Stettenberg

Abgegangenes burggräfliches Jagdschloss

Gemeinde Kalchreuth

Landkreis Erlangen-Höchstadt

Der unmittelbar westlich von Heroldsberg am Rande des Sebalder Reichswaldes gelegene Weiler Stettenberg ist vermutlich im 13. Jahrhundert durch Rodung entstanden. Ein befestigter Sitz taucht erstmals am 5. Dezember 1358 auf, als Burggraf Albrecht in der Auseinandersetzung mit seinem Neffen Friedrich das „Haus“ und eine „Weyerstatt“ zugesprochen wurde. Albrecht hielt sich hier zumindest gelegentlich auf, wie zwei am 23. April 1359 zu Stettenberg ausgestellte Urkunden bezeugen. 20 Jahre später überließ Burggraf Friedrich V. den „sitz“ mit Wissen des Nürnberger Reichsschultheißen Heinrich Grundherr, der Stettenberg als Leibgeding innehatte, dem Ullein Ramung gegen eine jährliche Abgabe von 6 Sümmer Hafer und 4 Hühnern zu Erbrecht; Ramung und seine Familie hatten den Sitz aber unverzüglich wieder abzutreten, wenn die Burggrafen dort irgendeinen „pürcklichen pau“ beabsichtigten, ihn also wieder selbst nutzen wollten.

Ob das geschah, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde im Städtekrieg das „Wasserhaus, das des Burggrafen Jagdhaus ist gewesen“, von den Nürnbergern im Herbst 1388 ausgebrannt. Drei Jahre später übergab Burggraf Friedrich den „Sitz“ zu Stettenberg, den er mittlerweile an Hermann Schütz versetzt hatte, unter denselben Bedingungen wie 1379 dem Hermann Sackmann. Zusätzlich wurde jedoch vereinbart, dass die Burggrafen ihm bei Rückgabe das Geld ersetzen sollten, das er bis dahin dort verbaut habe, weil der Sitz „verwüst und abgeprannt“ worden sei. 1408 wurde dem Nürnberger Bürger und Großkaufmann Ott Haid das Gut auf Lebenszeit seiner beiden Söhne verpfändet. Im Jahr darauf erhielt er die Erlaubnis, den „alten weyer zu Stettenberg“ wieder herzurichten „und ein jag(d)heuslin darein“ zu bauen; die Baukosten wollte der Burggraf übernehmen.

In der Urkunde über den Verkauf des Sebalder Reichswaldes 1427 war Stettenberg nicht erwähnt worden und gelangte erst 1432 in den Besitz der Reichsstadt Nürnberg, die es dem Sebalder Waldamt unterstellte. Von da an war Stettenberg nur noch ein wenn auch stattlicher Bauernhof mit 120 Morgen Grund, der Sitz wird nicht mehr erwähnt. Womöglich wurde er von der Reichsstadt Nürnberg abgebrochen.

In den Drangsalen des 30-jährigen Krieges verödete der Hof nach dem Tod des Besitzers Georg Hofmann 1632. Zehn Jahre später waren das nur eingeschossige Bauernhaus und die anderen Gebäude (zwei Städel, ein Hofhäuslein, das vermietet war, dazu noch Pferde-, Rinder- und Schweineställe) „mehrentheils schon eingefallen und zu haußen [wohnen] dort ganz und gar nichts mehr“. Nach dem Krieg wurde der Bauernhof wieder errichtet und bestand 1835 aus Wohnhaus, Nebenhaus, Stadel und Stallung. Seit etwa 1900 ist er im Besitz der Familie Siebenhaar.

Die durch eine Fotografie von Friedrich August Nagel aus den 1930-er Jahren genährte Vermutung, es hätten sich in den jetzigen Gebäuden noch Reste des alten burggräflichen Jagdschlosses erhalten, wird durch den Baubefund widerlegt. Bei dem am Westrand des Hofes zu einem kleinen Weiher hin stehenden zweigeschossigen Wohnhaus mit Ökonomietrakt, das nach jahrzehntelanger Vernachlässigung inzwischen teilweise eingestürzt ist, handelt es sich um einen Fachwerkbau des 17./18. Jahrhunderts, dessen West- und Südseite aus glatt behauenen Sandsteinquadern vermutlich in das späte 18. oder 19. Jahrhundert zu datieren ist. Die Standortbestimmung des abgegangenen Jagdschlosses sowie eine eindeutige Klärung der noch vorhandenen historischen Bebauung sind bis heute nicht erfolgt.

Quellen


Mon. Zoll. Bd. 3, Nr. 399, 407, 408; Bd. 6, Nr. 399, 436, 481; Bd. 8, Nr. 538.

Müllner II, S. 264.

Literatur


Dannenbauer, S. 213.

Gemeinde Kalchreuth (Hrsg.): 700 Jahre Kalchreuth 1298–1998. Ein fränkisches Dorf im Wandel der Zeiten. Konzeption: Bertold Frhr. von Haller. Rödental 1998, S. 57 f, 142.

Held, Wilhelm: Chronik der Gemeinde Kalchreuth. Mskr. 1953/56 (Kopie im HallerA), S. 375-383.


Abbildung

Der Bauernhof an der Stelle des untergegangenen burggräflichen Schlosses Stettenberg. Fotografie: F. A. Nagel 1938 (StadtMN)

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