Wendelstein V
- Abgegangener Herrensitz, „Markgrafenschlösschen“ (1868 zerstört)
- Schulstraße 1
- Markt Wendelstein
- Landkreis Roth
Dem so genannten „Markgrafenschlösschen“ war nur eine relativ kurze Lebensdauer beschieden: Das Herrenhaus brannte 1868 aus und wurde daraufhin abgebrochen. Das Grundstück wurde neu bebaut, sodass sich keine Reste erhalten haben. Das Gebäude ging auf den brandenburgischen Richter Simon Ulrich Engelhardt zurück, der kurz vor 1695 das Anwesen des Messerschmieds Sebastian Schweinshaupt erwarb und es 1714 abbrechen ließ. Daraufhin wurde ein Herrenhaus errichtet, das der hohe Beamte 1716 dem vierjährigen Erbprinzen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach schenkte. Nach einem Inventar von 1730 waren in dem Herrenhaus tatsächlich fürstliche Räume eingerichtet worden, die vom 1723 verstorbenen Markgrafen Wilhelm Friedrich und seiner Familie bei gelegentlichen Besuchen genutzt wurden.
1750 zog die markgräfliche Administration das fürstliche Mobiliar ab und verfrachtete es nach Ansbach. 1774 wurde das Herrenhaus auf Befehl des markgräflichen Kastenamtes Schwabach an Barbara Magdalena von Seefried, Ehefrau eines markgräflichen Regierungsrates, verkauft. Von der Frau von Seefried gelangte es schließlich vor 1808 an den Metzgermeister Johann Georg Böhm, dann vor 1834 an den Wirt Johann Sebastian Abraham.
Der Ansitz des Markgrafen bestand aus einem Hauptgebäude an der heutigen Schulstraße, zwei Flügelgebäuden und westlich einem so genannten Hintergebäude, in dem sich die Stallungen und im Obergeschoss ein Saal befanden. Im anstoßenden kleinen Schlossgarten war ein Springbrunnen eingerichtet worden. An der Stelle der Brandruine baute die Marktgemeinde Wendelstein 1870/71 ein heute noch stehendes Schulhaus.
Quellen
StAN Rst. Nbg. Waldamt Lorenzi II Nr. 624. Reg. v. Mfr. Plansammlung I Mappe X Nr. 50.
Literatur
Schlüpfinger, Heinrich: Wendelstein. Geschichte eines Marktes mit altem Gewerbe und moderner Industrie (= Schriftenreihe der ANL Bd. 17). Nürnberg 1970, S. 101-105.
Abbildung
Obergeschossgrundriss des „Markgrafenschlösschens“ (mit Ausschnitt aus dem Erdgeschoss rechts oben: Einfahrt und Treppenaufgang) aus dem 18. Jahrhundert, links das an der Schulstraße liegende Hauptgebäude mit einem südlichen Eckerker (StAN
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