Schniegling I

  • Abgegangenes Herrenhaus (um 1632 zerstört)
  • Stadt Nürnberg


Dass die frühe bauliche Entwicklung des Dorfes Schniegling schwer zu deuten ist, musste schon das reichsstädtische Waldamt Sebaldi im frühen 18. Jahrhundert feststellen. Die Behörde, die seinerzeit die Herkunft der Schnieglinger Waldrechte prüfte, führte die verworrene Situation auf die Zerstörung des Ortes durch kaiserliche Soldateska um 1632 zurück. Beim Wiederaufbau des Dorfes hatte man sich nicht immer an den alten Hofstellen und Grundstücksgrenzen orientiert und neue Anwesen durch Teilungen oder Zusammenlegungen geschaffen. Gleichwohl ließ sich belegen, dass bereits vor dem Zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 ein Herrensitz auf dem großen Hammerwerk zu Schniegling existierte. In Dokumenten von 1428 und 1504 werden dagegen weder Herrschaftsbauten noch Befestigungen genannt.

Ein Herrensitz scheint erstmals 1540 auf, als er von dem mit dem Hause Fugger in Augsburg verwandten Montanindustriellen Lukas Sitzinger erworben wurde. Als Vorbesitzer des Hammergutes wurde ein „Hanns Bömer“, vielleicht ein Mitglied der Patrizierfamilie Pömer, angeführt. Ganz Schniegling brannte mit diesem Herrensitz am 13. Mai 1552 nieder, nachdem die markgräflichen Truppen den Ort angezündet hatten. Drei Tage später ließ Markgraf Albrecht Alcibiades den Knecht des Lukas Sitzinger hängen, der zuvor auf dem Sitz zu Schniegling die Markgräflichen mit Speis und Trank versorgt hatte in der vergeblichen Hoffnung, das Haus dadurch zu retten.

Unter der Familie Sitzinger wurden die Industrieanlage an der Pegnitz und der Sitz ab 1554 wiederaufgebaut, wobei sich bis zur Mitte der 1570-er Jahre durchwegs Bauaktivitäten belegen lassen. Auch erwarb sie mehrere benachbarte Anwesen, um den Besitz arrondieren zu können. Nürnbergs berühmter Kartograph Paulus Pfinzing hat das große Anwesen um 1594 dargestellt.

Nach dem Tod des Lukas Sitzinger 1572 führte die Witwe Ursula den Betrieb weiter und soll auch bis zum Verkauf 1603 den Herrensitz in Schniegling bewohnt haben. Dann erwarb der Nürnberger Eisenhändler Leonhard Seyfried die Liegenschaft und beantragte 1604 den Einbau eines Kellers in einem als „Sommerhaus“ und „Schloß“ bezeichneten Gebäude sowie einen Neubau im westlich des Sitzes gelegenen Garten. Der Neubau sollte, einer Altane ähnlich, über einem Fischbassin mit Springbrunnen errichtet werden. Im darüber liegenden Geschoss wollte Seyfried eine Wohnung für einen Aufseher einrichten, um endlich gegen den anhaltenden Diebstahl von Fischen aus seinem Gartenweiher vorgehen zu können.

Noch vor 1617 trat eine Seyfriedsche Erbengemeinschaft als Besitzerin auf; in einer Beschreibung Schnieglings um 1625 wird „des Seyfrieds Wittib und Erben ihr Hochhaus und Lustgarten“ erwähnt. Mit dem „Hochhaus“ ist offenbar der mittlerweile in Stein aufgeführte, zweigeschossige Herrensitz gemeint. Im Besitz folgte der Nürnberger Kaufmann Sebastian Lanzinger nach. Er musste im September 1632 die Zerstörung des Werks und des Hammerschlosses durch die Armee Wallensteins hinnehmen.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 354.

StadtAN E 1/1709.

Gelegenhait, Nr. 737 f.

Müllner I, S. 323 f.

NUB, Nr. 50.

Literatur


Giersch, Robert: Das Sitzingersche Hammergut und das Krochmann-Serzsche Schloss zu Nürnberg-Schniegling. In: MANL 54 (2005), Heft 1, S. 12-30.

Großner, Rudolf / Haller, Bertold Frhr. von: „Zu kurzem Bericht umb der Nachkommen willen“. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 40 (1992), S. 25.

Kunnert, Heinrich: Nürnberger Montanunternehmer in der Steiermark. In: MVGN 53 (1965), S. 232-245.

Mummenhoff, Ernst: Altnürnberg in Krieg und Kriegsnot I. Nürnberg 1916, S. 11, 13.

Sprung, Werner: Aus der Geschichte Schnieglings. In: Festschrift zur Einweihung der Versöhnungskirche in Nürnberg-Schniegling. Nürnberg 1967, S. 3-6.


Abbildung

Darstellung des Hammergutes mit dem Herrenhaus aus Fachwerk als Ausschnitt aus dem Pfinzing-Atlas von 1594 (StAN)

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