verschwundene Ecktürmchen aus dieser Maßnahme hervor.

1573 wurde die Genehmigung für einen Pferdestall „auf neuem Grund“ erteilt als Anbau an das Voithaus. Dieser Neubau betraf demnach den Wirtschaftshof, der sich westlich des Herrenhauses befand. Eine weitere Inschrift „Renovirt 1784“ über einem Ovalfenster des Erdgeschosses belegt eine jüngere Baumaßnahme. Treppenturm und Ecktürmchen sind noch auf dem Kupferstich von F. A. Annert von 1791 zu erkennen; letztere waren schon 1894 verschwunden. An den Traufecken waren noch 1961 Eisenbänder vorhanden, die einmal zur Befestigung der Ecktürmchen gedient hatten. Die frühere Erdgeschosshalle mit einem von einer Säule gestützten Unterzug wurde später durch den Einbau von Innenwänden unterteilt.

Die Familie Fürer von Haimendorf verkaufte den Herrensitz mit allem Zubehör erst 1847 für 9.785 Gulden an Private. Später gelangte er an die Industriellenfamilie Conradty, die unter Conrad Conradty 1880 in der Röthenbacher Papiermühle eine Bleistiftfabrik gegründet hatte, die sich noch im 19. Jahrhundert zu einer der weltweit bedeutendsten Produktionsstätten von Beleuchtungskohlen entwickelte [vgl. Röthenbach II]. Leider gerieten die weitgehend frühneuzeitlichen Ökonomiegebäude in andere Hände und zeigen heute die Spuren jahrelanger Vernachlässigung. Hoffentlich gelingt die Rettung des historisch sehr wertvollen Baubestandes.

Quellen


StAN Fremdrepertorien, Fürer von Haimendorf.

StadtAN B 23 Nr. 1.

Gelegenhait, Nr. 676.

Müllner III, S. 330.

Pfalzgr. Reg. II, Nr. 483, 513, 2505.

Reg. Imp. XI, Nr. 2332.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 94-99.

KDM Landkreis Nürnberg, S. 61.

Rühl, Pegnitztal S. 131 f.

Schwemmer, Wilhelm: Röthenbach an der Pegnitz. Die Geschichte einer Industriestadt. Nürnberg 1982, S. 74-76, 97-99, 108.


Abbildung

Das Herrenhaus und die Ökonomiegebäude von Südosten. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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