Wendelstein IV
- Abgegangenes Herrenhaus (1720 abgebrochen)
- Hauptstraße 25
- Markt Wendelstein
- Landkreis Roth
An der Stelle des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts stand ein Herrensitz, der sich bis 1579 im Besitz Nürnberger Bürger befand. 1455 verkauften ihn die Vormünder des Hans Haug an den gleichnamigen Vater. Vier Jahre später gelangte er an Wilhelm Rummel und 1469 an Anna Zenner. Sie erbaute 1475 einen Brunnen, der gemeinsam mit dem benachbarten alten Pfarrhof genutzt wurde. 1481 übernahm Stephan Koler und 1496 Jörg Koler das Anwesen, der die Gebäude erneuerte. Seine Witwe Ursula musste den Sitz 1518 dem Nürnberger Rat öffnen, d.h. für den Kriegsfall zur Verfügung stellen. Nach ihrem Tod wurde 1558 Lucas Franz neuer Eigentümer, vor 1573 Wolf Möringer und 1575 Lorenz Zatzer. Von ihm erwarb vier Jahre später Markgraf Georg Friedrich als Lehnsherr der Pfarrei Wendelstein das freieigene Anwesen und ließ dorthin den bis dahin weiter westlich situierten Pfarrhof verlegen.
Die „inzwischen alt und unansehnlich gewordenen Gebäude“ wurden 1720 abgerissen und an der Stelle des vorderen Hauses an der Hauptstraße das heute noch stehende zweigeschossige Pfarrhaus mit Mansarddach errichtet. Vor dem Abbruch ließ der markgräfliche Richter Simon Ulrich Engelhardt einen Bestandsplan erstellen, der dem reichsstädtischen Waldamt Lorenzi vorgelegt wurde. Er zeigt den Pfarrhof mit zwei Wohngebäuden: vorne an der Straße das von einem Walmdach überdeckte Nebenhaus und hinten, nordöstlich davon im Hof gelegen, das aus dem Herrenhaus hervorgegangene Pfarrhaus. Ob das 1720 untergegangene dreigeschossige Satteldachgebäude, dessen zwei Obergeschosse aus Fachwerk auf einem massiven Erdgeschoss mit Backofenanbau ruhten, seit 1575 unverändert geblieben war, ist nicht überliefert.
Quellen
StAN Rst. Nbg., Waldamt Lorenzi I Nr. 628. Ft. An., Oberamt Schwabach Urkunden Nr. 780, 781, 786-789, 791 f, 794-798.
Literatur
Schlüpfinger, Heinrich: Wendelstein. Geschichte eines Marktes mit altem Gewerbe und moderner Industrie (= Schriftenreihe der ANL Bd. 17). Nürnberg 1970, S. 151 f, 240.
Abbildung
Auf- und Grundrisse der Pfarrhofgebäude als Bestand 1720 gezeichnet, das dreigeschossige Pfarrhaus mit dem Halbwalmdach war möglicherweise noch mit dem Herrenhaus aus der Zeit vor 1575 identisch (StAN)
Lageplan
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