Scherau

  • Herrenhaus
  • Scherau 2
  • Gemeinde Leinburg
  • Landkreis Nürnberger Land


Die Einöde wurde bis zum 18. Jahrhundert „Kitzenau“ genannt; erst seit dem frühen 17. Jahrhundert wurde auch der neue Name Scherau gebraucht. Der Nürnberger Ratsschreiber und Chronist Johannes Müllner beschrieb sie um 1620 unter beiden Namen „Scharnaw“ und „Kitzenau“ als „ein aintziger Hoff sambt etlichen Weyern, darauff auch ein Herrensitzlein erpauet, heutigstags den Fuerern zugehoerig“. Der Hof zählte zu den so genannten Zeidelmuttergütern, den ältesten Reichslehen, von denen die weitere Siedlungsentwicklung im Reichswald ausgegangen war. Weder in den Berichten zur Landeserkundung, die der Nürnberger Rat 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges befohlen hatte, noch in den Schadenslisten des Zweiten Markgrafenkriegs scheint der Hof mit einem Herrenhaus auf. Dies lässt eine Entstehung unter dem Nürnberger Geschlecht der Fürer von Haimendorf erst im Laufe des späteren 16. Jahrhunderts annehmen.

Das Erscheinungsbild des alten Herrenhauses wird durch einen Baueingabeplan überliefert, mit dem Christoph Sigmund Fürer 1765 den Abbruch und die Errichtung eines Neubaus beim Waldamt Lorenzi beantragte. Es handelte sich um einen eher bescheidenen zweigeschossigen Fachwerkbau, etwa 11 Meter lang und 5 Meter breit, dessen Erdgeschoss lediglich Stallungen enthielt. Im Obergeschoss, das nur über eine hölzerne Freitreppe an der Vorderfassade erschlossen wurde, standen der Familie Fürer eine Stube, eine Kammer und ein großer Vorplatz zur Verfügung.

Der massive Neubau sollte mit fünf zu drei Fensterachsen etwa 13,5 Meter lang und 9,3 Meter breit, die Werksteine für die Umfassungswände aus einem Fischbacher Steinbruch geholt werden. Für das Erdgeschoss war in der mittleren Achse ein Haustennen vorgesehen, der nur zum Treppenaufgang ins Obergeschoss führte. Der Stallraum, mit einem sechsjochigen Gewölbe überspannt, war in der rechten Haushälfte angeordnet und nur vom Hof aus erreichbar, ebenso die zwei Kammern in der linken Hälfte, die offenbar für Personal gedacht waren. Die herrschaftlichen Räume wiederum wurden im Obergeschoss angeordnet. Der Eingabeplan zeigt hier eine Stube, eine Küche, zwei Kammern, einen geräumigen Fletz und an der Ostseite einen schmalen Abortgang. Im Inneren wurden die Decken der Stube, der Vorplätze und des Treppenhauses stuckiert.

Das bis Ende 1767 fertig gestellte Walmdachgebäude präsentiert sich noch heute mit ungefassten Werksteinfassaden, die durch Eckpilaster, Kranzgesims und profilierte Fassadenöffnungen gegliedert werden. Über dem Eingang wird das Allianzwappen des Bauherrn und seiner Gemahlin Anna Maria, einer geborenen Grundherr, von einer Kartusche mit Rocaillenrahmung eingefasst.

1823 wurde der Herrensitz noch einmal von der Familie Fürer einer nicht näher beschriebenen Baumaßnahme unterzogen. Nach dem Tod des Karl Gustav Gottlieb von Fürer verkaufte ihn die Erbengemeinschaft im Januar 1840 an das Ehepaar Heinrich und Margaretha Abraham. Zur Kaufmasse zählten das Herrenhaus, ein zweites Wohnhaus mit Stallung, das vermutlich als Voithaus gedient hatte, eine Scheune, ein Kastengebäude, der Schweinestall und ein Backofen. Der Käufer erneuerte, wie inschriftliche Datierungen belegen, um 1846 Ökonomiegebäude und führte das ehemalige Zeidelmuttergut mit seinen angestammten Wald- und Fischrechten als Bauernhof weiter.

1849 übergab ihn das Ehepaar an den Sohn Heinrich und die Schwiegertochter Margaretha Meier, die ihn fast ein halbes Jahrhundert lang bewirtschafteten. Erst im Juli 1898 wurde das Gut unter den zwei Söhnen aufgeteilt. Andreas Abraham übernahm das ehemalige Herrenhaus mit einer Hofhälfte, die nach wie vor land-, forst- und fischwirtschaftlich genutzt wurde. Ihm folgten der Sohn Georg und anschließend die Enkeltochter Luise, die Konrad Sußner heiratete. Das Herrenhaus ist noch immer in Familienbesitz und wird gegenwärtig von der Familie Martin und Birgit Sußner mit viel Engagement und handwerklichem Geschick einer denkmalgerechten Instandsetzung zugeführt.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Bauamt Nr. 225. Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 451.

Müllner III, S. 331.

Hauschronik Familie Sußner.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 90-93. 

KDM Landkreis Nürnberg, S. 64.


Abbildung

Ansicht des Herrenhauses von Nordwesten. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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