Steinbühl I

  • Mutmaßlicher Herrensitz
  • Bereich Wiesenstraße / Heynestraße 14
  • Stadt Nürnberg


Etwa 200 Meter östlich des erst im Zweiten Weltkrieg untergegangenen Herrensitzes [vgl. Steinbühl II] – auf dem Anwesen mit den alten Hausnummern 9 und 10 – vermutete Friedrich August Nagel einen angeblich schon im 13. Jahrhundert entstandenen Ansitz. Ihm folg­ten ohne nähere Prüfung Hermann Rusam und Helmut Beer. Ausgangspunkt für diese Hypothese waren vermutlich der Name Steinbühl, die geographische Si­tuation – der Bereich zwischen der Gibitzenhof- und der Heynestraße lag gegenüber der Umgebung leicht er­höht – und der Umstand, dass der Sitz in Steinbühl un­mittelbar südlich vor den Mauern der Reichsstadt Reichs­lehen in der Hand der Herren von Breitenstein war. Diese hatten ihren Besitz zum Teil von den Herren von Stein geerbt, zu denen auch der als Reichsbutigler von 1258 bis 1266 nachweisbare Heinrich von Stein zählte.

Nagel wollte in ihm daher den Erbauer sehen. Er behauptete sogar, dass der alte Sitz, im 18. Jahrhundert als „hinteres oder altes Schlösslein“ bezeichnet, auch den Zweiten Markgrafenkrieg überstanden habe und als „ältester Turmhausbau Nürnbergs“ erst 1734 abgebrochen worden sei. Dieses Gebäude habe in einem bis ins 19. Jahrhundert teilweise noch erhaltenen Weiher, die Wied genannt, gestanden. Zwischen 1500 und 1600 sei der Sitz von den Fürern von Haimendorf an Mitglieder einer Bauernfamilie Schopper vererbt worden.

Tatsächlich fehlt bislang jeder Nachweis für Nagels Annahmen. In den zahlreichen, z.T. sehr detaillierten Plänen und Ansichten Steinbühls seit der Mitte des 16. Jahrhunderts erscheint immer nur ein Sitz, und bei ihm kann es sich nur um denjenigen an der Stelle der heutigen Wiesenstraße 19 handeln. In der Erhebung strategisch wichtiger Punkte in der Landschaft um Nürnberg, angelegt vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs 1504, wird für Steinbühl überhaupt nichts derartiges angeführt. Für die vom Ratsschreiber Johannes Müllner in seinen Annalen von 1623 enthaltene Mitteilung, der Sitz in Steinbühl habe 1330 den Pfinzing gehört, fehlt bislang ein urkundlicher Beleg. Womöglich beruht sie aber nur auf der Behauptung Ulman Stromers aus dem späten 14. Jahrhundert, dass einst ein Marquart Pfinzing zu Steinbühl gesessen sei. Auch dies ließ sich bislang nicht verifizieren, zumal Steinbühl vermutlich 1360 erstmals nachweislich erwähnt wird.

Es mag sein, dass der so genannte Schoppershof mit den alten Hausnummern 9/10, der an dem erwähnten Weiher lag und zu Beginn des 19. Jahrhunderts den größten Grundbesitz in Steinbühl besaß, aus einem einstigen Wirtschaftshof des Herrensitzes in der Wiesenstraße 19 hervorgegangen ist. Allenfalls eine gründliche Untersuchung der Breitensteiner Lehen in Steinbühl, die 1608 vom Nürnberger Rat erworben wurden, anhand der erhaltenen Lehnbücher und anderer archivalischer Unterlagen wird diese Frage klären können.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Salbücher Nr. 131; Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 516, 862.

StadtAN E 10/21 Nr. 112.

Gelegenhait, Nr. 753, 1879 f.

Müllner I, S. 337.

Literatur


Beer, Helmut: Südstadtgeschichte (= Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg Nr. 15). Nürnberg 2004, S. 47-49.

Rusam, Dorfkerne, S. 64-69, 80.

Schwemmer, Wilhelm: Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein (= Schriftenreihe der ANL Bd. 13). Nürnberg 1965, S. 59, 70-72.


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