Schniegling IV

  • Herrensitz, „Schloss im Brettergarten“
  • Brettergartenstraße 70
  • Stadt Nürnberg


Als Dr. Friedrich August Nagel, der Nürnberger Häuserfotograf, einige Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf einem Wehrgang der Nürnberger Stadtmauer in einem „Schutthaufen“ stöberte, entdeckte er zu seinem Entsetzen völlig ruinierte Rollen einer barocken Textiltapete, die er als die repräsentative Wandbespannung des Brettergarten-Schlosses wiedererkannte. Bei einer Nachschau vor Ort musste er feststellen, dass die Stadtverwaltung die Innenräume „in sinnloser Weise zerstört“ hatte, als Büros für das Landwirtschaftsamt eingerichtet worden waren. Vielleicht waren die Tapeten seinerzeit wenigstens noch geborgen, aber während der Nachkriegswirren achtlos weggeworfen worden. Dabei war der Herrensitz als ein Kleinod barocker Raumgestaltung bekannt, da sich die bauzeitliche Ausstattung laut Nagel bis dahin unversehrt erhalten hatte.

Das so genannte „Schloß im bretterten Garten“ zählt zu den jüngeren Nürnberger Herrensitzen. Errichtet wurde es 1732 durch den Nürnberger Münzschau-Amtmann Christoph Wilhelm Dannreuther, der 1731 den „bretterten Garten“ zwischen Schniegling und Wetzendorf gekauft hatte. Der Garten hatte um die Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer der vielen Besitzungen des Nürnberger Weinhändlers Pankraz Pilgram gezählt, bevor er später an Johann Georg von Rumpler fiel.

Als Christoph Wilhelm Dannreuther den Garten kaufte, fand er dort nur ein eingeschossiges, hölzernes Sommerhaus vor, das seinen Ansprüchen nicht genügte. Nachdem sein Bauantrag ein wesentlich größeres Gebäude vorsah, musste sich der Bauherr verpflichten, das Herrenhaus zur Einsparung von Bauholz massiv zu bauen. Dannreuther durfte den Sitz nur persönlich nutzen, die Aufnahme von Mietern wurde untersagt. Auch erhielt er kein Waldrecht, sondern musste das nötige Bau- und Brennholz auswärts erwerben. Nach dem Neubau wurde das Herrenhaus mit besonderem Aufwand ausgestattet, hierzu zählten Stuckdecken im Regence-Stil und die später zerstörten Leinwandtapeten, die „galante Gartenscenen im Watteaugeschmack mit nahezu lebensgroßen Figuren“ zeigten und vom Fußboden bis zu den Vouten der Decken reichten. Die Nebenzimmer des Saals waren bis um 1945 mit Tapeten versehen, die mit Chinoiserien in Blau und Silber bemalt waren. Auch eine Wappenkartusche mit den Wappen des Christoph Wilhelm Dannreuther über dem Eingang in den Saal verschwand nach 1945.

Auf Christoph Wilhelm Dannreuther folgte um 1750 sein Sohn Friedrich Wilhelm. 1753 ließ der Junior die landwirtschaftlichen Nebengebäude umbauen und eine Winterung errichten. 1770 gelangte das Herrenhaus mit seiner streng symmetrischen Fassadengliederung durch die Heirat mit Maria Magdalena Dannreuther an Johann Wolfgang von Wahler (1748–1797) dessen Familie es bis 1877 behielt. Nach mehreren Besitzwechseln wurde es 1913 von der Stadt Nürnberg gekauft.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 354.

StadtAN E 10/21 Nr. 105.

Literatur


KDM Stadt Nürnberg, S. 477 f, mit Aufriss der Südfassade.

Mulzer, Vorstädte, S. 96 f.

Reichold, Helmut: Aus Atzelsbergs Vergangenheit. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 14 (1967), S. 43-45.


Abbildung

Blick auf die vordere Traufseite aus westlicher Richtung, Fotografie: F. A. Nagel 1910 (StadtMN)

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