Röthenbach bei Schweinau

  • Abgegangener Herrensitz, „Weiherhaus bei Stein“
  • Faberpark
  • Stadt Nürnberg


Der Nürnberger Stadtteil Röthenbach bei Schweinau ist geprägt von moderner urbaner Bebauung und stark frequentierten Ausfallstraßen, sieht man einmal von dem großen Komplex der Faber-Castell-Werke und dem 1878 bzw. 1903 bis 1906 gebauten „Bleistiftschloss“ der Grafen von Faber-Castell ab, das aber zur Gemarkung der Stadt Stein gehört. Westlich des alten Ortskerns um die Röthenbacher Hauptstraße lag einst unweit der Rednitz, etwas südlich der Brücke nach Stein, ein typisches Nürnberger Weiherhaus.

Bei der 1504 befohlenen Erkundung der Landschaft um Nürnberg wurde bei Röthenbach noch kein Sitz genannt. Er lässt sich erst im ausgehenden 16. Jahrhundert nachweisen, als die Löffelholz Hans Prünsterer mit dem Anwesen belehnten. Der Besitzer war ein reicher Nürnberger Kaufmann, der um 1606 von vier benachbarten Müllern an der Rednitz verklagt wurde, nachdem er beim Herrensitz ein Mühlwerk hatte errichten lassen. Angetrieben wurde die Mühle vom Röthenbach, der auch den Schlossweiher speiste und kurz danach westlich in die Rednitz mündete. Nach einer Beschreibung des Waldamtes Lorenzi besaß das mitten im Weiher stehende kleine Herrenhaus zwei Geschosse und einen Umfang von nur etwa 6½ auf 5 Meter. Im Erdgeschoss befand sich die Gärtnerwohnung, für die Herrschaft stand das Obergeschoss zur Verfügung. An das Sitzlein war ein Stall angebaut, auf der Insel fanden sich außerdem ein Stadel mit einer zweiten Pferdestallung, ein Außenkeller sowie die kurz nach 1600 errichtete Mühle. Dementsprechend wurde die Anlage in Müllners Annalen von 1623 als „Weiherheußlein und kleines Burgersitzlein“ bezeichnet, das der Grundherrschaft der Löffelholz unterstand.

Nachdem der Nürnberger Kaufmann den Prozess um die Mühle verloren hatte und ihm das Mahlen seit 1607 verboten war, verlor er jedes Interesse an der Liegenschaft. 1609 fand er in dem Landkomtur des Deutschen Ordens, Johann Conrad Schutzbar, genannt Milchling, einen Käufer. Der hochrangige Ordensritter wollte den Sitz seiner Nichte Magdalena von Stetten schenken und zu diesem Zweck auch ein neues, größeres Herrenhaus errichten lassen. Nach einer ausgiebigen Begutachtung der Situation erteilte das Waldamt Lorenzi die Genehmigung, nachdem auch der Rat und der Eigenherr Burk­hard Löffelholz dem Verkauf zugestimmt hatten.

Der vom Landkomtur geschaffene Neubau wurde mit den übrigen Anwesen in Röthenbach im September 1632 von den abziehenden kaiserlichen Soldaten der Wallenstein-Armee niedergebrannt und blieb lange in Trümmern liegen. 1656 war das Anwesen im Besitz des Kaufmanns Daniel van Lierd, doch erst unter seinem Nachfolger Johann Paul Gwandschneider aus einer alten Nürnberger Kaufmannsfamilie kam es zum Wiederaufbau. Allerdings wurde beim Bauantrag 1697 deutlich, dass der Bauherr auch eine Tabakfabrik auf dem Sitz einrichten lassen wollte und das neue Haus einen Umfang von 15 auf 12  Meter erhalten sollte.

Johann Paul Gwandschneider starb 1707 als letzter des seit dem 14. Jahrhundert in Nürnberg nachweisbaren Geschlechts. Das Schlösslein ging an die Harsdorfer über. 1720 ließ Christoph Willibald Harsdorfer den Stadel des Sitzes verlängern. Um 1730 erwarben die Fürer von Haimendorf die Liegenschaft, die noch immer Lehen der Löffelholz war. 1828 ging das Weiherhaus aus dem Nachlass Karl Sigmund Fürers an den Sohn Christoph Karl Sigmund Fürer von Haimendorf über. Damals bestand das Anwesen aus dem steinernen Herrenhaus, einem Garten, einem Nebenhaus, diversen landwirtschaftlichen Nebengebäuden und einem „Werkhäuschen“.

Der Erbe veräußerte das „Weiherhaus bei Stein“ schon 1833 an Johann Georg Weidner, Besitzer der Gerasmühle. 1880 kauften Lothar und Ottilie von Faber, die Besitzer der Faberschen Bleistiftfabrik, das Anwesen. Bald darauf wurde das Gelände des angeblich 1879 abgebrannten Herrensitzes in den 1850/53 angelegten „Faberpark“ einbezogen. Friedrich August Nagel hat schon vor einem halben Jahrhundert beklagt, dass kein Maler oder Zeichner sich je die Mühe einer Abbildung gemacht hat.

Quellen


Gelegenhait, Nr. 761, 1884, 1885.

StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 419, 1315.

StadtAN E 10/21 Nr. 9861, 1884 f.

Müllner I, S. 342.

Literatur


Großner, Rudolf / Haller, Bertold Frhr. von: „Zu kurzem Bericht umb der Nachkommen willen“. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 40 (1992), S. 25.

HAB Nürnberg-Fürth, S. 185.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 261, 907.


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