Sankt Johannis II

  • Abgegangenes Herrenhaus, „Pflegerhaus des Heilig-Kreuz-Spitals“ (1945 zerstört)
  • Johannisstraße
  • Stadt Nürnberg


Das frühe 14. Jahrhundert war in Nürnberg eine Zeit der Spitalstiftungen. Neben Siechkobeln für Aussätzige wie St. Jobst oder Spitäler für arme Kranke und Pflegebedürftige (Heilig-Geist-Spital) entstanden zu dieser Zeit auch zwei Hospize, in denen fremde Pilger auf ihren beschwerlichen Reisen Herberge finden sollten. Der Nürnberger Patrizier Bertold Haller gründete vor 1354 das Pilgrimspital zum Heiligen Kreuz, das an der vor dem Neutor beginnenden Fernstraße, der heutigen Johannisstraße, in Richtung Frankfurt angelegt wurde. Die Leitung der Stiftung wurde nach dem Tod des Stifters Spitalpflegern übertragen, die vom Rat, der anfangs die Stiftungsaufsicht wahrnahm, ernannt wurden. Mit der Zeit entwickelte sich das Spital mit der Heilig-Kreuz-Kirche zu einer Hallerschen Privatstiftung, sodass auch die eingesetzten Pfleger nur noch aus dem Kreis der Familie Haller von Hallerstein berufen wurden.

Im Mai 1552, als der Angriff des Markgrafen Albrecht Alcibiades auf Nürnberg unmittelbar bevorstand, ließ der Rat der Reichsstadt auch die Bebauung vor dem Neutor niederbrennen und schleifen. Es sollten alle möglichen Deckungen, die der Feind hätte nutzen können, beseitigt werden. Dieser Maßnahme fiel auch das Pilgerspital Heilig-Kreuz zum Opfer. Der damalige Spitalpfleger Sebald Haller konnte nur das Inventar bergen lassen.

1555/56 wurden die Gebäude des Spitals wiederaufgebaut, wobei nachweislich Stadtwerkmeister Paulus Beheim die Bauleitung übernahm. Im Zuge der Wiederherstellung wurden das ehemalige, unmittelbar an die Kirche angebaute Pfründhaus zu einem Wohnhaus für den „Kreuzpfleger“ umgewidmet und 1564/65 dessen Westgiebel und Dach repariert. 1622 war der Westgiebel des Herrenhauses, eine Konstruktion aus Fachwerk, bereits erheblich baufällig. Unter dem Werkmeister Hans Carl wurden der Giebel und die südliche Umfassung durch eine Werksteinkonstruktion ersetzt und vermutlich bei dieser Gelegenheit das Haus nach Westen verlängert. 1708 wurde eine Aufstockung des bereits 1597 erwähnten nördlichen Anbaus, der bis dahin einen Viehstall barg, genehmigt. Allerdings entdeckte man schon damals arge Bauschäden, deren Beseitigung immer wieder aufgeschoben und erst 1760/61 in Angriff genommen wurde.

Noch während der Bauarbeiten zeigte sich, dass die hölzernen Tragwerke erheblich vermorscht waren, sodass unter großem Aufwand nicht nur das Dachwerk, sondern auch Deckenbalken und die Treppenanlage erneuert werden mussten. Nach dieser Maßnahme hob sich der Baukörper des Herrenhauses durch das neue Mansarddach mit Giebelgauben deutlich von der Spitalkirche ab, wobei aber die einheitliche Firstlinie mit dem Kirchendach beibehalten worden war. Nach dieser Instandsetzung, die einer sehr weitgehenden Erneuerung gleichkam, fanden in den folgenden Jahrzehnten keine bemerkenswerten Veränderungen mehr statt.

Zwei Jahre nach der Eingliederung Nürnbergs ins Königreich Bayern wurde die Heilig-Kreuz-Stiftung zerschlagen und der Familie Haller die uneingeschränkte Stiftungspflege durch einen Ministerialerlass entzogen, allerdings blieb sie im unentgeltlichen Genuss von Herrenhaus und Garten. Mit Mühe konnte sich die Familie auch den Zugang vom Obergeschoss des Herrenhauses auf die herrschaftliche Empore in der Kirche reservieren. Der laufende Bauunterhalt musste weiterhin vom Hause Haller beglichen werden, während die so genannten Hauptbaufälle von nun an die städtische Stiftungsadministration zu tragen hatte. Auf Kosten der Familie wurden 1842 ein Witwensitz im Obergeschoss und 1853 eine Wohnung für den städtischen Rechtsrat Sigmund Haller im ersten Dachgeschoss eingerichtet. 1884 ließ man einen Anbau zur Unterbringung des Archivs herstellen, das aber 1897 in feuersicher ausgebaute Räume im Erdgeschoss verlegt wurde. Die einzig größere Instandsetzung durch die Stadtverwaltung erfolgte 1937, nachdem der Heilig-Kreuz-Pfleger ­Friedrich Freiherr Haller von Hallerstein auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen hatte. Doch bald darauf folgte das unrühmliche Ende des geschichtsträchtigen Hauses: Bei dem grauenhaften Luftangriff am 2. Januar 1945 gingen die Kirche und das Herrenhaus des Heilig-Kreuz-Pflegers durch Bombentreffer zu Grunde. Je eine Inschrift- und Wappentafel, die man 1761 über dem Hauseingang angebracht hatte, wurden vor dem Abbruch der Ruine geborgen und befinden sich heute in der Eingangshalle von Schloss Großgründlach. Das Grundstück wurde dem Evangelischen Siedlungswerk überlassen und mit Wohnungen überbaut.

Quellen


HallerA Archiv Heiligkreuz.

Literatur


Haller, Bertold Frhr. von: Das Pilgerspital zum Heiligen Kreuz. In: Wallfahrten in Nürnberg um 1500 (= Pirckheimer Jahrbuch Bd. 17). Wiesbaden 2002, S. 105-132.

Haller von Hallerstein, Helmut / Eichhorn, Ernst: Das Pilgrimspital zum Heiligen Kreuz vor Nürnberg. Geschichte und Kunstdenkmäler (= Nürnberger Forschungen Bd. 12). Nürnberg 1969.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 431 f (mit Ansicht auf Porzellan nach Entwurf von Friedrich Trost, 1885).


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