Winterstein

  • Burg, teilweise Ruine
  • Winterstein 9
  • Gemeinde Simmelsdorf
  • Landkreis Nürnberger Land


Die Anfänge der Burg Winterstein liegen bis heute im Dunkel der Geschichte verborgen. Bei ihrem ersten Aufscheinen im Jahr 1326 diente sie als Sitz eines Neidung aus einem Ministerialengeschlecht, das vermutlich einst bei den Edelfreien von Osternohe und/oder den Reichsministerialen von Hiltpoltstein-Rothenberg in Dienst gestanden war [vgl. Diepoltsdorf, Hiltpoltstein, Osternohe II, Simmelsdorf I]. 1326 veräußerte Neidung von Winterstein, Sohn des verstorbenen Rienolt von Osternohe, Güter an den Deutschen Orden. Sein Bruder Hartmann von Diepoltsdorf bürgte für ihn; um 1331 besaßen sie gemeinsam ein Lehen der Schenken von Reicheneck. Ob der sich 1305 nach seinem Dienstsitz Hiltpoltstein nennende Neidung mit dem späteren Wintersteiner identisch ist, ist nicht mehr zu klären. Vermutlich geht die Errichtung der Burg Winterstein nicht auf dieses Geschlecht, sondern auf einen ihrer Dienstherrn zurück. Immerhin lag Winterstein später im Hochgerichtsbezirk der Feste Hiltpoltstein. Dass auch später noch Familienmitglieder bei Geschäften der Herren von Wildenstein, die die Reichsministerialen von Rothenberg beerbt hatten, auftraten, weist wiederum auf frühere Dienstverhältnisse.

Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burg in etliche Besitzanteile zerfallen; vermutlich bot sich das Bild einer Ganerbenburg, auf der sich mehrere Familien des Geschlechts aufhielten. Die wirtschaftliche Basis der Grundherrschaft war eher schmal, sodass sich diese Situation nicht lange halten konnte. Zwischen 1369 und 1378 veräußerten die Wintersteiner ihren Stammsitz an die Egloffsteiner, worüber bislang nur eine Reihe einander widersprechender Urkundenregesten bekannt ist.

Im Ersten Markgrafenkrieg zogen die Nürnberger am 9. März und am 15. Mai 1450 vor Winterstein, wohl auch, weil sich etliche Egloffsteiner im feindlichen Lager befanden. Die Burg, die der Egloffsteinsche Voit Cunz Sixt geschlossen hielt, wurde nicht eingenommen; aber man brannte beim ersten Mal alles nieder, „was umb das Schloß Winterstain liegt“. Beim zweiten „Besuch“ im Mai plünderte man nur noch in den Hofstellen der Bauern.

Um 1500 war Claus von Egloffstein Burgherr; Christoph von Egloffstein veräußerte die Burg 1519 an Pankraz Lochner, ebenfalls Abkömmling eines oberfränkischen Ministerialengeschlechts [vgl. Hüttenbach]. Nach seinem Tod 1546 und einer Vormundschaftsverwaltung teilten seine Söhne Andreas und Georg den Besitz, zu dem schon seit 1528 auch das Rittergut Hüttenbach gehört hatte. Andreas erhielt das Rittergut Winterstein, starb aber um 1590 ohne männliche Nachkommen, sodass seine Hüttenbacher Neffen Hans Georg und Wolf Pankraz erbten. Nach einem Vergleich 1592 übernahm letzterer die Burg. Als Hans Georg Lochner 1606 verstarb, verwaltete der Wintersteiner Bruder als Vormund auch das erheblich verschuldete Hüttenbacher Gut.

Einige Zeit nach dem Tod des Wolf Pankraz Lochner (1639), der viele Jahre auch bei der Familie Tucher in der Kreide gestanden war, veräußerten dessen Töchter Katharina und Maria Magdalena in ihrer Not 1662/64 das Rittergut mit der Burg an die Gläubiger. Diese blieben von nun an bis heute Besitzer, wobei sie sich seither Tucher von Simmelsdorf und Winterstein nennen. In der Burg wurde ein Tucherscher Voit einquartiert, der sie und die Schlossökonomie verwaltete. Ansonsten erfüllte die Feste allenfalls noch die Funktion eines gelegentlich aufgesuchten Jagdschlosses.

Die Lochner hatten den Besitz vermutlich seit dem 30-jährigen Krieg stark vernachlässigt, sodass er zu Beginn der 1660-er Jahre erheblich baufällig war. Schon im Jahr des Kaufes ließ die Tuchersche Verwaltung das Torhaus und diverse Nebengebäude ausbessern. Auch in den folgenden Jahren waren größere Ausgaben nötig: 1665 musste man die Mauern des so genannten alten Schlosses mit Hölzern sichern, vielleicht abstützen; 1666 bis 1669 wurden an nicht näher bezeichneten Dächern Ziegel erneuert sowie mancherlei Ausbesserungen durchgeführt.

Renovierungsarbeiten wurden auch verstärkt in den späten 1680-er und frühen 1690-er Jahren erledigt. Wiederum lag ein Schwerpunkt bei Dachreparaturen, zum Teil an Schindeldächern. Um 1689/90 scheint das heute noch erhaltene Obergeschoss im Torhaus modernisiert worden zu sein. So wurden 1689 in der „vorderen Stube oberhalb des Thors“ ein Unterzug eingebaut und Ausbesserungen, u.a. am Kachelofen, ausgeführt.

Bemerkenswert sind die beiden Pläne des Hüttenbacher Maurermeisters und Stuckators Johann Wurm von 1740. Einer zeigt einen Aufriss des Hauptgebäudes, das damals einen sechseckigen Treppenturm für eine Spindeltreppe erhalten sollte. Der zweite Riss ist ein Deckenspiegel für eine reich dekorierte Stuckdecke eines etwa 8 Meter langen und 6½ Meter breiten Saals, den ebenfalls Johann Wurm signiert hat. Es ist noch nicht geklärt, ob der Bau des Treppenturms realisiert worden ist.

Eine Ansicht Wintersteins von Norden entstand bereits um 1677. Die Radierung nach einer Vorlage von Johann Keill (1642–1719) zeigt im Vordergrund das heute noch erhaltene zweigeschossige Torhaus (damals mit einem Fachwerkerker) sowie nach Osten anschließend ein Gebäude gleicher Höhe sowie einen Rundturm, dessen Helm und obere Teile jetzt abgetragen sind. Weitgehend verschwunden sind dagegen der auf einem Felsriff errichtete, mehrgeschossige wohnturmartige Haupt­bau und ein niedrigeres Gebäude mit mächtigem Halbwalmdach, das im südöstlich gelegenen Burghof stand.

Leider ist unklar, wann die Hauptgebäude zu Grunde gegangen sind. Nach Otto Röder sollen sie erst nach dem Verkauf an Bauern gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen worden sein. Erst nach der Wiedererwerbung durch die Tucher sei das ebenfalls bau­fällige so genannte Torhaus zu Beginn der 1930-er Jahre repariert worden. Eine weitere Renovierung erfolgte in den 1970-er Jahren. Eine gründliche Untersuchung zur Baugeschichte der Burg wäre überaus wünschenswert.

Quellen


StAAm Landsassen Nr. 325.

StAN Rst. Nbg., Landpflegamt, Hiltpoltstein Rep. 34 a, fol. 89, Nr. 3. Rst. Nbg., Handschriften Nr. 198. SchlossA Hüttenbach Urk. Nr. 23; Akten Nr. 39.

StadtAN E 29/II Nr. 1031.

HallerA SchlossA Henfenfeld Urk. Nr. 198 (neu Nr. 185).

Gelegenhait, Nr. 611, 843.

Müllner II, S. 458, 472; III, S. 254.

Lehnbuch von 1331, S. LX, LXIV, 26, 75, 89, 159 f.

Literatur


Alberti, Volker: Die Herrschaft Winterstein. In: Fundgrube 39 (1998), Nr. 1, S. 1-5.

Deliciae II, S. 183.

KDM Forchheim, S. 224.

Röder, Otto: Winterstein. Geschichte eines Herrensitzes. Nürnberg 1985.

Voit, Pegnitz, S. 302-304.


Abbildung

Blick auf das zweigeschossige Torhaus. Aufnahme 2006 (Rg)

Lageplan

Klicken Sie auf [+] um die Ansicht zu vergrößern, [-] zum Verkleinern. Mit Hilfe der Pfeil-Schaltflächen können Sie die Karte verschieben.