Weiherhaus bei Pillenreuth

  • Herrensitz
  • An den Weihern 3
  • Stadt Nürnberg


Im Jahre 1354 erwarb die Stadt Nürnberg von den Fischbecken [vgl. Fischbach] die großen Weiheranlagen im Reichswald südlich der Stadt, welche zur Versorgung Nürnbergs mit Fischen beitrugen. Sie ernannte einen Amtmann, der für die Weiher verantwortlich war. Da der alte, 1339 erwähnte Sitz der Fischbecken vermutlich dem neugegründeten Kloster Pillenreuth übergeben worden war [vgl. Pillenreuth I], legte die Stadt zur Verwaltung, Schutz und Nutzung der Weiher ein Weiherhaus an, dem wir erstmals 1381 in der Lagebezeichnung „weir vnt(er) dem hawse“ begegnen.

Dieser Amtssitz lag inmitten des Weihergebietes an der Straße nach Katzwang und Schwabach, wo der Weg nach Herpersdorf abzweigte. Die Lage war offenbar so reizvoll, dass selbst König Wenzel den Ort (vermutlich zum Fischfang) aufsuchte; 1388 wurden dem Amtmann Andreas Pfinzing 55 Gulden übergeben, nachdem sich „der kunig“ drei Nächte bei den Weihern aufgehalten und einen „Schaden“ in dieser Höhe verursacht hatte.

In diesem Jahr war aber auch der Städtekrieg ausgebrochen, sodass Sicherungsmaßnahmen erforderlich wurden: Der Amtmann erhielt 114 Pfund Heller für den Bau eines Zaunes (als Annäherungshindernis) um das Weiherhaus und den dazugehörigen Hofraum. Zusätzlich wurden die Nürnberger Untertanen auf dem Land aufgeboten, die nicht flüchten, sondern sich im Wald verschanzen sollten. Für einen der „Hauffen“ wurde das Gebiet zwischen dem Weiherhaus und Maiach bestimmt, wo sie sich gerade am sichersten fühlten. 1391 verbuchten die Nürnberger Stadtrechnungen weitere 204 Pfund Heller für „das hawse, stadel und zawne bey den weyern mit alln sachen“. Im Ersten Markgrafenkrieg scheint Weiherhaus keine größeren Schäden erlitten zu haben, obwohl ganz in der Nähe im Frühjahr 1450 die „Schlacht bei den Pillenreuther Weihern“ stattfand.

Die hohen Ausgaben für den Unterhalt der bis dahin selbst bewirtschafteten Weiheranlagen veranlassten den Rat, sie mit dem Sitz ab 1476 zu verpachten. 1504 wurde dieser noch als „der stat weyerhaus“ bezeichnet. Nachdem 1514 ein Pächter vom Vertrag vorzeitig zurücktrat und die Weiher sich in einem desolaten Zustand befanden, verständigte sich der Rat 1518 auf ihren Verkauf an den Landbaumeister Hans Beheim den Jüngeren. Dieser erwarb die sechs alten, reichslehnbaren Weiher, den „Hof zum Weyerhaus“ und die erst später angelegten stadteigenen Weiher. Beheim verpflichtete sich, Weiher und Gebäude in einem guten Zustand zu erhalten und nur an Nürnberger Bürger weiter zu veräußern.

Nach seinem Tod im Jahre 1535 fielen die Besitzungen an die Söhne Christoph und Hans. Sie mussten erleben, wie das Weiherhaus im Zweiten Markgrafenkrieg am 15. Mai 1552 „verprennt und verwüst“ wurde. Der vermutlich bald wiederhergestellte, zeitweise geteilte Besitz gelangte schließlich an Christoph Beheims Witwe Margarethe, die auch ihren zweiten Mann Georg Petzolt überlebte, und ihre fünf Kinder. Ihr Schwiegersohn Jakob Büttner sowie Johann Georg Gwandschneider, der 1593 ihre Enkelin Sabine Körner geheiratet hatte, erwarben 1595 zu ihren Erbteilen von je einem Zehntel noch alle übrigen Anteile der Margarethe Petzolt und deren Kinder Maria Funk und Christoph Beheim hinzu. Die Familie Gwandschneider war im Leinwandhandel groß geworden und betrieb zeitweise eine Gesellschaft mit einem Kapital von nahezu 300.000 Gulden. Ihr Reichtum und ihre Verdienste ließen sie 1595 in den erblichen Adelsstand aufsteigen. Johann Georg investierte große Summen in Grundbesitz und in repräsentative Bauten. 1604 begann er mit einer Instandsetzung der Ökonomiebauten, die sich bis 1607 hinzog. Neben Weiherhaus erwarb er 1604 auch den Wirtschaftshof des ehemaligen Klosters Pillenreuth [vgl. Pillenreuth I, II], den er mit Weiherhaus zu einem großen Komplex verbinden wollte.

Kurz vor dem Tod des Johann Georg Gwandschneider 1609 brach die Handelsgesellschaft zusammen. Die Verwaltung der Güter fiel an Jakob Büttner. Zu den wichtigsten Gläubigern zählte Georg Pfinzing von Henfenfeld, der mit Maria, einer Tochter des Hieronymus Gwandschneider, verheiratet war [vgl. Mögeldorf II]. Aus der Konkursmasse konnte er zunächst die Hälfte des Gutes Weiherhaus erwerben und bis 1625 den Gesamtbesitz in seiner Hand vereinen.

1620 beantragte er die Verlegung eines so genannten Feuerrechts, das zur Einrichtung einer Herdstätte nötig war, aus dem als Bauernhaus bezeichneten Personalwohnhaus in die Pferdestallung, wo eine kleine Wohnung für einen Tagelöhner eingerichtet werden sollte. Bei dieser Gelegenheit ist zu erfahren, dass neben dem Herren- und dem Bauernhaus ein massives, etwa 14 Meter langes Stallgebäude linkerhand der Einfahrt, eine hölzerne Schupfe, ein Backhaus mit einer damals neueingerichteten Fischerwohnung und weitere nicht näher genannte Nebengebäude bestanden. Das später an anderer Stelle genannte Voithaus wird in dieser Quelle noch nicht aufgeführt.

Bald darauf verkaufte Georg Pfinzing das kurz zuvor nur auf 12.000 Gulden veranschlagte Anwesen mit dem Herrenhaus für 24.520 Gulden an die Kinder seines 1619 verstorbenen Bruders Martin, nämlich Sigmund, Jacob und Katharina Pfinzing sowie an Magdalena Praun geb. Gammersfelder (sie übernahm den Hauptteil des Besitzes), die ihm alle große Summen vorgestreckt hatten. Der Kaufpreis wurde daher komplett mit Georg Pfinzings Schulden verrechnet, was dessen Bankrott jedoch nicht mehr verhindern konnte.

Im 30-jährigen Krieg war Weiherhaus noch bis 1630 unversehrt geblieben, weil es außerhalb der Dörfer lag und daher von Einquartierungen verschont wurde. Doch schon zwei Jahre später ließ Wallenstein „umb Nürnberg herum viele Dörfer anzünden“ und dabei wurde angeblich auch „Weyerhaus ... fast ganz in die Aschen gelegt“.  In den von Mummenhoff erstellten umfangreichen Akten- und Rechnungsauszügen wird diese völlige Ruinierung nicht sichtbar. Vielmehr scheint der Weiherbetrieb den ganzen weiteren Krieg über und danach weitergelaufen zu sein. 1650 war das Herrenhaus soweit erhalten, dass ein Maler zwei neue Sonnenuhren anbringen konnte.

Der Besitz war in diesen Jahren unter vielen Händen aufgeteilt; erst in den Jahren 1682 bis 1696 gelang es Esaias Pfinzing (1635–1714), dem Sohn des Sigmund Pfinzing, und seiner Frau Maria Sabina, die sehr heruntergekommenen Güter wieder zusammenzufassen. Im Frühsommer lag sein Antrag zur „vorhabenden neuen Erbauung“ des Herrenhauses vor, das ausdrücklich um etwa 3 Meter länger als der Vorgänger werden sollte. Am 15. August 1696 genehmigte das Waldamt das Vorhaben nach dem vorgelegten Eingabeplan, der sich als Erdgeschossgrundriss bis heute erhalten hat. Er zeigt den Bau in seinen bis heute erhaltenen langrechteckigen Dimensionen und mit sieben Achsen an der Nordseite, sechs an der Südseite und jeweils drei Achsen an den Schmalseiten. Das Erdgeschoss war offenbar für Personalwohnungen bestimmt, eine davon für den Fischer, die durch einen Haustennen in der Mittelachse geteilt wurden. Die Fassaden des zweigeschossigen Walmdachbaus wurden verputzt und mit Rustikalisenen an den Ecken und Längsseiten geschmückt.

Im März 1706 ließ Esaias Pfinzing das mittlerweile baufällige Voithaus in Stand setzen, wobei ein „Riebgebäu“, nach Nürnberger Sprachgebrauch ein großer Giebelerker oder ein Zwerchhaus, aufgesetzt werden sollte. Ihm wurden insgesamt 100 Stämme Bauholz bewilligt.

Sein Schwiegersohn Karl Benedikt Geuder (1670–1744), seit 1714 sein Nachfolger auf Weiherhaus, hatte hohe städtische Ämter inne und stieg schließlich zum Vordersten Losunger und Reichsschultheißen auf. Unter ihm erfolgte 1728 der Umbau des massiven Kellerhauses zu einem Sommerhaus mit einem Obergeschoss aus Fachwerk. In der Literatur genannte Umbauten im Herrenhaus im frühen 18. Jahrhundert werden von der Überlieferung des Waldamtes nicht bezeugt.

Auf Karl Benedikt folgte sein Sohn Johann Adam Rudolph Carl Geuder (1718–1789). Er erreichte immerhin das Amt des Zweiten Losungers, erwarb aber auch als Ritterrat die Mitgliedschaft im Kanton Gebürg der Reichsritterschaft. Die Geuder verkauften 1795 den Gutskomplex um 19.200 Gulden an Karl Wilhelm von Welser, Nürnberger Stadtbaumeister. Damals umfasste er neben dem massiven Schlossgebäude auch ein Gartenhaus, Stallungen, einen Stadel und je ein Voit-, Tagelöhner- und Fischerhaus.

Die Weiher waren zu diesem Zeitpunkt bereits großenteils trockengelegt und in Wiesen oder Wälder umgewandelt. Karl Wilhelm von Welser starb 1812 in schwierigen finanziellen Verhältnissen, sodass seine Frau schon kurz nach seinem Tod gezwungen war, Weiherhaus um 19.970 Gulden an die Gebrüder Carl und Paul Christoph von Oelhafen zu veräußern. Diese zerschlugen das Gut, verkauften die Gebäude einzeln an Bürgerliche und behielten nur das Herrenhaus in ihrer Hand. 1814 erwarb Carl den Anteil seines Bruders, überließ ihm aber die meisten zugehörigen Ländereien, darunter die beiden Königsweiher. Paul Christoph von Oelhafen ließ sie trocken legen und gründete zur Bewirtschaftung der Flächen ein neues Gut [vgl. Königshof].

Nach Carl von Oelhafens Tod 1828 konnte die Witwe den Besitz nicht mehr halten. Im Januar 1830 gelangte das Gut aus der Konkursmasse an Fräulein Sophie Maria Christina von Scheurl, die den Besitz 1854 (kurz nachdem sie Vorra geerbt hatte) an bürgerliche Familien verkaufte [vgl. Vorra I]. Nach mehreren Besitzerwechseln folgte 1875 Lothar von Faber [vgl. Schwarzenbruck II], dessen Familie bis 1952 Eigentümer blieb. Das zuletzt 1986 von der Familie Matzdorf renovierte Herrenhaus birgt noch Spund- und einige Stuckdecken des 18. Jahrhunderts.

Quellen


StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 485.

Gelegenhait, Nr. 1874.

Müllner I, S. 359 f.

Literatur


Alberti, Volker / Boesch, Anton: Herrensitz Weiherhaus bei Pillenreuth. In: MANL 39 (1990), Sonderheft 36.

KDM Nürnberg, S. 482.

Mummenhoff, Ernst: Die Pillenreuther Weiher und die Dutzenteiche. In: MVGN 19 (1911), S. 159-234; 20 (1913), S. 175-233.

Stadtlexikon Nürnberg, S. 357, 1164f.


Abbildung

Gartenseite des Herrensitzes Weiherhaus bei Pillenreuth. Fotografie: G. v. Volckamer um 1894 (StadtMN)

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