Tennenlohe I

  • Abgegangene Burg
  • Südwestlich von Schlossgasse 7
  • Stadt Erlangen


Vermutlich 1395 (die allein erhaltene Abschrift der Urkunde ist irrtümlich auf 1345 datiert) ließ sich Ulrich III. Haller einen Teil seiner zahlreichen Besitzungen vom Landgericht Nürnberg bestätigen, darunter „das Burckstall und Gütlein zu Tennenlohe“. 1398 erhielt er von den Burggrafen u.a. „das wal und drey gut zu dem Tenneloe“ zu Lehen. „Wal“ meint wie „Burgstall“ die Stelle eines abgegangenen Sitzes. Er muss zu den Gütern in Tennenlohe gehört haben, die Ulrich Haller 1383 von den Erben des verstorbenen Hilpolt von Mayental erworben hatte und die einst Hermann und Dietrich Schütz besessen hatten; sie waren teils Lehen der Burggrafen, teils der Hohenlohe-Brauneck. Als burg- bzw. markgräfliches Lehen blieb dieser Komplex bis 1463 im Besitz der Haller und wurde dann an die Löffelholz verkauft. Ein Burgstall wird dabei aber nicht mehr erwähnt.

Dieser ehemalige Ansitz wird unmittelbar südwestlich des Schlosses [vgl. Tennenlohe II] auf einem erhöhten Terrain vermutet, das früher als Acker genutzt und mittlerweile als hochmittelalterlicher Turmhügel in der Denkmalliste eingetragen wurde. Es ist im Westen und Süden zum Hutgraben hin noch regelmäßig kreisförmig und wallartig erhöht, jedoch im Norden und Nordosten durch Überbauungen und landwirtschaftliche Nutzungen vermutlich schon seit Jahrhunderten verloren. Dieses Gelände gehörte zum Wirtschaftshof des Herrensitzes (Schlossgasse 6), der aber freieigen war und offenbar nichts mit dem erwähnten markgräflichen Lehenkomplex zu tun hat, sodass die Lokalisierung noch nicht gesichert erscheint. Auch die Frage, ob der Sitz einst zu den burggräflichen oder aber zu den Brauneckschen Lehen zählte und damit aus dem Erbe der Reichsministerialen von Gründlach stammte, die in Tennenlohe zahlreiche Besitzungen hatten, lässt sich derzeit nicht beantworten.

Als Inhaber des Burgstalls gilt bislang Conradus de Tenninloch, der 1265 in der Urkunde Burggraf Konrads II. über dessen große Güterschenkung an das Kloster Engelthal [vgl. Peuerling] nach den Reichsministerialen (u.a. Kammerstein, Thann, Berg-Hertingsberg und Immeldorf) und vor den Nürnberger Bürgern unter den Ministerialen als Zeuge erscheint. Vermutlich war er von der Verfügung selbst betroffen, denn der Burggraf übergab dem Kloster auch die Vogtei über ein Gut in Gersdorf sowie den Neubruchzehnt von Stockach (später in Gersdorf aufgegangen). 1328 verkaufte nämlich Ulrich, des alten Tennenlohers Sohn, eine Gült aus seinem Erbe zu Stockach und zehn Jahre später Heinrich Prew von Gersdorf, ebenfalls des alten Tennenlohers Sohn, ein Gut sowie Heinrich der Jüngere Tennenloher sein Haus und Hofstatt zu Gersdorf an das Kloster Engelthal. Das lässt vermuten, dass „Conradus de Tenninloch“ bereits 1265 zu Gersdorf saß. Der 1304 im Handlungsbuch der Holzschuher genannte „Schuzzo de Tennenloch“ hat dagegen sicher nichts mit den Ministerialen und dem Burgstall zu tun, sondern wohnte nur in Tennenlohe.

Quellen


HallerA Besitz, Urkunden Kalchreuth; markgräfliches Lehen Tennenlohe.

Chroust, Anton / Proesler, Hans (Hg.): Das Handlungsbuch der Holzschuher in Nürnberg von 1304–1307 (= VGFG X/1). Erlangen 1934, Nr. 657.

Müllner I, S. 318 f.

NUB Nr. 408.

Literatur


Bischoff, Johannes: Die Zeidelhuben und Bienenpflege im Sebalder Reichswald. In: JffL 16 (1956), S. 102-104.

Ders.: Evang.-Luth. Pfarrkirche und Pfarrei St. Maria Erlangen-Tennenlohe. Erlangen 1978, S. 6.

KDM Erlangen, S. 142 f.

Kunstmann, Hellmut: Mensch und Burg. Würzburg 1967, S. 34.

Stadtlexikon Erlangen, S. 695-697.

Vahl, Rittersiegel Bd. 1, S. 392.

Voit, Gustav: Engelthal. Geschichte eines Dominikanerinnenklosters im Nürnberger Raum (= Schriftenreihe der ANL Bd. 26). Nürnberg 1978, S. 122, 130, 147 f.


Abbildung

Blick auf den Turmhügel von Südwesten, Zustand 2006 (RG)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.