Strengenberg

  • Herrenhaus
  • Strengenberg 35
  • Gemeinde Rückersdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Das mit einem Herrenhaus bebaute Gut Strengenberg ging aus einem Bauernhof hervor, der dem Nürnberger Katharinenkloster grundbar war und als Erbzinslehen vergeben wurde. Für 1484 wird als erster Grundholde ein Hans Schleiffer überliefert, 1516 Hans Bischof. Dieser verkaufte 1531 an Hans Vischer, einen Nürnberger Bürger, der das Anwesen vermutlich von einem Pächter bewirtschaften ließ. Schnelbögl hielt die Familie eines 1514 genannten klösterlichen Grundholden Eberlein Streng, der am Schmalzberg größere Flurstücke besaß, für den möglichen Namensgeber der Hofstelle; tatsächlich ist dieser schon 1497 in Rückersdorf nachweisbar. Von einem Sitz ist zu dieser Zeit noch nicht die Rede, auch im Bericht über die große Landeserkundung, 1504 vor Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs erstellt, wird das Anwesen nicht erwähnt. Zudem wurde das Anwesen noch auf der so genannten Waldkarte von 1519 mit dem Namen „Schmaltzhof“ eingetragen.

1548 war der Laufer Bürger Hans Wasserbeck im Lehnsbesitz, vor 1572 folgte der italienische Kaufmann Johann Baptista de Francisci, der auch den Kotzenhof besaß [vgl. Kotzenhof]. Dessen Witwe Katharina reichte das Lehen vor 1584 an Elias Ebner weiter. Auch bei den folgenden Belehnungen dürften Nürnberger Bürger zum Zuge gekommen sein: 1590 Georg Beck, 1593 Fritz Arnold, 1608 Michael Arnold und 1615 Georg Barth.

1616 erwarb der Nürnberger Kaufmann Hieronymus Hofmann den Hof. Er hatte sich um 1612 mit Maria, Witwe des 1604 verstorbenen Pius Petz, vermählt und bereits den Herrensitz Lichtenhof erheiratet [vgl. Lichtenhof]. Mit der in Strengenberg vorgefundenen Wohnung war er wegen angeblicher Bauschäden nicht zufrieden. Sie bestand damals aus einem so genannten „wonheußlein“, lediglich etwa 8 auf 9 Meter groß. Hier hielten sich die Lehnsinhaber wohl nur bei gelegentlichen Besuchen auf, während der die Ökonomie führende „Voit“ im Nebenhaus wohnte. Der zum Hofmannschen Baugesuch vorgelegte Eingabeplan enthält einen Aufriss des Wohnhauses, das ein Fachwerkobergeschoss auf einer massiven Umfassung besaß und mit zwei Sonnenuhren in der südlichen Giebel- und westlichen Traufseite geschmückt war.

Es ist nicht mehr nachvollziehbar, ob das Hofmannsche Bauvorhaben 1616 überhaupt ausgeführt worden ist. Möglicherweise wurde der Umbau noch einmal modifiziert, spätestens als vor 1622 Peter van Lierd, Inhaber einer Handelsgesellschaft, als Besitzer nachfolgte. Die vom Plan abweichende Ausführung wurde spätestens deutlich, als der Grundherr, das reichsstädtische Katharinenamt als Rechtsnachfolger des inzwischen aufgehobenen Klosters, 1629 den bekannten Zeichner und Kartographen Hans Bien nach Strengenberg schickte, um das Gut zu vermessen. Sein auf trigonometrischer Aufnahme beruhendes Kartenblatt stellt das neue Herrenhaus aus der Vogelschau dar. Es zeigt ein zweigeschossiges repräsentatives Herrenhaus mit den vier typischen Nürnberger Ecktürmchen. Dieses steht in der nordöstlichen Ecke des Hofraums, der westlich noch mit einem größeren Neben- oder Voithaus und südlich mit den Wirtschaftsgebäuden bebaut ist. Vor dem Herrenhaus sind noch ein Ziehbrunnen und ein Taubenhaus erkennbar. Südlich des Hofes erstreckt sich ein großer Baumgarten, der ebenso wie zwei der Weiher und die Bebauung von einem Zaun eingefriedet sind.

Nur kurze Zeit nach dieser Vermessung erwarben die Nürnberger Kaufleute Walter Steffens und Gamaliel Vallier 1635 die van Lierdschen Besitzungen, wobei Strengenberg an Letzteren überging. Diese Transaktion blieb umstritten, Prozesse folgten, schließlich Zwangsvollstreckungen und 1648 ein Verkauf an die Familie Felber, die das Gut auch nicht halten konnte.

Zuvor war es noch von feindlichen Truppen heimgesucht worden. Die gelegentlich behauptete Zerstörung ist jedoch in Frage zu stellen; vermutlich wurde das Herrenhaus (nur) Opfer von Vandalismus. Tatsächlich gab ein späterer Besitzer 1670 an, es hätten „Soldaten darinnen gehauset“ und der Sitz sei „ruiniret gewesen“; vor allem „der zerstümelte und zerflichte obere gaden“ (Obergeschoss) und das schadhafte Dach dürften Folgen des Kriegsereignisses gewesen sein, die erst 1670 beseitigt wurden. Zuvor hatte Johann Gottfried Adler um 1653 die Liegenschaft wiederbelebt und ein Tagelöhnerhäuschen in Stand gesetzt. Friedrich Waldstromer (1634–1684), der ihn um 1663 ablöste, ließ unerlaubt weitere Arbeiterwohnungen einbauen. Die gegen Waldstromer verhängte Geldstrafe übernahm dann dessen Nachfolger (ab 1670) Wolf Michael Haunoldt, der im Gegenzug die noch fehlenden Feuerrechte zugesprochen bekam.

Lange blieb auch er nicht Lehnsmann des Katharinenamtes; bereits 1683 war Wolf Rech, 1695 Imanuel Schopp und 1696 der Obristleutnant Größer nachgefolgt. Diesem wurde noch 1696 der Neubau des Pächterhauses genehmigt. Der 1710 belehnte Daniel Heinrich Peyer baute 1720 eine neue Stallung, sein 1732 erstmals genannter Nachfolger Georg Strassenreuther beantragte 1734 einen neuen großen Fachwerkstadel. 1735 war er bereits verstorben, und der Bau wurde unter seiner Witwe Helena Sabina ausgeführt. Ihr folgten um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Herr (Daniel Heinrich?) von Peyer und 1765 der Rückersdorfer Pfarrer Wolf Jakob Freymüller, der im Jahr zuvor Maria Christiana von Peyer geheiratet hatte.

Das heutige Erscheinungsbild des Herrenhauses wurde geprägt, als Dr. Philipp Ludwig Wittwer (1752–1792) und seine Ehefrau Anna Magdalena den Hof 1778 kauften. Der Arzt und kurzzeitige Inhaber eines Lehrstuhls der Altdorfer Universität war der bedeutendste Besitzer des Gutes. Er zählte zu den führenden Vertretern der Spätaufklärung in Nürnberg, engagierte sich u.a. in Freimaurerlogen und war auch Mitglied des Illuminatenordens.

Bereits unmittelbar nach dem Erwerb beantragte er im April 1778 den Umbau, wobei der Eingabeplan erkennen lässt, dass das Gebäude wohl schon infolge der Schäden im 30-jährigen Krieg die von Bien dokumentierten Aufbauten verloren hatte. Das nach 1616 auf etwa 11 Meter verlängerte Gebäude erhielt nun ein Mansarddach mit Halbwalm. Die Halbgiebel aus Sandsteinquadern sollten mit Voluten geschmückt werden. Mit dem neuen Dachwerk kam ein mit einer Stube ausgebautes erstes Dachgeschoss. Größere Folgen hatte die Verlegung der Treppe von der nordöstlichen in die nordwestliche Ecke. Dies führte im Obergeschoss zu einem neuen Raumgefüge mit einer größeren Stube und neuen Küche.

Das Gut geriet nach dem Tod des Arztes an einen Amtmann Neuper, der es schließlich in mehrere Liegenschaften zertrümmerte und an verschiedene Interessenten verkaufte. 1796 erwarb Johann Georg Meier das Herrenhaus. Ihm folgte Johann Pemsel, der 1822 an den Köbler (Kleinbauern) Johann Schmidt veräußerte. Dann erwarben 1853 Georg Ringler, 1857 Johann Leha und um 1870 noch weitere Eigentümer in rascher Folge, bis die Liegenschaft 1890 an August Amman gelangte. In diesen unruhigen Jahren wurde das Erdgeschoss durch Wandeinbauten weiter unterteilt. Auch der Hauseingang soll damals verlegt und der Anbau an der Nordseite errichtet worden sein.

1922 kaufte Philipp Mend das ehemalige Herrenhaus, das er 1933 seiner Witwe Alwine und dem Sohn Wilhelm vererbte. In den 1960-er Jahren waren im Obergeschoss noch zwei mit Rocaillen und floralen Motiven gestaltete Stuckdecken erhalten. Der Kunstdenkmälerband von 1966 verzeichnet für das erste, schon damals modernisierte Dachgeschoss noch eine zweiflügelige Rokoko-Türe.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Karten und Pläne Nr. 433. Rst. Nbg., Waldamt Sebaldi Nr. 355.

Fleischmann, Peter: Das Reichssteuerregister von 1497 der Reichsstadt Nürnberg (und der Reichspflege Weißenburg) (= Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte Bd. 4). Nürnberg 1993, S. 121 Nr. 3934.

Müllner III, S. 329.

Literatur


Alberti, Volker / Baumann, Lorenz / Holz, Horst: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (= Fränkische Adelssitze Bd. 2). Simmelsdorf-Hüttenbach 1999, S. 28-33.

Fleischmann, Peter: Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591–1632) (= Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns Nr. 30). München 1991, S. 145-147, mit einer einfarbigen Reproduktion des Kartenblattes.

KDM Lauf, S. 494-498.

Kleinöder, Evi / Rosenbauer, Wilhelm: Rückersdorf – ein Ort im Wandel. Lauf 1984, S. 80-82, 188-190, 193 f.

Ruthrof, Renaissance, S. 45 f.

Schnelbögl, Fritz: Bausteine zur Heimatkunde. In: MANL 8 (1959), Heft 1, S. 28.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 1195.

Waldau, Georg Ernst: Diptycha continuata ecclesiarum in oppidis et pagis Norimbergensibus. Nürnberg 1780, S. 181.

Wittmann, Leonhard: Landkarten in Franken aus der Zeit von 1490 bis 1700. Mappe 2, Nürnberg-Lauf 1940/41, Bl. 12.


Abbildung

Strengenberg auf einer Karte des Hans Bien von 1629 (StAN)

Lageplan

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