Schwarzenbruck I

  • Herrensitz, zeitweise Nürnberger Pflegschloss, „Petzsches Schloss“
  • Schlosshof 1-9
  • Gemeinde Schwarzenbruck
  • Landkreis Nürnberger Land


Schwarzenbruck, im Jahre 1025 Ausstellungsort einer Urkunde König Konrads II., blieb auch nach dem Ausgang der Staufer Reichsbesitz. Zwei Lehen wurden 1360 als Zubehör des Amtes Altdorf durch die Grafen von Nassau an den Nürnberger Burggrafen Albrecht veräußert. Der Hauptteil des Ortes war bis 1372 Reichslehen der Rindsmaul und wurde zunächst als Afterlehen an die Neumarkter und Mentelein vergeben (die 1372 die Lehenschaft der Rindsmaul ablösten) und gelangte 1376/78 an die Imhoff, die wie ihre Besitznachfolger direkt vom Reich belehnt wurden. 1404 gab König Ruprecht I. Hans und Burkhard von Lochaim das Dorf Schwarzenbruck zu Lehen, 1407 nach dem Tod des Bruders an Hans allein.

Bei all diesen Beurkundungen erscheint allerdings weder eine Burg noch ein „Sitz“ in Schwarzenbruck. Erst König Sigmund sprach 1425 von „Dorf und Haus“ Schwarzenbruck, die er an den erwähnten Hans von Lochaim mit dem Recht verlieh, das „Haus und Geseß“ nach seinem Belieben umzubauen und „nach seiner Notdurft und Lust auch mit Graben und Zwingern (zu) befestigen“. 1447 wurde der gleichnamige Sohn belehnt, der 1473 Dorf und Sitz Schwarzenbruck an die Brüder Dr. Sebald und Hans Müllner aus Nürnberg verkaufte. Diese ließen sich im Jahr darauf das Befestigungsrecht von Kaiser Friedrich III. bestätigen.

1486 veräußerte Dr. Sebald Müllner den Besitz ausgerechnet an die Markgrafen Friedrich und Sigmund von Brandenburg. Diese für Nürnberg höchst unerfreuliche Nachbarschaft führte dazu, dass die Reichsstadt alles versuchte, um Schwarzenbruck an sich zu bringen. Erst 1502 gelang es ihr im Rahmen des Schiedsspruchs von Erfurt, der die Differenzen mit den Markgrafen bereinigen sollte, den Sitz mit Graben, Mauern, Vorhöfen, Gebäuden und Gütern für den horrenden Preis von 16.000 Gulden zu erwerben. Unmittelbar darauf wurde in der Burg ein Pflegamt eingerichtet, das bis 1552 mit einem Pfleger besetzt wurde.

Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde das Schloss im Mai 1552 von den feindlichen Truppen eingenommen und in Brand gesteckt. Der Schaden an den Gebäuden wurde auf 4.000 Gulden geschätzt. Das zerstörte Schloss wurde von der Reichsstadt nicht wiederhergestellt, sondern 1561 als Afterlehen mit den herrschaftlichen Rechten und dem Hammerwerk in Gsteinach für 2.200 Gulden an Sigmund Pfinzing (1513–1572) veräußert. Der Käufer musste dem Rat das Öffnungsrecht im Kriegsfall und ein Vorkaufsrecht für Nürnberger Bürger einräumen.

In den Jahren danach soll Sigmund Pfinzing mit einem Einsatz mehrerer Tausend Gulden das Hauptgebäude wiederaufgebaut haben. Seine Tochter Margarethe brachte den Komplex um 1595 an ihren Ehemann Endres Schmidmayer. Der Schwiegersohn entstammte einem angeblich um 1380 aus Ungarn eingewanderten Geschlecht, das durch Montan- und Textilgeschäfte reich geworden war und 1585 in den Adelsstand aufgenommen wurde. Schmidmayer, der sich fortan nach Schwarzenbruck nannte und im Jahr 1600 verstarb, soll den Sitz weiter ausgebaut haben. Bei dieser Gelegenheit entstanden vielleicht die beiden schmalen Seitenflügel mit den Ecktürmchen.

1631 befand sich der Herrensitz in der Hand des Nürnberger Kaufmanns Hans Eyser, der 1632 den schwedischen König Gustav Adolf auf Schwarzenbruck empfing. Nach seinem Tod heiratete seine junge Witwe Anna Maria geb. Heugel 1639 Johann Jobst Schmidmayer und brachte der Familie den Besitz wieder zurück. Nur in den Jahren nach 1650 und bis zu ihrem Ableben 1664 verfügten, nach Schmidmayers Tod, über ihn der Obristleutnant Vinzenz Essig und ab 1657 als vierter Ehemann Burkard Löffelholz.

Von 1691 bis 1693 fiel vorübergehend fürstlicher Glanz auf den Herrensitz, als Markgraf Christian Heinrich von Brandenburg-Bayreuth mit seiner Familie hier Quartier nahm. Der Markgraf war aufgrund seiner als nicht standesgemäß empfundenen Heirat mit der Gräfin Sophie Christiane von Wolfstein vom Bayreuther Hof verstoßen worden. 1694 verließ er Schwarzenbruck wieder und zog auf Einladung seines Ansbacher Vettern ins markgräfliche Schloss Schönberg  [vgl. Schönberg].

Nach dem Auszug des Fürsten währte die Ära der Schmidmayer von Schwarzenbruck nicht mehr lange: Mit Wolf Jakob starb 1707 der letzte männliche Spross des Geschlechts. Nach längerer gerichtlicher Auseinandersetzung zwischen den Erbberechtigten belehnte die Stadt Nürnberg 1714 Christoph Wilhelm Scheurl als Lehensträger seiner Frau Clara Helena, Witwe des Wolff Jacob Schmidmayer, geb. Tucher, mit dem Schloss Schwarzenbruck und den dazugehörigen Rechten.

Das Schloss blieb nun vier Generationen im Besitz der Familie, bis mit dem Urenkel des Erwerbers Christoph Joachim Wilhelm von Scheurl 1851 die Schwarzenbrucker Linie des Geschlechts erlosch. Seine Witwe überlebte ihn um 25 Jahre und vererbte den Besitz an die Kinder ihrer verstorbenen Schwester Susanne, die den Magistratsrat Georg Christoph Wilhelm Petz von Lichtenhof geheiratet hatte.

Seit 1876 ist das Schloss im Besitz der Petz, die es in ihre Familienstiftung überführten. Es überdauerte unbeschadet den Zweiten Weltkrieg, jedoch führte 1946 ein Bericht in dem amerikanischen Magazin „Stars and Stripes“ über die reiche Ausstattung des Schlosses zu Plünderungen und trotz raschen Eingreifens der amerikanischen Militärbehörden zum Verlust eines Großteils des wertvollen Inventars.

Das Schloss erhebt sich östlich des Ortskerns über dem Steilufer der Schwarzach, die es im Osten und Süden abschirmt. Ein gefütterter Graben, über den eine einjochige massive Brücke führt, sichert es gegenüber dem Vorhof. Das dreigeschossige Hauptgebäude aus Sandstein besitzt an den Ecken vier Zwerchhäuser, die an den Giebelseiten über die gesamte Hausbreite miteinander verbunden sind, so als hätte man nachträglich jeweils zwei der für Nürnberger Herrenhäuser so charakteristischen Ecktürmchen unter ein Satteldach gebracht. Die Hausgiebel stehen dabei nicht über der Außenmauer, sondern etwas zurückgesetzt über der Firstlinie der Zwerchhäuser. Nördlich und südlich begrenzen zwei schmale, einachsige Flügelbauten den Innenhof, die beide westlich in Türmchen mit geschweiften Zeltdächern enden. Im Westen schließt eine Mauer mit einem gedeckten und unterbauten Wehrgang ab, in der auch das innere Tor eingerichtet ist.

1765/83 sollen Wehrgänge und nicht näher genannte Türmchen (vermutlich an der Ummauerung des Vorhofs) abgetragen worden sein; um 1800 folgte ein weiteres, das sich über dem inneren Tor erhoben hatte.

Das Innere des Hauptbaus fällt durch eine Zweiteilung auf. Eine die Nord- von der Südhälfte teilende Scheidwand ist wie eine Umfassung dimensioniert und könnte als frühere Außenwand gedient haben. Beide Hälften sind mit eigenen Treppenaufgängen ausgestattet. In der Südhälfte findet sich eine Hauskapelle und im zweiten Obergeschoss ein Saal mit einer Régence-Stuckdecke aus der Zeit um 1720/30. Bemerkenswert sind auch Räume im ersten Dachgeschoss, die mit unterschiedlichen figürlichen und ornamentalen Fassungen und Sinnsprüchen angeblich aus der Zeit um 1803/05 versehen sind. Es handelt sich dabei um eine private Freimaurerloge, die wohl auf Karl Jakob Wilhelm Scheurl (1756–1822) zurückgeht, der bei der Gründung der Nürnberger Loge „Zu den drei Pfeilen“ 1789 eine maßgebliche Rolle gespielt hat.

Der Vor- oder Ökonomiehof wird von einer barocken Einfriedung aus Sandsteinquadern umgeben, wobei westlich vier eingeschossige barocke Gesindehäuser und im Nordosten das äußere Tor integriert sind. Im Hofraum stehen ein vermutlich als Voithaus im 18. Jahrhundert errichtetes Wohnhaus mit einem Erdgeschoss aus Sandsteinquadern und einem Fachwerk­obergeschoss sowie eine Scheune. Der einstige Garten war im nördlichen Vorhof angelegt.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Kirchen und Ortschaften auf dem Land, Akten Nr. 392, 399-403, Urkunden Nr. 347, 349, 350. Rst. Nbg., Amts- und Standbücher Nr. 60, 61. Rst. Nbg., D-Laden Akten Nr. 1211, 1214.

StadtAN E 20/I Nr. 21-30; E 20/II Nr. 800, 832, 833, 837.

Gelegenhait, Nr. 1095.

Mon. Zoll. III, Nr. 429, 440.

Müllner I, S. 348 f; III, S. 200, 227 f.

Pfalzgr. Reg. II, Nr. 3520, 4775 (hier irrtümlich „von Beham“ statt „von Locham“).

Reg. Boica Bd. 9, S. 7, 208, 287; Bd. 10, S. 2; Bd. 13, S. 61.

Reg. Imp. Bd. 13, Nr. 1855, 2383, 6679, 6848.

Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Toni / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Altdorf und Umgebung. Schwarzachtal (= Adelssitze in Franken 4). Altdorf 2004, S. 87-91.

Deliciae II, S. 102 f.

Hacker, Paul: Eine private Schloss-Loge im Nürnberger Patrizierschloss Schwarzenbruck um 1800. In: Quator Coronati Jahrbuch 1975, S. 141-145.

KDM Landkreis Nürnberg, S. 65-67 mit Grundriss und Westansicht.

Nagel, Friedrich August: Die Herrensitze Lichtenhof und Humelstein (sic!). In: MVGN 38 (1941), S. 160-164 mit Abb. 15-20.

Rühl II, S. 151-163.

Schnelbögl, Fritz: Die Königsurkunde vom 6. Mai 1025. In: 950 Jahre Schwarzenbruck. Ein historischer Ort im Nürnberger Reichswald. Nürnberg 1975, ohne Seitenzählung, mit zwei Stichen um 1647 und einer Aufnahme der Gesindehäuser im Vorhof.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 635, 817 f, 941.

Voit, Pegnitz S. 216, 218.


Abbildung

Nordwestseite des Schlosses. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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