Velden

  • Ehemaliges Pflegschloss
  • Schlosshof 4
  • Stadt Velden
  • Landkreis Nürnberger Land


Nach der siegreichen Teilnahme der Reichsstadt Nürnberg am Landshuter Erbfolgekrieg wurde ihr 1505 eine Reihe von ehemals bayerischen und pfälzischen Ämtern zugesprochen. Diese Erwerbungen bildeten die Grundlage des großen reichsstädtischen Territoriums, das bis zur Eingliederung in das Königreich Bayern 1806 bestand. Auch das pfälzische Amt Velden wurde 1505 reichsstädtisch und mit einem Nürnberger Pfleger besetzt. Er nahm zunächst seinen Amtssitz im 1481 erbauten pfälzischen Pflegschloss ein. Die schlampige Bauweise und vor allem eine mangelhafte Gründung hatten bereits im frühen 16. Jahrhundert für Bauschäden gesorgt. Dies ließ das Nürnberger Landpflegamt als vorgesetzte Behörde gegen Ende der 1530-er Jahre über einen Neubau an derselben Stelle nachdenken, den schließlich die städtischen Werkmeister Jörg Weber und Simon Rößner planen sollten [vgl. Lichtenau, Utzmannsbach].

Der Neubau des Veldener Schlosses begann unter der Leitung Jörg Webers am 10. April 1541 mit der Herstellung der Fundamente. Aufgrund des wenig tragfähigen Untergrunds in der Flussniederung musste zunächst eine Pfahlrostgründung erstellt werden. Der Neubau erhielt dann Umfassungen aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderungen. Das Erdgeschoss, wo auch Pferdeställe und Lagerräume geplant waren, wurde teilweise mit Kreuzgewölben überspannt. Das erste Obergeschoss wurde für die Dienstwohnung des Pflegers ausgebaut; das zweite war dagegen repräsentativen Anlässen vorbehalten und enthielt die so genannte „Herrenstube”, den Saal des Hauses. Die übrigen Wohnräume im zweiten Obergeschoss dienten vor allem zur Unterbringung hochrangiger Gäste wie der Landpfleger, die aus Nürnberg zu gelegentlichen Visitationen kamen. Die Bauarbeiten wurden 1543 weitgehend abgeschlossen. Während der Nürnberger Stadtschreiner Konrad Lang die Ausstattung des Ge­-bäudes mit Fenstern, Türen und Täfelungen 1542/43 übernahm, lieferte der Kunstdrechsler Balthasar Friedel 1545 ein repräsentatives Täfelwerk für die Herrenstube im zweiten Obergeschoss. Die Glaserwerkstatt des Veit Hirsfogl d. J. erledigte die Verglasung der Fenster, wobei die Fenstergläser der Herrenstube mit Wappenmalereien versehen wurden. Die kunstvolle Vertäfelung aus der Werkstatt Friedels wurde (vermutlich im 19. oder frühen 20. Jahrhundert) verkauft, sodass sich Einzelteile des Kunstwerks 1927 im Kunsthandel bzw. in einem Zimmer des Kurhauses in Rupprechtstegen befanden. Letztere wurden 1934 vom Staat zurückerworben und in die damals gerade renovierte Nürnberger Kaiserburg transferiert, sollen jedoch dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sein.

Das nürnbergische Pflegamt blieb bis zur Mediatisierung der Reichsstadt 1806 im Schloss einquartiert. Nach der Zerstörung des Pflegschlosses Hauseck im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 war auch das dortige kleine Amt von hier aus verwaltet worden [vgl. Hauseck]. Größere bauliche Veränderungen fanden nach der Erbauung nicht mehr statt. Hinweise finden sich nur auf eine 1611 angebaute und wohl 1750 wieder beseitigte Spindeltreppe an der Nordseite, und auf das Jahr 1650, als das Landpflegamt die Wände der Herrenstube durch den Rothenburger Maler Peter Müller mit den Wappen der Landpfleger und der bisherigen Veldener Pfleger bemalen ließ. In der Pflegerwohnung wurde 1726 eine Stubendecke stuckiert, und 1750 wurde der innere Treppenaufgang zum Teil erneuert.

Nach der Übernahme der reichsstädtischen Gebäude durch das Königreich Bayern zeichnete sich bald nach einer Bestandsaufnahme die Privatisierung des Schlosses ab. Ab 1811 wurde der Gebäudekomplex versteigert. Als der Erwerber des eigentlichen Pflegschlosses 1829 Konkurs machte, wurde es im Jahr darauf an drei Interessenten veräußert. Da ihnen jeweils Räume in allen Geschossen zugeteilt wurden, mussten zum Teil neue Trennwände eingezogen werden. Die Aufteilung in Eigentumsanteile hält bis heute an. Der Baubestand des 16. Jahrhunderts hat sich jedoch noch sehr weitgehend erhalten. Bei einer Restaurierung der Fassaden um 1990 zeigte sich, dass auch die bauzeitliche Putzhaut, 1543 in hervorragender Qualität von Hersbrucker Tünchern angebracht, bis heute erhalten ist. Es handelt sich um einen einlagigen, verdichteten Kellenputz, der hell gefasst wurde. Zur Gliederung der Fassaden wurde eine rottonige Scheinquaderung an den Gebäudeecken und um die Fassadenöffnungen gemalt.

Literatur


Giersch, Claus / Giersch, Robert: Denkmalpflegerische Voruntersuchungen an den Fassaden des ehem. Pflegschosses Velden a. d. Pegnitz 1989/90. Unveröff. im BLfD.

KDM Hersbruck, S. 286-288, mit Grundriss des Erdgeschosses.

Schnurrer, Ludwig: Georg Weber von Dinkelsbühl (1495–1567). Leben und Tätigkeit eines Nürnberger Werkmeisters. In: MVGN 66 (1979), S. 140, 153, 169 f.

Schwemmer, Wilhelm: Velden. Aus der Geschichte einer alten Stadt (= Schriftenreihe der ANL Bd. 24). Nürnberg 1976, S. 103-109.

Seyfert, Werner: Velden a. d. Pegnitz. Nürnberg 1927, S. 17-56, 70-72, Abb. 2-15.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 1130, mit Kupferstich von C. M. Roth 1759


Abbildung

Ansicht des Schlosshofes mit Blick auf die nördliche Traufseite, Fotografie: F. A. Nagel 1924 (StadtMN)

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