Steinach

  • Herrensitz
  • Steinach 6, 7, 10
  • Stadt Fürth


Steinach ging aus einem Einzelhof hervor, der 1326 aus dem Erbe der Reichsministerialen von Gründlach an die Burggrafen von Nürnberg überging. Seit etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz Nürnberger Bürger, wurde der Bauernhof schon früh in drei Anwesen geteilt. Die Behauptung, bereits vor dem Zweiten Markgrafenkrieg habe in Steinach auch ein Herrensitz bestanden, der 1552 zerstört worden sei, dürfte nicht zutreffen. Abgesehen davon, dass ein solcher in den Listen der Kriegsschäden nicht erscheint, spricht auch die Erkundung der Nürnberger Landschaft von 1504 nur von einem Weiler, und in den alten Karten des Nürnberger Gebiets bis einschließlich 1559 ist ebenfalls kein Sitz eingezeichnet.

Vielmehr ist dem Nürnberger Chronisten Johannes Müllner Recht zu geben, der 1623 berichtete, der Steinacher Herrensitz sei erst nach dem Krieg unter den Kötzlern errichtet worden. Bauherr soll um 1556 der Nürnberger Ratskonsulent Dr. Valentin Kötzler (1499–1564) gewesen sein. Damit stimmt überein, dass auf der Großen Wald- und Fraischkarte von 1563 Stei­nach erstmals als Sitz erkennbar ist. 1591 wird der Sohn Thomas Kötzler (1541–1597) als Inhaber genannt.

1611 gehörte der Herrensitz bereits Bartholomäus Pömer (1561–1621), dessen Sohn Wolf Sigmund die Nachfolge antrat, aber schon im Oktober 1632 starb. Nach einer Beschreibung von 1620 bestand der Sitz damals aus dem Herrenhaus, zwei Gärten, dem Voithaus samt einem „neuen Häußla“ und zwei Städeln. Er wurde im 30-jährigen Krieg – vermutlich im September 1632, als alle Orte der Pfarrei Poppenreuth mit Ausnahme von Braunsbach angezündet wurden – ein Opfer der kaiserlichen Soldateska. 1635 lag Steinach öde und verlassen da.

Das war auch noch weitgehend der Fall, als Ende 1658 der Nürnberger Reichsschultheiß Burkhard Löffelholz (1599–1675) das Landgut Steinach nach einem längeren Prozess von den Pömerschen Erben erwarb und im Jahr darauf mit dem Bau des jetzigen Schlosses (Nr. 7) begann, das im Herbst 1661 unter Dach gebracht wurde. Das westlich gelegene Nebengebäude firmierte seitdem als „altes Herrenhaus“ (Nr. 6), vielleicht hatten die Löffelholz hier bis zur Fertigstellung des Neubaus ein provisorisches Quartier bezogen. Ein repräsentativer Kupferstich Lucas Schnitzers von 1662 markiert wohl den vorläufigen Abschluss der Arbeiten.

Nach Burkhards Tod 1675 wurde das Schlossgut von den Söhnen Georg Burkhard (1636–1714) und Georg Christoph Löffelholz (1641–1683) übernommen und fiel nach des letzteren Tod ganz an den älteren Bruder. Dessen gleichnamiger Sohn Georg Burkhard Löffelholz (1664–1737) ließ 1715 das links am Eingang in den Schlosshof stehende Nebenhaus (Nr. 10) umbauen. Dabei wurde giebelseitig ein kleiner Turm zur Unterbringung eines Uhrwerks angebaut. Nach dem Tod des Bruders Georg Christoph Löffelholz (1677–1738), mit dem die Steinacher Linie im Mannestamm erlosch, wurde das inzwischen als Familienstiftung geführte Gut zunächst von seiner Schwester Katharina Eleonora, der Witwe des Kastellans Wolf Jakob Nützel verwaltet.

Nach einer Beschreibung von 1738 war das Schloss „mit einer starken Mauern und Zwinger“ umfangen und bestand aus dem zweigeschossigen „alten Herrenhaus“ – gemeint ist das im Südwesten stehende, L-förmige Nebengebäude – mit angebautem Glockentürmchen; es enthielt eine Wohnung für die Herrschaft und zwei weitere für einen Pächter und den Fischvogt (der sich um die zum Gut gehörigen Weiher kümmern musste), dazu einen Viehstall und die Fischkammer. Von dort gelangte man durch einen „Schnecken“ (Treppenturm mit Spindeltreppe) in das „neue Herrenhaus“. Außerdem gab es noch einen Pferdestall, Backofen und Schöpfbrunnen, einen Zwingergarten sowie außerhalb des Zwingers eine weitere Pächterwohnung, einen Stadel usw. Nach einem Plan um 1750 im Hallerarchiv lag östlich und nördlich am Schloss der in die Mauer einbezogene „große Garten“, dem sich nach Norden der „Spitzgarten“ und westlich davon ein weiterer Garten samt Vogelherd anschlossen. Der Platz vor dem Schloss war demnach der „Zwinger“ und ebenfalls allseits von Mauern begrenzt, jedoch mit offenen Toren im Osten und Westen, weil hier die Straße von Boxdorf nach Stadeln hindurchführte.

Das erst 1715 veränderte Nebengebäude war 1748 schon wieder sehr baufällig, sodass eine Instandsetzung nötig wurde. Bei dieser Gelegenheit sollte auch gleich eine Erweiterung stattfinden, die jedoch vom Waldamt Sebaldi abgelehnt wurde. Daraufhin ruhte die Baueingabe bis 1753. Der neue Administrator der Stiftung, Losungsrat Johann Georg Haller von Hallerstein (1685–1763), der Catharina Nützel, eine Tochter der Kastellanin geheiratet hatte, legte einen modifizierten Plan vor, der den völligen Neubau des Voit- und des Nebenhauses unter einem Dach und in weitaus größeren Dimensionen (jedoch unter Beibehaltung des Uhrenturms) vorsah. Im Oktober 1753 wurde dies schließlich unter der Bedingung bewilligt, dass das Obergeschoss nicht vermietet werden dürfe.

Als Besitzer des Schlosses bzw. als Verwalter der Stiftung erscheinen 1767 Catharina Eleonora Haller (die Witwe des Losungsrates) und später die Erben ihrer Schwestern Sophia Maria, der „Generalin“ [vgl. Grünsberg], und Maria Juliana (1704–1727), die Hans Joachim Haller geheiratet hatte. Deren Tochter Helena Maria (ihr dritter Ehemann Karl Friedrich Behaim starb noch im Jahr der Hochzeit 1776) vererbte den Besitz 1802 ihrer verwitweten Kusine Katharina Eleonora Stromer (1735–1815), der Tochter der „Generalin“. Nach dem Tod ihres Sohnes Christoph Friedrich im Jahr 1828 wurde Steinach an den vormaligen Nürnberger Konsulenten Dr. Karl Johann Friedrich (von) Roth (1780–1852) verkauft, der im selben Jahr Oberkonsistorialpräsident in München wurde und als solcher bis 1848 die Geschicke der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern maßgeblich bestimmt hat. Seine Erben verkauften das Schloss an einen Oberexpeditor Döderlein.

1892 ging der Herrensitz, damals noch weitgehend im Originalzustand erhalten, an die Familie Greiner über. Bald zeigten sich aber die Folgen vernachlässigten Bauunterhalts, denn 1913 stürzte der Südgiebel ein; vermutlich waren hölzerne Konstruktionen unter der Last schwerer Verzierungen aus Sandstein zusammengebrochen. Beim Wiederaufbau durch den neuen Besitzer, den Nürnberger Kaufmann Johann Seifert, gingen diese verloren, ebenso die Portalbekrönung mit dem Löffelholzwappen und die geschweiften Steinwangen der Freitreppe; auch die Anordnung der Fenster und das Innere des Hauses wurden verändert sowie im Saal des Erdgeschosses ein Café eingerichtet. Zehn Jahre später brach angeblich ein Brand aus, der einen Teil der Decke im Saal herabstürzen ließ. Inzwischen hatte 1920 die Familie Kirschner das Anwesen übernommen, der 1928 Hans Back folgte. Nach dessen Konkurs erwarb es 1931 Konrad Schmidt. Er wandelte um 1953 das Café in eine Gaststätte um, die noch bis 1994 in Betrieb war. Diese Nutzung führte zu weiteren Eingriffen in die historische Bausubstanz.

Im Jahre 2001 übernahmen Roland Häring und Marianne Hubert das Schlösschen, die es seitdem mit viel Liebe und erheblichem Aufwand innen instandsetzten; die Fassaden hatten noch die Vorbesitzer 1989 renoviert. Zuletzt wurde auch die Restaurierung des Saales abgeschlossen, der die östliche Hälfte des Erdgeschosses einnimmt. Er weist eine bemerkenswerte Stuckierung wohl noch aus der Bauzeit auf, vor allem als Umrahmung der großen ovalen Fenster, die auch das Äußere des Hauses prägen.

Heute präsentiert sich der zweigeschossige Hauptbau (das Obergeschoss soll teilweise noch aus verputztem Fachwerk bestehen) mit dem westlich angebauten Treppenturm und dem mächtigen Satteldach, dessen Ostseite durch ein Zwerchhaus und zwei stehende Gauben belebt wird, wieder in einem guten Zustand. Das große Einfahrtstor aus rustizierten Quadern zeigt sich gegenüber dem Stich von 1662 nahezu unver­ändert. Dagegen wurde leider zwischen 1958 und 1963 der baufällige Glockenturm am ehemaligen Voithaus abgebrochen. Zu bedauern ist aber vor allem, dass nach der Abtrennung des östlichen Gartens im Jahre 2001 dorthin ein überdimensioniertes kubisches Gebäude (Tonstudio) gesetzt wurde, dessen moderne Bauformen jedes Verständnis für die historische Umgebung vermissen lassen und den Blick auf das Schloss zerstören.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi I Nr. 364.

HallerA Karten und Pläne K 118; Materialsammlung Schloss Steinach.

Restauratorischer Untersuchungsbericht 2000/2001 in Besitz von Roland Häring und Renate Hubert.

Literatur


Denkmäler in Bayern. Bd. V/61: Stadt Fürth. Bearb.: Heinrich Habel. München 1994, S. 472-475.

Großner, Rudolf / Haller, Bertold Frhr. von: „Zu kurzem Bericht umb der Nachkommen willen“. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 40 (1992), S. 25 mit Anm. 91, S. 51.

KDM Fürth, S. 159-161.

Lehner-Burgstall, S. 196-198.

Sprung, Werner: Der Weiler und das Schlösschen Steinach bei Fürth. In: Fürther Heimatblätter. Neue Folge 8 (1958), S. 1-16.


Abbildung

Blick auf die Hofeinfahrt des Herrensitzes, links das 1753 erneuerte Voithaus mit dem Glockentürmchen, Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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